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VERKAUF UND PRÄSENTATION • RETAIL AND PRESENTATION

































            SYNDICATE STORE

            IN KIEW



            Entwurf • Design balbek bureau, UA-Kiew


            Die Mode des ukrainischen Streetwear-Labels „Syndicate Original“
            ist lässig, bequem, schlicht – und kommt gut an. So gut, dass der
            Concept Store im Herzen Kiews im vergangenen Jahr vergrößert wer-
            den musste. Das Gestaltungskonzept blieb jedoch dasselbe: Es galt,
            alte Bausubstanz zu bewahren, deren Schönheit nicht in oberfläch-
            licher Makellosigkeit liegt, sondern in unperfekten Oberflächen.



            von • by Susanne Lieber, CH-Zürich
            I  n Sachen bequeme Bekleidung bietet das Label Syndicate Original das volle Pro-
              gramm: T-Shirts, Hoodies, Baggy Pants, Shorts, Caps und Mützen. Auch Blusen, Män-
            tel und Unterwäsche gehören dazu. Selbst bei den Accessoires mangelt es nicht an
            (Trage-)Komfort: Die Trainer Puffer Bag beispielsweise erinnert an eine zusammenge-
            rollte Daunendecke und ginge glatt auch als gemütliche Nackenrolle durch. Gegründet
            wurde das Modelabel 2010 in Kiew. Acht Jahre später entstand im Herzen der Haupt-
            stadt – in einem historischen Eckgebäude aus dem späten 19. Jahrhundert – der erste
            Concept Store. Im vergangenen Jahr wurde die Ladenfläche erweitert. Mit dem Entwurf
            wurde abermals das lokale Architektur- und Innenarchitekturbüro Balbek Bureau be-
            auftragt. Dessen Portfolio umfasst Projekte aus den Bereichen Gastronomie, Büro, Hotel
            und Wellness, darüber hinaus aber auch aktuell das soziale Architekturprojekt
            „RE:Ukraine“, im Rahmen dessen Notunterkünfte in Modulbauweise für Kriegsflücht-
            linge konzipiert werden. Was den Entwurf des Stores in Kiew angeht, lehnt sich dieser
            an die schlichte Optik der Streetwear-Mode an, greift aber auch die Bausubstanz des
            historischen Gebäudes auf. Denn in der ersten Umbauphase 2018 kamen bei Abbruch-
            arbeiten unerwartete Schätze zum Vorschein, die kurzerhand in das Gestaltungskonzept
            miteinbezogen wurden: Zum einen alte und durchaus dekorative Holzstrukturen, die
            sich – wie früher üblich – unter dem Putz von Decken und Wänden verborgen hatten.
            Sie wurden freigelegt und gesäubert. Zum anderen ockerfarbene Fliesen, auf die die
            Innenarchitekten beim Entfernen des Parketts gestoßen waren. Auch diese wurden, so-
            weit möglich, erhalten. Einige Stellen am Boden mussten allerdings mit Estrich aufge-
            füllt werden. Die Wände wurden mit Gipskartonplatten beplankt, um sie zu begradigen.
            Sie bilden zusammen mit den rahmenlosen Verglasungen einen schönen Kontrast zu
            den historischen Bauelementen. Auch die Umkleidekabine aus Glasbausteinen, die sich
            im erweiterten Teil des Stores befindet, setzt einen modernen Akzent. Und so findet Alt
            und Neu gleichermaßen seinen Platz zwischen hipper Mode.

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