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KaDeWe – neue Wege mit OMA

Anfang des 20. Jahrhunderts waren die großen Luxuskaufhäuser in
den Metropolen Europas die Spitzen des frühneuzeitlichen Waren-
verkehrs. Doch die beschleunigten globalen Entwicklungen im Einzel-
handel sind an den Grandes Dames des Konsums nicht spurlos vor-
über gegangen. Die neuen Eigentümer wollen den Glanz von einst
wieder aufleben lassen und setzen auf die Expertise renommierter
Architekturbüros. OMA aus Rotterdam strukturiert das KaDeWe um.

Das Kaufhaus des Westens steht in einer langen Tradition europäischer Großstadtkauf-
häuser. Historisch gesehen waren La Samaritaine in Paris (AIT 9.2021, S. 92) Selfridges in
London und La Rinascente in Mailand Inkubatoren für anspruchsvolles Handwerk, so-
zialen Austausch und experimentelle Dienstleistungen. Von Johann Emil Schaudt (1871-
1957) entworfen und von Adolf Jandorf 1907 eröffnet, verkörperte das KaDeWe einst ein
exklusives, kapriziöses Lebensgefühl, muss sich jedoch heute den Begleiterscheinungen
der digitalen Revolution anpassen. Das größte Kaufhaus Kontinentaleuropas gleicht einer
Stadt: Das dreidimensionale Netz aus Wegen, Plätzen, Quartieren, Aktivitäten und Aus-
blicken bietet noch viel Potenzial für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Begegnungen.

010 • AIT 1/2.2022