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SERIEN IKONEN BEWOHNEN • LIVING IN ICONS
Im Restaurant isst man – mit Meerblick – von Gio Ponti-Geschirr. • Restaurant food served on Gio Ponti tableware.
Jedes der 96 Zimmer weist ein anderes Fliesenmuster auf. • Each of the 96 rooms has a different tile pattern. Originelle Keramikkieselsteine schmücken die Bar. • Unexpected ceramic pebbles decorate the bar.
neuen Auftrieb. 1948 gelang ihm mit der Kaffeemaschine La Cornuta von La Pavoni ein entwerfen. Seine daraus resultierenden Fliesenentwürfe werden heute von Francesco de
Klassiker des italienischen Designs, und entwarf 1957 sein bekanntestes Möbel, den be- Maio wieder neu aufgelegt. Die Farbe Blau begegnet dem Gast auch in der Möblierung,
tont filigranen, bis heute von Cassina produzierten Superleggera-Stuhl. 1958 realisierte er die oft von Ponti selbst oder befreundeten Kollegen entworfen wurde. Polsterstühle, Ses-
sein wichtigstes Architekturprojekt, das Pirelli-Hochhaus in Mailand. Damit zählt Ponti zu sel, Betthäupter, Toilettentische, Wanddekore, Abstelltischchen, Leuchten, Vorhänge und
den wenigen Architekten Italiens, die sowohl im Design von kleinen Alltagsgegenständen Tischwäsche sprechen eine Gestaltungssprache. Sein Credo: Die Möblierung soll nicht
als auch im Entwurf von großen Hochbauprojekten zu internationalem Ruhm gelangten. vom grandiosen Ausblick aufs Meer ablenken, sondern ihn unterstützen. Dass dieses Ge-
samtkunstwerk des italienischen Designs der 1960er-Jahre heute noch in dieser Qualität
Blauer Himmel, blaues Meer, blaue Fliesen ... und Konsequenz erhalten ist, verdankt das gestaltungsaffine Publikum dem neapolitani-
schen Architekten Fabrizio Mautone und einer – wie er selbst sagt – „sorgfältigen Restau-
Nach nur zwei Jahren Bauzeit konnte der Hotelneubau 1962 eingeweiht werden. Als Ge- rierung der Moderne“, mit der er von 1999 bis 2004 beauftragt war. Dafür wurden Ober-
staltungsmaxime hatte sich Ponti „Blau und Weiß – so weit das Auge schaut“ auf die flächen und Möbel gereinigt und ergänzt, nachträglich eingefügte Bauteile entfernt und
Fahne geschrieben und meinte damit sowohl das intensive Blau des Meeres, das Farb- der Komfort eines 5-Sterne-Hotels sichergestellt. Dazu gehören 96 Hotelzimmer, zwei Re-
spiel des blauen Himmels und der weißen Wolken wie auch das Farb- und Materialkon- staurants, ein Meerwasser-Swimmingpool, drei Bars, ein Fitness-Bereich und zwei Kon-
zept von Architektur, Innenraum und Möbelgestaltung. Weiß strahlt der klare und sach- ferenzräume. Mit dem Aufzug gelangt man mühelos an den hoteleigenen Strand mit An-
liche Baukörper mit fünf Vollgeschossen, die Fassade – sowohl zur Meer- als auch zur legesteg für Boote. Anlässlich des 50. Jubiläums im Jahr 2012 wurde Fabrizio Mautone er-
Parkseite – wird von den Hotelzimmer-Balkonen strukturiert, die Rücksprünge von neut aktiv: Er installierte im Erdgeschoss eine Didaktik-Ausstellung, die dem ersten De-
blauen Jalousien akzentuiert. Die Farbe Blau holte Ponti in sämtlichen Varianten auch signhotel den Mehrwert eines Hotelmuseums verleihen soll. Wie selbstverständlich in
ins Hotelinnere: Die Wände in der Lobby und in der Bar sind belegt mit blau-weißen Ke- die öffentlichen Bereiche integriert, informieren Schautafeln, in Einzelteile zerlegte Mö-
ramikkieselsteinen, während sie im Restaurant mit Majolika-Fliesen in verschiedenen belstücke und Entwurfszeichnungen auch die Gäste über die Besonderheit ihres Aufent-
Blau-Weißtönen gestaltet sind. „Fliesenteppiche“ mit unterschiedlichster Ornamentik haltsortes, die nur mit dem 5-Sterne-Komfort gerechnet hatten und nicht wussten, dass
und Verlegemuster zieren die Böden in allen öffentlichen Bereichen. Und für die rund 100 es sich beim Hotel Parco dei Principi um eine einzigartige Designikone handelt. Alle an-
Hotelzimmer hatte sich Ponti zum Ziel gesetzt, jeweils einen anderen Fliesenboden zu deren werden – wie ich erneut – allein beim Eintreten bloße Begeisterung empfinden.
044 • AIT 10.2020