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FORUM NACHRICHTEN • NEWS
KEF 63° 59’ 6’’ N, 22° 36’ 20’’ W (Keflavík) Kira Sophie Kawohl
Kunsthistorikerin, Absol-
ventin des Studienfachs
Innenarchitektur (FH) und
Redakteurin bei AIT. Lebt
Keflavík – Reykjavík (49 km)
in Stuttgart und Hamburg.
Schillernde Kunstmusik
Der silbergraue Silfurberg-Kristall diente bildet eine wabenartige Struktur aus Farb- The crystalline façade of the Harpa con-
schon den Wikingern als Navigationshilfe. effektglas eine glatte, irisierende Außen- cert hall has been shimmering in the old
Sie nannten ihn Sonnenstein, da er bei be- haut. An der Südseite in Richtung Innen- harbour of Reykjavík since 2011. The de-
wölktem Himmel, Dämmerung oder Nebel stadt ist die Fassadenfläche in eine Viel- sign and execution of the two offset, cu-
durch eine doppelte Lichtbrechung die zahl plastisch ausgeformter Waben zerglie- boid buildings, which are reminiscent of
Richtung der Sonne anzeigen konnte. dert, die im Gebäudeinneren einen bemer- the rugged rocky coast of Iceland, are the
Farbe und Form des kubischen Sonnenfel- kenswerten Lichteffekt erzeugen. Das Ge- result of collaboration between the Da-
sens finden sich auch an der kristallinen fühl, mitten in einem blinkenden Kristall nish architectural firm Henning Larsen
Fassade des Konzerthauses Harpa wieder, zu wandeln, wird im Foyer durch teilweise and the Icelandic planning team Batte-
das nun bereits seit 2011 zwischen Land verspiegelte Deckenpaneele verstärkt. ríið Architects. The idea for the nature-
und Wasser im alten Hafenbecken von Harpa – eines der wenigen Worte der islän- inspired façade comes from the Danish-
Reykjavík schillert. Entwurf und Ausfüh- dischen Sprache, die auch Touristen unfall- Icelandic artist Ólafur Elíasson. On the
rung der zwei leicht zueinander versetzten, frei aussprechen können – bedeutet water side, a honeycomb-like structure
quaderförmigen Baukörper, deren Typolo- „Harfe“ und bietet Platz für einen zentralen of colour-effect glass creates a smooth,
gie an die schroffe Felsenküste Islands er- Konzertsaal mit 1800 Sitzplätzen sowie iridescent outer skin. On the south side
innert, sind das Ergebnis der Zusammen- drei weitere kleinere Konzerträume und facing the city centre, the façade surface
arbeit zwischen dem dänischen Architek- ein Konferenzzentrum. Wie schon so viele is divided into a multitude of sculpted
honeycombs that create a remarkable
seiner Art hat sich das in Reykjavík auf-
turbüro Henning Larsen und dem isländi-
Fotos: Conny Kawohl, Berlin schen Planungsteam Batteríið Architects. grund der hohen Baukosten zunächst sehr light effect inside the building. The fee-
skeptisch beäugte Kulturzentrum inzwi-
ling of walking in the middle of a twink-
Die Idee zur naturinspirierten Fassade
stammt vom dänisch-isländischen Künst-
ling crystal is enhanced in the foyer by
schen auch ganz erfolgreich in die Herzen
partially mirrored ceiling panels.
der isländischen Hauptstädter geglitzert.
ler Ólafur Elíasson. Zur Wasserseite hin
DUS 51° 16’ 51’’ N, 6° 45’ 26’’ O (Düsseldorf) Claudia Luxbacher
Kunsthistorikerin und
Journalistin, seit 2006
leitet sie die PR-Abtei-
lung bei Atelier Brück-
ner in Stuttgart
Elektronische Sounds
Ein Smiley begrüßt die Besucher der Aus- Aufnahmen zugeordnet. Konzertgerüste The Kunstpalast in Düsseldorf features the
stellung „Electro – Von Kraftwerk bis mit eingehängten Glas- und anthrazitfarbe- exhibition Electro – From Kraftwerk to
Techno“. Sie ist bis 15. Mai im Kunstpalast nen MDF-Platten sind das Grundelement Techno until 15 May. A soundscape by Lau-
in Düsseldorf zu sehen – und zu hören. des Ausstellungsbaus. Sie bilden einen rent Garnier with ten mixes lead visitors
Eine Soundlandschaft von Laurent Garnier thematischen Parcours um einen zentralen from 1970s New York sound to futuristic
trägt durch das Ausstellungserlebnis: Zehn Raum. Dieser ist dem 1970 in Düsseldorf techno, exploring the emergence of the
Mixes, die vom New Yorker Sound der gegründetem Multimediaprojekt Kraftwerk musical movements Detroit Techno, hip-
Foto: Claudia Luxbacher ren. Zudem gibt es Kopfhörer und freie setzt die Schau beim beeindruckenden stic production. An overview is provided at
gewidmet. Inhaltliche NRW-Schwerpunkte
1970er bis zum futuristischen Techno füh-
hop and rave and their interplay with arti-
the beginning by large numbers shining in
WDR-Soundlabor von Karlheinz Stockhau-
Buchsen, um an einzelnen Stationen in die
Klangwelt vergangener Jahrzehnte einzu-
tauchen. Optisch und akustisch geht es zu- sen und Fotografien von Andreas Gursky. fluorescent colour. Concert scaffolds with
Ursprünglich wurde sie für das Musée de
suspended glass and anthracite-coloured
rück bis in die erste Hälfte das 20. Jahrhun- la Musique – Philharmonie de Paris von MDF panels are the basic element of the
derts, als erstmals elektronische Musikin- 1024 architecture gestaltet, für Düsseldorf exhibition design. The exhibition is dedica-
strumente entwickelt wurden. Die Schau überarbeitet von Ralf Hütter. Künstliche In- ted to the multimedia project Kraftwerk,
blickt auf die Entstehung der Musikströ- telligenz, Interaktion, spektakuläre Locati- founded in Düsseldorf in 1970, and focuses
mungen Detroit Techno, Hip-Hop und Rave ons bilden den Abschluss. Die Besucher on the impressive WDR sound laboratory
Foto: Kunstpalast/Katja Illner schen Produktion. Einen Überblick bieten einer Filmprojektion hindurchgehen: Ein graphs by Andreas Gursky. Originally desi-
by Karlheinz Stockhausen and photo-
und ihr Zusammenspiel mit der künstleri-
verlassen das Setting, indem sie unter
gleich eingangs große Zahlen, die in fluo-
Smiley auf dem Boden eines Ballonkorbs
gned for the Musée de la Musique – Phil-
reszierender Farbe von der Wand leuchten.
harmonie de Paris by 1024 architecture, it
fliegt über sie hinweg – Ausschnitte eines
020 • AIT 5.2022 Ihnen sind Apparate, Text und historische Live-A/Vs von Ben Böhmer, 2020. was revised for Düsseldorf by Ralf Hütter.