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ÖFFENTLICHE BAUTEN • PUBLIC BUILDINGS

































            HUNDESCHULE

            IN MADRID



            Entwurf • Design Enrique Espinosa, Lys Villalba, ES-Madrid


            Bicho und Bomba – zwei Belgische Schäferhunde –, Harris die Eule,
            Rötelfalken- und Seglerfamilien, Spatzen und Fledermäuse, sie alle
            teilen sich ein neues Zuhause. Nahe der spanischen Hauptstadt, inmit-
            ten von Feldern, stellten Enrique Espinosa und Lys Villalba jüngst eine
            „Schule für Hunde, Menschen und andere Spezies“ fertig. Ökologisch
            geprägte Architektur aus alten Schiffscontainern, Holz und Beton.



            von • by Stephan Faulhaber
            Ö   kologie 4.0 – oder die Vernetzung von Architektur und belebter Natur. Auf knapp
                300 Quadratmetern bietet die neue Hundeschule namens Educan viel Platz zum
            Spielen und Trainieren. Auf gelenkschonenden Matten aus recyceltem Kunststoff lernen
            die Vierbeiner neue Kunststückchen und stellen im Hindernisparcours – dem sogenann-
            ten „Agility“ – ihre Flinkheit und Wendigkeit unter Beweis. Um Ablenkungen zu vermei-
            den, beginnen alle Wandöffnungen ab einer Höhe von knapp anderthalb Metern. So las-
            sen die Bullaugen für den Menschen spannende Blickbeziehungen entstehen, während
            die Hunde sich ungestört auf ihr Spiel fokussieren. Sechs Seefrachtcontainer wurden,
            nach vierzehnjährigem Einsatz, vollständig wiederverwendet – ihr Stahltrapezblech dient
            als Fassadenverkleidung, und ihr vormaliges Grundgerüst überspannt als sichtbare Fach-
            werkträger die Halle. Akustisch wirksame Pyramidenschaumstoffe verkleiden und
            schmücken, als abstrahierte Musterung, die obere Fassadenhälfte. Im selben Mintgrün
            eingefärbt wie Hülle, Tragwerk und Belüftungsrohre, sind sie Teil des natürlich frischen
            Farbkonzepts. Die schwach gesättigte, gar kreidige Farbpalette spiegelt den Recycling-Ge-
            danken wider und bewegt sich im für die Hunde sichtbaren Blau-Violett- und Gelb-Grün-
            Spektrum. Nur das peppige Orange des Vorhangs der Hundedusche bleibt uns Zweibei-
            nern vorbehalten. Während die beiden Trainingsräume, das „Klassenzimmer“, ja selbst
            die Küche vollständig auf das Mensch-Hund-Gespann ausgerichtet sind, existiert eine
            zweite verborgene Innenraumebene; eine Art Fassaden- und Dachinterieur, mit einer 100
            Prozent umweltfreundlichen Einrichtung aus trockenen Halmen und kleinen Ästen. Hier
            nisten verschiedenste Vogelarten: An der Ostfassade gestatten runde Stahlrohre mit
            einem Durchmesser von zehn Zentimetern dem Rötelfalken Einlass; an der Westfassade
            lockt eine Art Höhle, mit Windschutz und vorspringendem Sims zum Beobachten der
            Beute, die Schleiereule zu sich; an der Südfassade werben die großen EDUCAN-Buchsta-
            ben mit integrierten Fledermauskästen; und für den Spatz, der sich unangekündigt doch
            gern gesehen dazugesellte, wurden weitere 24 Nistkästen im Dachraum montiert.

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