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Office (2017)
                                                                                von • by Robert Vellekoop

                                                                                www.robertvellekoop.de




                                                                              Straßen, Laternen, Schilder und Zimmerpflanzen scheinen ange -

                                                                              sichts der großen Fragen menschlicher Existenz eher nebensäch-

                                                                              lich zu sein. Doch solche gewöhnlichen Weggefährten sind viel -

                                                                              leicht die eigentlichen Protagonisten unseres Alltags. Das lassen

                                                                              auch die Bil der von Robert Vellekoop vermuten, deren Sujet eben

                                                                              gerade das  vermeintlich Nebensächliche und Gewöhnliche ist:

                                                                              Schwarze und weiße Flächen entpuppen sich im Gesamtgefüge als

                                                                              Bürosituation mit Computer (Office); kurvige Straßen umkreisen

                                                                              Leucht schil der und Laternen in der Dunkelheit (Interchange Yel -

                                                                              low); vier Stelen ragen diagrammatisch in die Höhe, tropisches

                                                                              Blattgrün im  Vordergrund lässt sie als  Wolken kratzer erkennen

                                                                              (Tropic). Vellekoop nutzt Tischlerplatten als Grundlage für seine


                                                                              geo  metrischen,  auf  das  Wesentliche  reduzierten  Darstellun gen
                                                                              aus schnitthafter Stadtan sichten und Interieurs aus Acryl- und Lack -


                                                                              farbe. Ausgangspunkt hierfür sind keine konkreten architektoni -

                                                                              schen Vorlagen, sondern vielmehr bestimmte Typen, die Velle koop

                                                                              im Rückgriff auf ein allgemeines Formenvokabular aus der Er in ne -

                                                                              rung aufruft. In vielen Schichten des Farbauftrags sowie der Farb -

                                                                              erosion entstehen seine stimmungsvollen Arbeiten. Die Un schärfe

                                                                              der Erinnerung sowie die Dunkelheit der Nacht umhüllen seine

                                                                              Motive wie ein Schleier. Stille scheint sich über die Bilder zu le gen.

                                                                              Das Vertraute wirkt seltsam entrückt, gar unheimlich. Miss trauen

                                                                              ge gen über dem doch so Gewöhnlichen macht sich breit. Gebäude -

                                                                              komplexe, Infrastruktur, Wegleitsysteme und Rekla me haben den

                                                                              Menschen aus dem Stadtbild gedrängt. In der Malerei von Velle -

                                                                              koop ist er nur noch durch seine Abwesenheit präsent. Wäh rend

                                                                              den Bauten und Objekten eine Bühne gegeben wird, erscheint der

                                                                              Mensch als Leerstelle.                 Anna Sabrina Schmid
                                                                                                        Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Behörde für Kultur und Medien, Hamburg
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