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Rick Rütten Berger+Parkkinen
Foto: David Schwarz 1994 geboren 2014–2017 Bachelorstudium, KIT 2019 Beginn Masterstudium 1995 gegründet Büropartner Alfred Berger, Tiina Parkkinen, Lucas Schuh Foto: Philipp Horak, Wien
Mitarbeitende 20 Bürostandorte Wien, Helsinki Schwerpunkte Städtebau,
TU Graz seit 2020 Fortsetzung TU Wien, studienbegleitend zahlreiche
Praktika seit 2021 angestellt bei Berger+Parkkinen Architekten, Wien
Bildung, Kultur, Sport, Wohn- und Geschäftsbauten, Design
Fotos: Wolfgang Thaler, Wien
2023 realisiert: Atelier und Wohnung für den Glasbläser Robert Comploj: Zu- und Umbau in Wiens 18. Bezirk • Realized in 2023: Studio and flat for glassblower Robert Comploj: extension and conversion in Vienna’s 18 district
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r Herr Rütten, Sie haben jede Menge Büroerfahrung während Ihres Architekturstudiums hat. Leistbarer Wohnungsbau – eine der drängendsten Aufgaben unserer Zeit –, aber
gesammelt. Was raten Sie jungen BerufsanfängerInnen im Hinblick auf die Praxis? auch öffentliche Projekte und Entwurfsaufgaben im kleineren Maßstab, werden bei Ber-
Das Arbeiten in Büros unterscheidet sich stark von den Aktivitäten an der Uni. Ein früher ger+Parkkinen umgesetzt. Dieses breite Spektrum fand ich sehr spannend.
Einblick in den Berufsalltag kann helfen, festzustellen, ob die Berufswahl tatsächlich die
richtige ist. Darüber hinaus trägt die Praxiserfahrung auch dazu bei, sich im Studium die r Erzählen Sie uns vom Büro: Wie ist es strukturiert, wie viele MitarbeiterInnen
relevanten Fragen zu stellen und das Maximum aus dem Lehrangebot herauszuholen. arbeiten dort, und welche Arbeits- und Führungskultur herrscht dort?
Ich bin froh, dass ich schon in so viele Büros Einblicke erhalten konnte, da die Das Team besteht derzeit aus 20 Mitarbeitenden. Viele sind fürs Studium nach Wien
Arbeitsweisen und Tätigkeiten sich durchaus unterscheiden. Gerade das Jahr in einem gezogen. Unter anderem dadurch sind wir sehr international und jung aufgestellt. Das
Landschaftsarchitekturbüro empfand ich als sehr ergiebig. Daher kann ich nur raten, sorgt für ein anregendes Arbeitsklima, viel Gesprächsstoff in den Pausen und gemeinsame
möglichst viel auszuprobieren. Das wünsche ich mir im Übrigen auch weiterhin für mich. Aktivitäten in der Freizeit. Von den Projektleitenden bis zur Administration arbeiten wir
alle im selben Großraumbüro. Das macht den Austausch unkompliziert. Jeder bekommt
r Seit 2021 arbeiten Sie parallel zu Ihrem Masterstudium an der TU Wien bei mit, was in den anderen Projekten passiert. Je nach Größe des Projekts arbeiten wir
Berger+Parkkinen. Das kann herausfordernd sein. Wie meistern Sie das? in sich stets wandelnden Teams. Alle dürfen und sollen sich aktiv am Entwurfsprozess
Das ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Daher habe ich zuletzt mit meinem Studium beteiligen. Alfred und Tiina sind bei den wichtigen Besprechungen dabei, begleiten die
pausiert. Ich arbeite in Vollzeit mit dem Ziel, ab Herbst wieder ausschließlich studieren Prozesse, stellen die wichtigen Fragen und treffen Entscheidungen.
zu können und meine gesamte Aufmerksamkeit den Möglichkeiten und Aufgaben an der
Uni zu widmen. Grundsätzlich genieße ich die Struktur, die ein geregeltes Berufsleben r Die Gebäude von Berger+Parkkinen folgen jeweils eigenen Parametern. Den
in meinen Alltag bringt – nach Feierabend und an den Wochenenden tatsächlich frei zu „Berger+Parkinnen-Stil“ gibt es nicht, aber dennoch eine gemeinsame DNA?
haben und sich anderen Dingen widmen zu können. Außerdem tut es gut, an Projekten, Das stimmt, jeder Kontext ist einzigartig, und jede Aufgabenstellung sucht nach individuellen
die am Ende tatsächlich umgesetzt werden, mitzuarbeiten. Allerdings werde ich eines Antworten. Die Intentionen sind aber immer dieselben. Nämlich ein Puzzleteil zu schaffen,
Tages vermutlich auch die Freiheiten, die man bei den unterschiedlichen Tätigkeiten wäh- welches das bestehende Gefüge ergänzt und alle spezifischen Parameter in Einklang
rend des Studiums hat, vermissen. bringt. Das Thema Nachhaltigkeit ist natürlich etwas, das sich durch alle Projekte zieht
und auf unterschiedlichste Weisen zum Tragen kommt – seien es technische Lösungen,
r In Deutschland wurden Berger+Parkkinen zu Anfang Ihrer Karriere mit einem Schlag lokale Materialien oder Aspekte auf städtebaulicher und sozialer Ebene.
durch den 1999 eröffneten Komplex der Nordischen Botschaften in Berlin bekannt.
Welche Gebäude des Büros haben Sie persönlich begeistert und dazu bewogen, sich r An welchen Projekten dürfen Sie mitarbeiten, und was sind dabei Ihre Aufgaben?
bei Berger+Parkkinen in Wien zu bewerben? Zu Beginn habe ich an verschiedenen Wettbewerben mitgewirkt. Das ist immer ziemlich
Ich habe mit meinem Vater bei meinem ersten Berlinbesuch – ich muss 14 oder 15 Jahre dynamisch aufgrund der vergleichsweise kurzen Bearbeitungsdauer. Alle Themen werden
alt gewesen sein – tatsächlich die Nordischen Botschaften besucht. Dank seiner unauf- zumeist gemeinsam besprochen und bearbeitet. Besonders in Erinnerung geblieben ist
dringlichen, einladenden Architektur blieb mir dieser Komplex dauerhaft in Erinnerung. mir der Wettbewerb für die Sanierung der Festspielhäuser in Salzburg, den wir allerdings
Der Holzwohnungsbau in der Seestadt Aspern ist ein weiteres Projekt, welches für mich leider nicht gewonnen haben. Das war eine ganz spezielle und komplexe Entwurfsaufgabe
herausgestochen ist, aufgrund seiner städtebaulichen Gliederung und den daraus resul- im Herzen der Salzburger Altstadt. Mittlerweile arbeite ich seit eineinhalb Jahren an einem
tierenden intimen und zugleich vielfältigen, teils privaten, teils halböffentlichen Freiflä- Wohnbauprojekt in Salzburg. Auf dem Gelände befindet sich ein Gründerzeitbau, der
chen. Letztendlich kann ich sagen, dass mich die große Bandbreite der Projekte gereizt eine Schule beherbergt. Dieser soll umgenutzt und durch Neubauten ergänzt werden. Es
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