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            Die großen Hörsäle der Facoltà di Economia (5) wurden aufwendig in die historische Bausubstanz eingefügt.  Eine künstliche Grotte samt Krippenszene ist das architektonische Kleinod des Oratorio di San Giuseppe (9).


















            De Carlos Istituto d'Arte (10) überzeugt noch heute durch seine über mehrere Ebenen geöffneten Atelierräume.  Geschmackvolle Zimmer, ein traumhafter Pool und gutes Essen machen die Ca' Andreana (13) zur Empfehlung.


            verlassen wir die von den mächtigen Festungsmauern Francesco di Giorgio Martinis um-  auf. Über verschiedene Terrassen öffnet sich das Gebäude nach außen und schließt an
            gebene Altstadt in nördlicher Richtung. In der Via Bonconte da Montefeltro befinden sich  das Gelände an. Ein komplexes System aus Treppen, Wegen und kleinen Freiflächen er-
            sowohl das Istituto D'Arte (10) als auch das Quartiere Pineta (11), zwei Bauten de Carlos  schließt die konzentrisch angelegten Studentenapartments, die sich unterhalb des Haupt-
            aus den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren. Die Kunstschule ist als gigantisches  hauses organisch in die Hanglandschaft einpassen. Das im Außenraum eingeführte Sy-
            Hü gelhaus konzipiert. Die Ateliers und Werkstätten sind auf beiden Seiten des zentralen  stem aus Niveausprüngen und differenzierten Raumebenen setzt sich dabei bis in die In-
            Erschließungskerns terrassenförmig angeordnet und durch einen gemeinsamen Luftraum  nenräume der einzelnen Appartments fort, die jeweils für bis zu acht Studenten ausgelegt
            optisch und akustisch miteinander verbunden. Die Wohnanlage auf der gegenüberlie-  sind. In ihrer Gesamtheit vermittelt die Anlage bis heute das Bild eines kleinen, roman-
            genden Straßenseite wiederum besteht aus drei mächtigen, bis zu zehn Geschossen hoch  tischen Bergdorfes – aus Backstein und Beton. Das Collegio del Colle begründete den
            aufragenden Wohnscheiben, die aus dem steil abfallenden Gelände herauswachsen und  Ruhm des Architekten. Noch im Jahr 1966 trafen sich hier die Mitglieder des Team X, dem
            weit in die Landschaft hinausgreifen. Sie werden ebenerdig über die Dachflächen er-  de Carlo selbst angehörte. Unter ihnen waren Doshi, van Eyck, Hertzberger, Hollein und
            schlossen. Nach der Besichtigung verbringen wir den Abend in unserem Weinberghaus.    Ungers. Dem Collegio del Colle folgten in verwandter Form das Collegio Serpentine (15),
                                                                          das Collegio Aquilone (16), das Collegio La Vela (17) sowie das Collegio Tridente (18).
            Sonntag: Zu Besuch in de Carlos Universitätsstadt             Sie bieten heute zusammen mehr als 1.000 Studenten eine Unterkunft. Außerdem nimmt
                                                                          die Anlage verschiedene Hörsäle und Studienräume, eine große Mensa sowie eine kleine
            r 10.00 Uhr – Nach 24 Stunden endet unser Aufenthalt in der Ca´ Romanino. Als neue  Bibliothek auf, die lo cker zwischen den unterschiedlichen Wohneinheiten gruppiert sind.
            Herbergen empfehlen sich das Hotel San Domenico (12), gegenüber dem Palazzo Ducale  Außerdem entwarf de Carlo eine schier unendliche Vielzahl an Gemeinschaftsbereichen
            im Herzen der Altstadt, oder das kleine, feine Agriturismo von Maria Teresa Loschi, die  sowohl im Inneren wie im Äußeren der einzelnen Bauabschnitte. Wo immer sich die
            Ca´ Andreana (13), etwas außerhalb von Urbino. Das Anwesen überzeugt mit großen, ge-  Möglichkeit ergab, einen Flur um einen Vorplatz zu erweitern oder einen Austritt ins Freie
            schmackvoll eingerichteten Zimmern, einem traumhaften Pool und der ausgezeichneten  und eine kleine Terrasse zu schaffen, nutzte de Carlo diese. Und so reicht ein Nachmittag
            Küche der Hausherrin. Am Abend ist das hauseigene Lokal auch für Fremde geöffnet.   kaum, um auch nur annähernd alle öffentlichen Bereiche, alle verschlungenen Rampen,
            r 12.00 Uhr – Von hier starten wir zu einer Besichtigung von de Carlos legendärer Univer-  Treppen, Wege und Pfade der Collegio kennenzulernen.
            sitätsstadt im Südwesten von Urbino. Sie entstand über 20 Jahre hinweg etappenweise  r 16.00 Uhr – Zum späten Nachmittag geht es zurück in die Stadt; wir brauchen drin-
            ab den frühen 1960er-Jahren und bildet ein einzigartiges Ensemble des kritischen Regio-  gend noch ein paar Souvenirs. Fündig werden wir in dem unterirdischen Einkaufszen-
            nalismus, wie er sich in den ersten Nachkriegsjahrzehnten als Gegenbewegung zu der  trum Porta Santa Lucia (19). Es entstand um 2010 nach Plänen des Architekturbüros In-
            im mer dogmatischer gehandhabten Moderne der Charta von Athen entwickelte. Den An-  terstudio aus Pesaro und versteckt sich – um die Silhouette der historischen Altstadt
            fang machte das zwischen 1962 und 1966 realisierte Collegio del Colle (14) auf dem  nicht zu beeinträchtigen – unauffällig im Nordhang der Stadt. Nach dem Einkauf ist die
            höchsten Punkt des Geländes. Der sensibel in den Hang hineinkomponierte Hauptbau  Olly Bar (20) unsere letzte Station. Sie liegt in einem kleinen Park auf dem Gipfel des
            nimmt auf verschiedenen Ebenen Hörsäle, Gemeinschaftsräume und eine kleine Mensa  Osthügels und bietet uns ein letztes, atemberaubendes Panorama auf die Stadt.

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