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Informationsportale für Wettbewerbe und Vergabeplattformen                        3
                        Informationsflyer der AKBW: www.akbw.de/angebot/vergabe-und-wettbewerb
                        EU-Vergabeplattform TED: ted-Notice: ted.europa.eu/TED/browse/browseByMap.do
                        Wettbewerbe-Aktuell: www.wettbewerbe-aktuell.de
                        Competitionline: www.competitionline.com
                        BauNetz: www.baunetz.de/wettbewerbe                                               Fragen an
                        Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung: www.bbr.bund.de                           Thomas Geppert
                        Drees & Huesmann Stadtplaner PartGmbB: www.dhp-sennestadt.de
                                                                                                          Wettbewerbsberater
                                                                                                          AKNW, Drees & Huesmann
                                                                                                          Stadtplaner PartGmbB
                        Die regelmäßige Teilnahme an Planungswettbe-  Geppert klar: „Bei vielen Projekten spielt der In-
                        werben empfiehlt sich, um die eigenen Fähigkei-  nenraum die wichtigste Rolle, z.B. Schulen, Bür-  1. Warum, glauben Sie, beteili-
                        ten realistisch einschätzen zu können: Wo kann  ger- und Rathäusern. In Innenräumen ver-  gen sich immer noch wenige
                        ich mich im Vergleich mit Kolleg*innen einord-  bringen wir Menschen die meiste Zeit, und hier  Innenarchitekt*innen an Pla-
                        nen? Wo liegen meine Stärken, und welche Defi-  ist die Fachkompetenz der Innenarchitekt*innen  nungswettbewerben?
                        zite ergeben sich? Deshalb bietet der bdia im  gefragt.“ Es mangelt an der fehlenden Erkennt-  Verschiedene Faktoren sind da zu
                        März zu genau diesem Thema ein Seminar an.  nis bei den Auslobenden sowie Auftrag-  nennen: Fehlendes Wissen über
                        Referent und Wettbewerbs- und Vergabemana-  geber*innen  sowie an gezielter Aufklärung:  die Chancen, das Entwicklungs-
                        ger Thomas Geppert, Innenarchitekt bdia, sieht  „Dies muss bei der Beratung durch externe Wett-  potenzial und eine mögliche Zu-
                        einen Vorteil auch darin, dass ganz neue Aufga-  bewerbs- undVergabemanager*innen und durch  kunftssicherung  des  eigenen
                        bengebiete erschlossen werden können. Teilneh-  die zuständigen Architektenkammern der Länder  Berufslebens sowie neue Erfah-
                        mer*innen können Aufträge generieren, an die  noch deutlich gemacht werden. Zudem ist das  rungen, Unklarheiten über die zu
                        sie durch die eigene Akquise nie gekommen  auch eine berufspolitische Aufgabe in den Archi-  erbringenden Leistungen, Abläufe
                        wären.                                 tektenkammern,  des  Verbandes  und  der   und das „Fahrtenbuch und Voka-
                                                               Kolleg*innen der Innenarchitektur.“        bular“ in solchen Verfahren.
                        Um die Thematik erfassen zu können, muss zu-
               Titel: Abb.: Projekt „Neuordnung und Sanierung Kooperative Gesamtschule - KGS – Leeste“, REMKE PARTNER INNENARCHITEKTEN mbB, Foto: Frank Schinski
                        nächst auf die Unterscheidung zwischen Reali-  Ein weiterer Grund für den Mangel an Wettbe-  2. Welche rechtlichen Rahmen-
                        sierungs-,  Ideen-  und  Preiswettbewerben  werben für Innenarchitekt*innen, so gibt bdia-  bedingungen gilt es zu beach-
                        hingewiesen werden. Der Realisierungswettbe-  Präsidentin Pia A. Döll zu bedenken, könnte die  ten?
                        werb sucht die beste Lösung für ein zu realisie-  gemeinsame Definition der Objekte Gebäude  Wichtig sind der gesetzliche Rah-
                        rendes Projekt. Der Auslober des Ideen-  und Innenräume in nur einem Leistungsbild in  men der Vergabe von Planungs-
                        wettbewerbs sucht nach vielfältigen und inno-  der HOAI (Anlage 10) sein. Daraus resultierend  leistungen in der EU und die VgV
                        vativen Ideen für eine noch nicht klar formulier-  vielleicht auch, dass die Auslobungstexte auf Ge-  (Verordnung über die Vergabe
                        bare Wettbewerbungsaufgabe, plant aber keine  bäudeleistungen bezogen und an die Hochbau-  öffentlicher Aufträge), die die
                        konkrete Umsetzung. Beim Preiswettbewerb  architekt*innen adressiert werden. Damit werde  öffentliche Auftragsvergabe in
                        werden bereits realisierte Projekte zu einer vom  den Innenarchitekt*innen die Möglichkeit der Be-  Deutschland und Europa regelt.
                        Auslober formulierten Thematik ausgezeichnet.  werbung versperrt.
                        Preiswettbewerbe können zu Zwecken der Öf-                                        3. Wie können wir in Zukunft
                        fentlichkeitsarbeit für das Thema, die Ausloben-  Glänzendes Beispiel einer erfolgreichen Pla-  auch kleine und junge Büros
                        den sowie die Gewinner*innen eingesetzt  nungswettbewerbsteilnahme von Innenarchi-  dazu motivieren, sich an Pla-
                        werden.                                tekt*innen ist das Büro REMKE PARTNER      nungswettbewerben zu beteili-
                                                               INNENARCHITEKTEN mit dem Gewinn der 2017   gen? Und welche praktischen
                        Thomas Geppert appelliert mit dem Seminar an  ausgelobten „Neuordnung und Sanierung Ko-  Tipps gilt es zu beachten?
                        die Innenarchitekt*innen, sich aktiv über Wett-  operative Gesamtschule - KGS - Leeste“ der Ge-  Ein steter Informationsfluss hilft,
                        bewerbe zu informieren, sich zu beteiligen und  meinde Weyhe (siehe Titelfoto). Zur Teilnahme  den „Schleier des Unbekannten“
                        nicht anderen Berufsgruppen dieses wirtschaft-  ermutigt wurde das Büro dabei von einer Kolle-  zu lichten. Der Austausch mit
                        lich interessante Feld zu überlassen. Insbeson-  gin. „Wir hatten unser Büro damals frisch ge-  Kolleg*innen, die bereits über
                        dere beim Thema Bauen im Bestand ist die  gründet und hätten vermutlich einen solchen  Erfahrungen verfügen, ist unver-
                        Innenarchitektur gefragt! „Die Erkenntnis, dass  Wettbewerb sonst nicht in Erwägung gezogen“,  zichtbar. Erfahrene sollten den
                        bestehende Gebäude einen ökologischen Wert  so Büroinhaberin Prof. Dr. Tanja Remke, Innen-  Nachwuchs nicht nur informie-
                        darstellen und, statt abgerissen und neu errich-  architektin bdia. Nach einem Losverfahren, das  ren, sondern auch motivieren. Da
                        tet, umgebaut und neuen Nutzungen zugeführt  überhaupt erst zur Teilnahme berechtigte, be-  sind die jungen Architekt*innen
                        werden können, führt zu einem unermesslichen  gann die intensive Arbeitsphase. „Wir haben uns  klar im Vorteil: Bereits im Stu-
                        Arbeitsfeld für Innenarchitekt*innen. Planungs-  sehr detailliert mit der Auslobung auseinander-  dium,  während  begleitender
                        wettbewerbe sind auch ein Beitrag zur Errei-  gesetzt und uns viel Zeit für eine Recherchephase  Praktika, lernen sie den Pla-
                        chung der Klimaziele“, so Thomas Geppert.  genommen.“ Wichtige Faktoren waren die Orts-  nungswettbewerb kennen und
                        Wichtig sei außerdem, dass in diesem Zusam-  begehung und die Informationen, die das Büro  nutzen dieses Werkzeug aktiv
                        menhang von Planungswettbewerben gespro-  dort sammeln konnte. Dies half, für den Ent-  zum Start in das Berufsleben.
                        chen und nicht das Wort „Ausschreibung“  wurfsprozess das Besondere an diesem Projekt
                        verwendet werde: „Es geht hier um die Findung  zu verstehen. 2022 erhielt das Projekt den Nie-
                        der besten Lösung - gestalterisch, funktional und  dersächsischen Staatspreis für Architektur.
                        wirtschaftlich - und nicht um die Beschaffung
                        von materiellen Dingen.“
                                                                  Seminar: Wettbewerbe als Chance für                                Foto: Thomas Geppert © bdia LV NRW
                        Das Bewusstsein über das Potenzial, das in der  Innenarchitekt*innen
                        frühzeitigen  Beteiligung  von  Innenarchi-  Wann: 7. März 2023, 9.30 –17.30 Uhr
                        tekt*innen, muss auch bei den Auftrag-    Wo: Frankfurt am Main,
                        geber*innen von Planungswettbewerben ge-  WEVER & DUCRÉ Showroom
                        schaffen werden. Die Vorteile sind für Thomas  Anmeldung über den bdia Kalender


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