Page 20 - AIT0522_E-Paper
P. 20

FORUM NACHRICHTEN • NEWS



            KEF                                    63° 59’ 6’’ N, 22° 36’ 20’’ W (Keflavík)                           Kira Sophie Kawohl
                                                                                                                      Kunsthistorikerin, Absol-
                                                                                                                      ventin des Studienfachs
                                                                                                                      Innenarchitektur (FH) und
                                                                                                                      Redakteurin bei AIT. Lebt
                                                   Keflavík – Reykjavík (49 km)
                                                                                                                      in Stuttgart und Hamburg.
                                           Schillernde Kunstmusik

                                           Der silbergraue Silfurberg-Kristall diente  bildet eine wabenartige Struktur aus Farb-  The crystalline façade of the Harpa con-
                                           schon den Wikingern als Navigationshilfe.  effektglas eine glatte, irisierende Außen-  cert hall has been shimmering in the old
                                           Sie nannten ihn Sonnenstein, da er bei be-  haut. An der Südseite in Richtung Innen-  harbour of Reykjavík since 2011. The de-
                                           wölktem Himmel, Dämmerung oder Nebel  stadt ist die Fassadenfläche in eine Viel-  sign and execution of the two offset, cu-
                                           durch eine doppelte Lichtbrechung die  zahl plastisch ausgeformter Waben zerglie-  boid buildings, which are reminiscent of
                                           Richtung der Sonne anzeigen konnte.  dert, die im Gebäudeinneren einen bemer-  the rugged rocky coast of Iceland, are the
                                           Farbe und Form des kubischen Sonnenfel-  kenswerten Lichteffekt erzeugen. Das Ge-  result of collaboration between the Da-
                                           sens finden sich auch an der kristallinen  fühl, mitten in einem blinkenden Kristall  nish architectural firm Henning Larsen
                                           Fassade des Konzerthauses Harpa wieder,  zu wandeln, wird im Foyer durch teilweise  and the Icelandic planning team Batte-
                                           das nun bereits seit 2011 zwischen Land  verspiegelte Deckenpaneele verstärkt.  ríið Architects. The idea for the nature-
                                           und Wasser im alten Hafenbecken von  Harpa – eines der wenigen Worte der islän-  inspired façade comes from the Danish-
                                           Reykjavík schillert. Entwurf und Ausfüh-  dischen Sprache, die auch Touristen unfall-  Icelandic artist Ólafur Elíasson. On the
                                           rung der zwei leicht zueinander versetzten,  frei aussprechen können – bedeutet  water side, a honeycomb-like structure
                                           quaderförmigen Baukörper, deren Typolo-  „Harfe“ und bietet Platz für einen zentralen  of colour-effect glass creates a smooth,
                                           gie an die schroffe Felsenküste Islands er-  Konzertsaal mit 1800 Sitzplätzen sowie  iridescent outer skin. On the south side
                                           innert, sind das Ergebnis der Zusammen-  drei weitere kleinere Konzerträume und  facing the city centre, the façade surface
                                           arbeit zwischen dem dänischen Architek-  ein Konferenzzentrum. Wie schon so viele  is divided into a multitude of sculpted
                                                                                                         honeycombs that create a remarkable
                                                                          seiner Art hat sich das in Reykjavík auf-
                                           turbüro Henning Larsen und dem isländi-
            Fotos: Conny Kawohl, Berlin    schen Planungsteam Batteríið Architects.  grund der hohen Baukosten zunächst sehr  light effect inside the building. The fee-
                                                                          skeptisch beäugte Kulturzentrum inzwi-
                                                                                                         ling of walking in the middle of a twink-
                                           Die Idee zur naturinspirierten Fassade
                                           stammt vom dänisch-isländischen Künst-
                                                                                                         ling crystal is enhanced in the foyer by
                                                                          schen auch ganz erfolgreich in die Herzen
                                                                                                         partially mirrored ceiling panels.
                                                                          der isländischen Hauptstädter geglitzert.
                                           ler Ólafur Elíasson. Zur Wasserseite hin
            DUS                                    51° 16’ 51’’ N, 6° 45’ 26’’ O (Düsseldorf)                         Claudia Luxbacher
                                                                                                                      Kunsthistorikerin und
                                                                                                                      Journalistin, seit 2006
                                                                                                                      leitet sie die PR-Abtei-
                                                                                                                      lung bei Atelier Brück-
                                                                                                                      ner in Stuttgart

                                           Elektronische Sounds

                                           Ein Smiley begrüßt die Besucher der Aus-  Aufnahmen zugeordnet. Konzertgerüste  The Kunstpalast in Düsseldorf features the
                                           stellung „Electro – Von Kraftwerk bis  mit eingehängten Glas- und anthrazitfarbe-  exhibition Electro – From Kraftwerk to
                                           Techno“. Sie ist bis 15. Mai im Kunstpalast  nen MDF-Platten sind das Grundelement  Techno until 15 May. A soundscape by Lau-
                                           in Düsseldorf zu sehen – und zu hören.  des Ausstellungsbaus. Sie bilden einen  rent Garnier with ten mixes lead visitors
                                           Eine Soundlandschaft von Laurent Garnier  thematischen Parcours um einen zentralen  from 1970s New York sound to futuristic
                                           trägt durch das Ausstellungserlebnis: Zehn  Raum. Dieser ist dem 1970 in Düsseldorf  techno, exploring the emergence of the
                                           Mixes, die vom New Yorker Sound der  gegründetem Multimediaprojekt Kraftwerk  musical movements Detroit Techno, hip-
            Foto: Claudia Luxbacher        ren. Zudem gibt es Kopfhörer und freie  setzt die Schau beim beeindruckenden  stic production. An overview is provided at
                                                                          gewidmet. Inhaltliche NRW-Schwerpunkte
                                           1970er bis zum futuristischen Techno füh-
                                                                                                         hop and rave and their interplay with arti-
                                                                                                         the beginning by large numbers shining in
                                                                          WDR-Soundlabor von Karlheinz Stockhau-
                                           Buchsen, um an einzelnen Stationen in die
                                           Klangwelt vergangener Jahrzehnte einzu-
                                           tauchen. Optisch und akustisch geht es zu-  sen und Fotografien von Andreas Gursky.  fluorescent colour. Concert scaffolds with
                                                                          Ursprünglich wurde sie für das Musée de
                                                                                                         suspended glass and anthracite-coloured
                                           rück bis in die erste Hälfte das 20. Jahrhun-  la Musique – Philharmonie de Paris von  MDF panels are the basic element of the
                                           derts, als erstmals elektronische Musikin-  1024 architecture gestaltet, für Düsseldorf  exhibition design. The exhibition is dedica-
                                           strumente entwickelt wurden. Die Schau  überarbeitet von Ralf Hütter. Künstliche In-  ted to the multimedia project Kraftwerk,
                                           blickt auf die Entstehung der Musikströ-  telligenz, Interaktion, spektakuläre Locati-  founded in Düsseldorf in 1970, and focuses
                                           mungen Detroit Techno, Hip-Hop und Rave  ons bilden den Abschluss. Die Besucher  on the impressive WDR sound laboratory
            Foto: Kunstpalast/Katja Illner  schen Produktion. Einen Überblick bieten  einer Filmprojektion hindurchgehen: Ein  graphs by Andreas Gursky. Originally desi-
                                                                                                         by Karlheinz Stockhausen and photo-
                                           und ihr Zusammenspiel mit der künstleri-
                                                                          verlassen das Setting, indem sie unter
                                           gleich eingangs große Zahlen, die in fluo-
                                                                          Smiley auf dem Boden eines Ballonkorbs
                                                                                                         gned for the Musée de la Musique – Phil-
                                           reszierender Farbe von der Wand leuchten.
                                                                                                         harmonie de Paris by 1024 architecture, it
                                                                          fliegt über sie hinweg – Ausschnitte eines
            020 • AIT 5.2022               Ihnen sind Apparate, Text und historische  Live-A/Vs von Ben Böhmer, 2020.  was revised for Düsseldorf by Ralf Hütter.
   15   16   17   18   19   20   21   22   23   24   25