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FORUM NACHRICHTEN • NEWS
Aus zwei wird eins
Im Zuge der Zusammenlegung zweier Kirchengemeinden im Norden von Karlsruhe wur -
de auch der Bau einer neuen Kirche samt Gemeindezentrum beschlossen. Weichen
mussten dafür allerdings die beiden bestehenden Kirchen Petrus und Jakobus. Anstelle
der abgerissenen Petrus-Kirche hat Architekt Peter Krebs ein adäquates, nach außen hin
geschlossen wirkendes Gebäudeensemble aus weiß geschlemmtem Ziegel mauerwerk
gesetzt. Zwei Bauteile bilden in ihrer Mitte einen Hof, der als Eingangsbereich, sowohl in
die Kirche als auch in das Gemeindezentrum fungiert und an den offenen Seiten durch
Kolonnaden begrenzt ist. Im Süden verbindet ein mit Ahornbäumen bepflanzter Hof die
Bauteile über die gesamte Länge hinweg und bildet zugleich einen Puffer zum an gren -
zenden Wohngebiet. Integriert wurden Fenster aus beiden vormaligen Sakralbauten: ein
blaues Fensterband, das der britische Glaskünstler Graham Jones erst 2005 für die 1970
von Erich Rossmann erbaute Jakobus-Kirche gestaltet hatte, ebenso wie die roten Engel -
fenster aus der Petrus-Kirche von 1961. Sie stellen für die nun vereinten Gemeinde mit -
glieder eine gleichberechtigte Erinnerung an ihre einstigen Glaubensstätten dar.
In the course of merging two parishes in the north of Karlsruhe, it was also decided
to build a new church with a community centre. However, the two existing churches
of St. Peter and St. James had to make way for this. Architect Peter Krebs has repla-
ced the demolished St. Peter's Church with an adequate ensemble of buildings made
of whitewashed brickwork that appears to be closed towards the outside. In the cen-
tre, two structures form a courtyard which acts as an entrance area to both the church
and the community centre, and is bordered by colonnades on the open sides. In the
south, a courtyard planted with maple trees connects the building sections along
their entire length and simultaneously forms a buffer zone towards the adjacent resi-
dential area. Windows from both former sacral buildings were integrated: A blue rib-
bon window, designed by British glass artist Graham Jones in 2005 for the Church of
Foto: Brigida González the Church of St. Peter from 1961. For the united parishioners, these windows are an
St. James built by Erich Rossmann in 1970, as well as the red angel windows from
equal reminder of their former religious sites.
www.krebs-arch.de · www.petrus-jakobus-gemeinde.de
PRESSESTIMMEN • PRESS REVIEW
Pressestimmen zum Pritzker-Preis 2018 für Balkrishna Doshi aus Indien
wollte der damals noch junge Architekt aus 100.000 Dollar als zu be raunender „No bel - Aravena, einen chilenischen Architekten,
der indischen Stadt Pune lernen. Heute ist preis der Architektur“ gilt, geht diesmal zur der eher für seine Architekturtheorie be -
Balkrishna Doshi ein ebenso anerkannter Verblüffung vieler Experten an den indi- kannt ist. (...) Nach der Herrschaft des
und honorierter Bau meis ter. (...) Doshi sei schen Architekten Balkrishna Doshi. Doshi, kunst mächtigen Architekten wurden die
immer „seriös“ gewesen, begründete die ein 90-jähriger Veteran des Bauens und der Bau meis ter eher bescheidene Dienstleister
Jury die Ehrung ihres ehe maligen Mit glie - Moderne, der mit Louis Kahn und sogar und auch wieder Techniker. Inzwischen
des, „niemals flashy“ und keiner jener Ar - noch für Le Corbusier an der Ver wirk li chung sind sie gar als Soziologen gefragt. Das ist
keine falsche Entwicklung. Das Bauen wird
der Planstadt Chandigarh gearbeitet hat, ist
chitekten, die irgendeinem „Trend“ hinter-
Foto: Courtesy of VSF hergerannt seien. Gibt die Jury damit viel- natürlich kein unbekannter Mann. We der wieder demütiger, alltäglicher, geerdeter.
leicht zu, dass die Hyatt Foundation, die
in der Baugeschichte noch in seiner Heimat.
Gut so. Aber wenn man einige der Pro blem -
den mit 100.000 Dollar dotierten Preis ver-
wan del, Verstädterung, Wohnungs not, Krise
nen 6500 Wohneinheiten in Indo re zu
gibt, in den vergangenen Jahren etwas von Dort gehören etwa die von Doshi entworfe- be rei che der Menschheit betrachtet – Kli ma -
Es ist, als habe die Jury des Pritzker-Preises ihrem Altermeister-Kurs abgekommen war? jenen staunenswerten Projekten, von denen der Mobilität –, dann wird einem auch klar,
auch noch einmal an die Väter der architek- nzz.ch, 07.03, Antje Stahl man auch heute noch lernen kann. (...) Die dass es vor allem ein Beruf ist, der sich am
tonischen Moderne, Le Corbusier und Louis (...) Die Zeit der Star-Architekten ist nun Exotik des aktuellen Bau-Nobel preises erin- Schnittpunkt all dieser Ver wer fungslinien
Kahn, erinnern wollen: Preis träger Balkri- wohl auch schon bald vorbei – so wie die nert an den Pritzker-Preis im letz ten Jahr, als be findet: Es sind Architektinnen und Ar chi -
s hna Doshi saß sowohl mit dem Schweizer Zeit der Di no saurier eben auch irgendwann sich die Architekturkritiker anriefen, um zu tek ten, Städte- und Freiraumplaner. Un sere
als auch mit dem Ameri kaner in den fünfzi- ge kommen war. Ein kometenhaftes Zei chen fragen: „Sag mal, kennst du die?“ Ge - Zukunft ist eng verknüpft mit ihrer Plan -
ger und sechziger Jahren zusammen und dieser Zeitenwende, wenn nicht des Nie der - wonnen hatte, auch dies war eine Über - kunst. Bei aller erfreulichen Demut und ge -
beaufsichtigte Bau ten und Stadtpläne, die gangs eines einst unfassbar glamourösen raschung, die vor allem regional, rund um botenen Abkehr vom Star-Nimbus: Die
sie für Städte wie Chandigarh und Berufsverständnisses ist der Pritzker-Preis das katalanische Olot tätige Architek tur- Auto rität von Raumdeutung und Form fin -
Ahmedabad in seiner Hei mat entworfen 2018. Der wurde am Mittwoch verkündet. Gemeinschaft von RCR Arquitectes. Im Jahr dung ist nicht zu ersetzen.
hatten. Sie waren seine Hel den, bei ihnen Die Auszeichnung, die hoch dotiert mit davor, 2016, fiel der Preis an Alejandro sueddeutsche.de, 08.03, Gerhard Matzig
012 • AIT 4.2018