Page 81 - AIT0318_E-Paper
P. 81
Der lange Weg zum Neuen Bauen
In den letzten 100 Jahren hat der Baustoff Beton das Bauen von Grund auf verändert. mit dem Baumaterial. Im französischen Salindres hat sich bis heute eine ganze Sied -
Er ist aus der Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts nicht mehr wegzudenken. So all - lung aus Gussbeton nach einem von ihm entwickelten und patentierten Verfahren
ge genwärtig das Material heute ist, so wenig wissen wir allerdings über seine reiche erhalten. Werner stellt sie in seiner Studie erstmals profund und um fassend vor. Die
Vorge schichte im 19. Jahrhundert. Dorthin entführt uns nun der Kunst historiker Fer di - weitere Entwicklung prägten vorgefertigte Mauer- und Form steine aus Beton. Sie bilden
nand Wer ner in seiner zweibändigen Habilita tions schrift „Der lange Weg zum Neuen die Vorläufer des modernen Beton platten baus. Im ersten Band erläutert Werner zudem,
Bauen“. Der erste Band („43 Männer er - wie mithilfe von Ausstel lungs pavillons auf
finden die Zu kunft“) ist den Pionieren des Kunst- und Ge werbe ausstel lungen welt -
mo dernen Betonbaus ge widmet. Ihre Ge - weit Reklame für den neuen Baustoff ge -
schich te be ginnt mit Francois-Martin Le b - macht wurde. Hier schließt dann auch der
run, der 1829 im südfranzösischen Mars - zwei te Band an („Der Sie geszug der
sac-sur-Tarn erstmals ein komplettes Phantasie“). Er ist den Klein- und Gar ten -
Wohn haus aus Stampf beton errichtete. ar chi tek turen ge widmet, in denen der Be -
For mal war es ganz dem Klassizismus ver- ton bau des 19. Jahr hunderts sein vielleicht
pflichtet, so wie alle Betonbauten des reichstes Betäti gungs feld fand. So nimmt
19. Jahr hunderts noch mehr oder weniger Werner uns mit zu den künstlichen Fel -
Stil architek tu ren darstellten. Formale sen, Höhlen und Grotten des le gen dären
Experi mente, wie sie die Betonarchitektur Parc des Buttes-Chaumont im Her zen von
des 20. Jahr hun derts kennt, waren zu Be - Paris, zu den Betonfelsen der großen Zoos
ginn nicht vorgesehen. Beton war ledig- in Berlin und Hamburg und zum Palais
lich ein Ersatzstoff für den teuren und Idéal in Haute rives, das der Post bote Fer -
schwer zu bearbeitenden Na tur stein. di nand Cheval zwischen 1879 und 1912
Auch das ist eine Erkenntnis aus der Lektüre von Ferdinand Werners reich bebilderten mit seinen eigenen Händen aus Beton modellierte. Es sind diese vielfach unbekannten
Bänden. Nach Lebrun waren es vor allem Joseph Monier und Fran çois Henne bique, die Bizarrerien, die auch den zweiten Band zu einer wilden Ent deckungsreise machen. Am
mit ihrer Erfindung des Eisen betons den Siegeszug des Bau stoffs weiter vorantrieben. Ende möchte man die beiden Bän de kaum aus der Hand legen, so sehr gelingt es Wer -
Auch der Glüh birnen- und Tele graphen-Erfinder Tho mas Alva Edison beschäftigte sich ner, unsere Aufmerksamkeit mit seiner Ge schichte des frühen Beton baus zu fesseln. ub
Der lange Weg zum Neuen Bauen: Band I: Beton – 43 Männer erfinden die Zukunft, Band II: Zement & Kunststein – Der Siegeszug der Phantasie Von Ferdinand Werner.
Er schienen 2017 im Verlag Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms. Deutsch. 356 und 280 Seiten. Hardcover. Format: 24,0 x 30,0 cm. 139,00 EUR. ISBN 978-3-88462-372-5
Alle wichtigen Informationen über LVT-Designbeläge auf einen Blick.
www.project-floors.com/architektenser vice