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ÖFFENTLICHE BAUTEN • PUBLIC BUILDINGS

































            KIRCHE ST. GEORG

            IN HEBERTSHAUSEN



            Entwurf • Design Heim Kuntscher Architekten und Stadtplaner, München


            Wohnbauten, Geschäftsräume, Restaurants, Hotels oder gar Clubs –
            etliche Gotteshäuser erfuhren in den vergangenen Jahren Umbauten
            und  erhielten  damit  neue,  meist  weltliche  Funktionen.  Die  Ge-
            meinde Hebertshausen entschied sich dafür, die denkmalgeschützte
            Kirche St. Georg wieder ihrer ursprünglichen Nutzung zuzuführen
            und gleichzeitig zu einem Ort des Gedenkens werden zu lassen. Gut
            zehn Jahre dauerte die umfangreiche Planung, die weit mehr als eine
            Instandsetzung des 900 Jahre alten Bauwerks beinhaltete.

            Residential buildings, business premises, restaurants, hotels or even
            clubs — quite a few places of worship have been converted and re-
            purposed in recent years and thus given new, secular functions. The
            Upper Bavarian community of Hebertshausen, however, decided to
            return St. George’s Church, which is under preservation order, to its
            original use and at the same time turn it into a place of remembrance.
            The extensive planning took a good ten years and involved much
            more than just repairing and restoring the 900-year-old building.



            von • by Sabine Marinescu, Stuttgart
            S  o zeichneten Heim Kuntscher Architekten und Stadtplaner nicht nur für die behut-
               same Sanierung verantwortlich, ihre Arbeit an dem Projekt umfasste ebenso die
            Sicherung einer Hangkante samt Friedhofsmauer, eine landschaftsplanerische Neuord-
            nung des Umfelds sowie die Neueinrichtung einer Aussegnungshalle. Bereits 1293 findet
            die Kirche ihre erste urkundliche Erwähnung. Als spätromanischer Saalbau errichtet,
            wurde sie im Laufe ihrer Geschichte mehrfach umgebaut. Seit in den 1960er-Jahren eine
            größere Pfarrkirche am Fuß des Geländes ihren Dienst aufnahm, diente St. Georg als
            Friedhofskirche und litt aufgrund von Vernachlässigung an Baufälligkeit. Aus Platzgrün-
            den wurde zugleich außerhalb des Ortes ein neuer Friedhof geplant. Die in Münchener
            Architekten schlugen daher vor, eine Aussegnungshalle am historischen Standort zu
            errichten und so beide Kirchen und Friedhöfe wieder in einen gemeinsamen Kontext
            innerhalb der Gemeinde zu bringen. Dafür wurde das Leichenhaus am Rande des alten
            Friedhofs entkernt und nach oben zum Dach hin geöffnet. Wandhohe, schwarz-grau
            lasierte Holzelemente lassen sich auf- und zuklappen, um eine jeweils angemessene
            Stimmung zu modulieren – und zwar für jede Art religionsneutraler Trauerfeiern.     s

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