Page 76 - AIT1120_E-Paper
P. 76
GESUNDHEIT UND WELLNESS • HEALTH AND SPA
SPORTS AND SCIENCES
BUILDING IN BRIGHTON
Entwurf • Design OMA / Ellen van Loon, NL-Rotterdam
Brighton wird oft als das „London by the Sea” bezeichnet: Kosmopo-
litisch, weltoffen und mit dem populärsten Seebad ever, beeindruckt
die Stadt mit dem im Januar eingeweihten Neubau des Sports and
Science Buildings von OMA. Erwartungsgemäß widersetzt sich das
Rotterdamer Büro allen Konventionen und definiert mit der Verbin-
dung zweier Institute die zukunftsweisende Idee des Bildungsraums.
von • by Frederike Bienstein
O MA-Partnerin Ellen van Loon und das Projektteam um Carol Patterson realisierten
mit dem Neubau nicht nur OMAs ersten Sportbau, sondern auch die erste von
OMA gebaute Schule für Sekundarschulbildung. Als eine der Eliteschulen Großbritan-
niens wurde das Brighton College 1845 gegründet und besteht aus einer neogotischen
Anlage denkmalgeschützter Bauten und einem Grundstück am Spielfeldrand mit Gebäu-
den aus den 1970er- und 1980er-Jahren – dem Standort des neuen, 55 Millionen Pfund
teuren OMA-Baus. Das Büro erhielt den Auftrag nach einem Wettbewerb in 2013: Die Sci-
ence School des Colleges musste die Anzahl ihrer Labore erweitern – zugleich wünschte
man eine moderne Sportanlage zur Förderung von Talent und körperlichem Wohlbefin-
den. Ursprünglich als zwei Projekte ausgelobt, wurde der Auftrag überarbeitet und nach
einer zweiten Wettbewerbsphase im Folgejahr 2015 schließlich die Planungsgenehmi-
gung eingeholt und 2017 mit dem Bau begonnen. Letzterer demonstriert eindrucksvoll
die Umsetzung offener, informeller Arbeitsbereiche außerhalb der beidseitig raumhoch
verglasten Klassenzimmer. In Anlehnung an den Rhythmus der typisch englischen Rei-
henhäuser gegenüber spannt sich die Wissenschaftsabteilung mit ihren Klassen, Laboren
und einem Gewächshaus linear über den darunter liegenden Sportbereich: Turnhalle,
Indoor-Laufbahn, ein 25-Meter-Pool sowie ein Fitness- und Tanzstudio liegen im Unter-
und Erdgeschoss in direkter Anbindung zur Rasenfläche. Die Förderung der Interaktion
beider Disziplinen stand im Fokus des Konzepts: So schaffen verschobene Ebenen und
ineinanderfließende Geschosse überraschende Sichtbezüge in und aus dem Tanzraum,
in den Poolbereich sowie von oben auf die Indoor-Laufbahn im Erdgeschoss. Ein weiteres
Highlight bietet das Dach: mit der bereits im Innenraum allgegenwärtigen und beinahe
surreal anmutenden Kulisse der gegenüberliegenden Reihenhäuser, einer weiteren Lauf-
bahn und – sofern das britische Wetter es zulässt – Aussicht bis zur Nordsee offeriert es
ausreichend Platz für Freiluftunterricht und Pausen. Rund 46.000 Euro kostet ein Schul-
platz im Jahr – ohne Schuluniform wohlbemerkt! Eton muss sich warm anziehen.
076 • AIT 11.2020