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Der lange Weg zum Neuen Bauen

                In den letzten 100 Jahren hat der Baustoff Beton das Bauen von Grund auf verändert.  mit dem Baumaterial. Im französischen Salindres hat sich bis heute eine ganze Sied -
                Er ist aus der Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts nicht mehr wegzudenken. So all -  lung aus Gussbeton nach einem  von ihm entwickelten und patentierten  Verfahren
                ge genwärtig das Material heute ist, so wenig wissen wir allerdings über seine reiche  erhalten. Werner stellt sie in seiner Studie erstmals profund und um fassend vor. Die
                Vorge schichte im 19. Jahrhundert. Dorthin entführt uns nun der Kunst historiker Fer di -  weitere Entwicklung prägten vorgefertigte Mauer- und Form steine aus Beton. Sie bilden
                nand Wer ner in seiner zweibändigen Habilita tions schrift „Der lange Weg zum Neuen  die Vorläufer des modernen Beton platten  baus. Im ersten Band erläutert Werner zudem,
                Bauen“. Der erste Band („43 Männer er -                                                      wie mithilfe von Ausstel lungs pavillons auf
                finden die Zu kunft“) ist den Pionieren des                                                  Kunst- und Ge werbe ausstel lungen welt -
                mo dernen Betonbaus ge widmet. Ihre Ge -                                                       weit Reklame für den neuen Baustoff ge -
                schich te be ginnt mit Francois-Martin Le b -                                                macht wurde. Hier schließt dann auch der
                run, der 1829 im südfranzösischen Mars -                                                     zwei te Band an („Der Sie geszug der
                  sac-sur-Tarn  erstmals  ein  komplettes                                                    Phantasie“). Er ist den Klein- und Gar ten -
                Wohn    haus aus Stampf beton errichtete.                                                    ar chi tek turen ge widmet, in denen der Be -
                For  mal war es ganz dem Klassizismus ver-                                                   ton bau des 19. Jahr hunderts sein vielleicht
                pflichtet, so  wie alle Betonbauten des                                                      reichstes Betäti gungs feld fand. So nimmt
                19. Jahr  hunderts noch mehr oder weniger                                                    Werner uns mit zu den künstlichen Fel -
                Stil  architek tu ren  darstellten.  Formale                                                 sen, Höhlen und Grotten des le gen dären
                Experi mente, wie sie die Betonarchitektur                                                   Parc des Buttes-Chaumont im Her zen von
                des 20. Jahr hun derts kennt, waren zu Be -                                                  Paris, zu den Betonfelsen der großen Zoos
                ginn nicht  vorgesehen. Beton  war ledig-                                                    in Berlin und Hamburg und  zum Palais
                lich ein Ersatzstoff für den teuren und                                                      Idéal in Haute rives, das der Post bote Fer -
                schwer  zu bearbeitenden Na tur stein.                                                       di nand Cheval  zwischen 1879 und 1912
                Auch das ist eine Erkenntnis aus der Lektüre von Ferdinand Werners reich bebilderten  mit seinen eigenen Händen aus Beton modellierte. Es sind diese vielfach unbekannten
                Bänden. Nach Lebrun waren es vor allem Joseph Monier und Fran çois Henne bique, die  Bizarrerien, die auch den zweiten Band zu einer wilden Ent deckungsreise machen. Am
                mit ihrer Erfindung des Eisen betons den Siegeszug des Bau stoffs weiter vorantrieben.  Ende möchte man die beiden Bän de kaum aus der Hand legen, so sehr gelingt es Wer -
                Auch der Glüh birnen- und Tele graphen-Erfinder Tho mas Alva Edison beschäftigte sich  ner, unsere Aufmerksamkeit mit seiner Ge schichte des frühen Beton baus zu fesseln.  ub

                Der lange Weg zum Neuen Bauen: Band I: Beton – 43 Männer erfinden die Zukunft, Band II: Zement & Kunststein – Der Siegeszug der Phantasie Von Ferdinand Werner.
                Er schienen 2017 im Verlag Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms. Deutsch. 356 und 280 Seiten. Hardcover. Format: 24,0 x 30,0 cm. 139,00 EUR. ISBN 978-3-88462-372-5





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