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WOHNEN  •  LIVING

































           IDK FAMILY APARTMENT

           IN KÖLN


           Entwurf • Design Demo Working Group, Köln



           Ein markanter Raumteiler in der Sichtachse, raumgliedernde Wand-
           scheiben, große Glasfronten und viel Marmor, der farbige Akzente
           setzt. Nein, die Rede ist nicht von einem der bedeutendsten Bauwer-
           ke der klassischen Moderne – dem Barcelona-Pavillon. Und nicht Bar-
           celona ist der Ort des Geschehens. Es handelt sich um eine Wohnung
           in Köln, deren Umgestaltung sich die Demo Working Group annimmt.



           von • by Lisa Klasberg, Münster
           D   ie weiße – teils 19-geschossige – Wohnanlage, um die es hier geht, befindet sich seit
               den 1970er-Jahren eine gerade mal 30-minütige Bahnfahrt vom Kölner Dom entfernt
           und beherbergt ein Konglomerat aus verschieden hohen Flachdachbauten. Unweit der
           Poller Rheinaue, umgeben von viel Grün, einer Kleingartenanlage und Einfamilienhäu-
           sern, sticht die Großstruktur hervor. An die Euphorie, mit der sie entwickelt wurde, so
           das Kölner Architekturbüro, möchten sie anschließen und starten unter diesem opti-
           mistischen Credo die Transformation einer Wohnung. 82 Quadratmeter, vier Zimmer,
           zwei Erwachsene und zwei Kinder – die Flächenressourcen sind begrenzt, der Mut zum
           innovativen Raumdenken nicht. So machten die drei Kölner Architekten Tim Panzer,
           Thorsten Pofahl und Matthias Hoffmann Tabula rasa und entfernten alle Wände, die
           statisch keine Bedeutung hatten. Stehen bleibt eine an das Hauptbad angrenzende Ins-
           tallationswand sowie orthogonal dazu eine längs ausgerichtete Wandscheibe, die die
           Wohnung in zwei nahezu gleich große Bereiche teilt: Auf der einen Seite befinden sich
           die Individualräume der Familienmitglieder, die andere wird als großer Gemeinschafts-
           wohnraum genutzt. Komplettiert durch eigens entwickelte Schiebewände entsteht eine
           wandelbare Grundrissstruktur – entworfen, um auf das Leben der Menschen, die dort
           wohnen, spontan zu reagieren. Die kritische Frage nach dem üblichen Platzverbrauch
           pro Kopf beantworten die Architekten mit Multifunktionalität. So werden nach Bedarf
           aus zwei kleinen Kinderzimmern ein großes und aus dem geschlossenen Bad eine offe-
           ne Waschküche. Das ständige Spannungsfeld von Privat und Gemeinschaft zieht sich bis
           zur vollständig zu öffnenden Fensterfront durch, die den Wohnbereich kurzerhand auf
           die Schwelle einer verschwimmenden Grenze von Innen und Außen befördert. Auch der
           spiegelnde grüne Marmorboden leistet seinen Beitrag, den Raum – wenigstens optisch
           – zu erweitern, während die sandgestrahlten Betonwände ausreichend Entfaltungsraum
           bieten. Auf die funktionale Spitze der räumlichen Gegebenheiten getrieben, wird mit
           dieser Wohnung ein Beispiel des neuen, wandelbaren Raumdenkens aufgezeigt.

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