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Daten & Fakten


                1912 Konrad Ronneberger gründet Industriewerk Auma 1919 Übernahme durch Curt Fischer, Ergänzung zu Ronneberger & Fischer, Gründung der Marke Midgard, Entwurf Lenklampen 113 und 114 1922
                Entwicklung erster blendfreier Reflektor 1927–1931 Briefkontakt mit Walter Gropius 1956 Curt Fischer stirbt, Sohn Wolfgang übernimmt 1972 Enteignung durch DDR, jetzt: VEB Industrieleuch tenbau Auma
                1990 Reprivatisierung, jetzt: Midgard-Licht 2002–2008 Geschäftsleitung Anja Specht und Susi Reifenstahl 2015 Übernahme durch Joke Rasch und David Einsiedler (Foto rechts) 2017 Serienproduktion




                Entwicklung dieser Gelenk leuchten wurde Curt Fischer zum Erfinder des lenkbaren Lichts. Und nicht nur
                das: 1922 stellte er den ersten blendfreien Reflektor (drehbar und asymmetrisch) her, der für optimal
                gerichtetes Licht sorgt. Als ein großer Fan der Midgard-Leuchten gilt Walter Gropius. Zwischen 1927 und
                1931 standen er und Fi scher in Briefkontakt. Auch Hannes Meyer, Gropius' Nachfolger am Bauhaus
                Dessau, war begeistert und wählte für die Lesesäle des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes in
                Bernau bei Berlin Midgard-Leuchten aus. Als Curt Fischer 1956 starb, übernahm sein Sohn Wolfgang die
                Firma. Er führte das Erbe seines Vaters weiter, auch nachdem Ronneberger & Fischer 1972 durch die DDR
                enteignet wurde. Es kam zur Umbenennung und Umstrukturierung der Firma: Ronneberger & Fischer
                wurde zum VEB Industrieleuchtenbau Auma, welcher dem VEB Raumleuchte Zeulenroda angegliedert
                und diesem als Fertigungsbereich unterstellt wurde. Hergestellt wurden zum einen Curt Fischers Maschi-
                nenleuchte – aller dings in minderwertiger Qualität –, zum anderen eine Leuchte mit internationalem
                Erfolg: die Federzug leuchte, die für ein schwedisches Einrichtungshaus produziert wurde.

                Die Wiederbelebung – seit 2017 in Serienproduktion

                Nach der Wende erfolgte die Reprivatisierung der Firma zugunsten Wolfgang Fischers, der sie unter dem
                Namen Midgard-Licht weiterführte. Er produzierte zusätzlich zu den Federzugleuchten auch wieder die
                Maschinenleuchte, die sich weitestgehend an den Entwürfen seines Vaters orientierte. Es gelang ihm aber  Midgard-Lenklampen im Architekturbüro • Midgard Hinge Lamp in an architectural office
                nicht, sich wirtschaftlich erfolgreich auf dem Markt zu halten. Es war seine Stieftochter Anja Specht, die
                von 2002 bis 2008 unter Mithilfe ihrer Schwester Susi Reifenstahl die Firma neu ausrichtete. Nach dem
                Ausscheiden von Anja Specht blieb aber auch diese Initiative ohne Erfolg. 2015 übernahmen dann David
                                                                                        Midgard-Lenklampen-Prospekt von 1925 • Midgard Hinge Lamp brochure from 1925
                Einsiedler und Joke Rasch, die Gründer von PLY, einem Hamburger Unternehmen für Möbel und Licht, die
                Rechte an der Firma. Zudem erwarben sie alle noch vorhandenen Werkzeuge, Leuchtenteile sowie das
                umfassende Firmenarchiv. Ihr Ziel: Curt Fischers Erfindungen wieder auf den Markt zu bringen und ihnen
                den Erfolg zu bescheren, den sie verdienen. Seit Januar 2017 läuft die Serienproduktion, die Einsiedler und
                Rasch zu sich nach Hamburg verlagerten. 100 Jahre Leuchtengeschichte werden damit im Sinne von Curt
                Fischer fortgeschrieben.


                T   he man whose luminaires provided light at the Bauhaus, began his entrepreneurial career as the
                    owner of a machine factory: Curt Fischer (1890-1956) is one of the great inventors of the 20th century.
                In 1919, he took over the Auma industrial plant in Thuringia, supplemented the company name with Ron-
                neberger & Fischer, and created the Midgard brand. The lamps used at that time only emitted light from
                above, with the result that workers shaded their work with their body and head. For a tinkerer like Curt Fis-
                cher, this situation posed an exciting challenge. In November 1919, he had a solution ready, his famous
                Scissor Lamp. Under the new Midgard brand, other lamp types followed: the models 113 and 114 – soon
                installed in the metal workshops of Bauhaus Dessau – as well as the Machine Lamp. With the development
                of these articulated lights, Curt Fischer became the inventor of directional light. Walter Gropius and Hannes
                Meyer are considered big fans of the Midgard lamps. When Curt Fischer died in 1956, his son Wolfgang  Midgard Modular Lighting System • Midgard Modular Lighting System
                took over the company. He continued the legacy of his father, even after Ronneberger & Fischer was expro-
                priated by the GDR in 1972. Curt Fischer's Machine Lamp was manufactured here – albeit in inferior quality
                – and an internationally successful model: the spring-balanced lamp.
                Revival - in series production since 2017


                After the fall of communism, the company was re-privatised in favour of Wolfgang Fischer, who continued
                to run it under the name Midgard-Licht. In addition to the spring-balanced lamps, he again produced the
                Machine Lamp, which was largely based on his father's designs. Between 2002 and 2008, his stepdaugh-
                ter Anja Specht realigned the company with the help of her sister Susi Reifenstahl. In 2015, David Einsiedler
                and Joke Rasch, the founders of PLY, a Hamburg-based furniture and lighting company, took over the rights
                to the company. They also acquired all the tools, lamp parts, and the comprehensive company archive that
                still existed. Their goal is to get Curt Fischer's inventions back on the market and give them the success they
                deserve. Series production, which Einsiedler and Rasch relocated to Hamburg, has been running since Jan-
                uary 2017. 100 years of luminaire history are thus continued in the spirit of Curt Fischer.
                                                                           www.midgard.com

                                                                                                                               AIT 3.2019 • 033
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