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SERIEN PERSPEKTIVWECHSEL • CHANGE OF PERSPECTIVE
KÜNSTLER
YADEGAR ASISI FASZINIERT SEIT 1993 MIT SEINEN 360°-PANORAMEN DAS PUBLIKUM
Foto: David Oliveira; Copright Asisi
Zeichnen ist eines der elementarsten Werkzeuge für Yadegar Asisi. Hier arbeitet er in seinem Berliner Atelier an Zeichnungen, die eine wichtige Grundlage für seine 360°-Panoramen schaffen.
Welten eintauchen – räumlich, optisch, akustisch, sinnlich und körper- H err Asisi, Sie haben in den 1970er-Jahren Architektur an der TU Dresden und
Yadegar Asisis 360°-Panoramen lassen BesucherInnen in großartige
anschließend Malerei an der HdK Berlin studiert. Wann war Ihnen klar, dass Sie
lich. Der Architekt und Künstler schafft seit 30 Jahren Erfahrungsräu- etwas anderes machen wollen als „klassischen Hochbau“?
me, die das Publikum geschichtlich relevante Stadt- und Naturräume Nach meinem Architekturstudium ging ich relativ schnell in die USA und entwarf für
sowie Kunstepochen entdecken lassen – Rom 312, Dresden im Barock, meinen Cousin in New York ein Stadthaus am Riverside Drive und ein Landhaus in
Pergamon, Everest, Amazonien, Great Barrier Reef ... Wie komplex Connecticut. Das war für mich als junger Mann ein guter Einstieg, aber keine nachhaltige
seine Projekte in Recherche und Umsetzung sind, erläutert der Wahl- Inspiration. Anschließend betrieb ich mit Andreas Brandt und Rudolf Böttcher das
Berliner mit persischen Wurzeln in diesem Interview. Architekturbüro Brand-Asisi-Böttcher. Wir hatten einige Erfolge, aber auch das war nicht
wirklich sinnstiftend für mich. Viele Dinge, die den Beruf des Architekten ausmachen, wie
Yadegar Asisi’s 360° panoramas immerse in magnificent worlds, das viele Telefonieren und Organisieren, erfüllten mich nicht. Ich war schon immer ein,
spatially, visually, acoustically, sensually and physically. For 30 sagen wir, „handwerklicher“ Mensch, wollte zeichnen und malen und hatte neben meiner
years, the architect/artist has been creating experiential spaces Tätigkeit als Architekt bereits an Ausstellungen teilgenommen. Dass ich glücklicherweise
allowing the public to discover historically relevant urban and natu- die Kunst zu meinem Hauptberuf machen konnte, war natürlich ein längerer Prozess.
ral spaces as well as art epochs – Rome in 312, Dresden during the
Baroque era, Pergamon, Everest, Amazonia, Great Barrier Reef. In r Wie haben Sie schließlich „Ihr Sujet“, die 360°-Panoramen, entdeckt?
this interview, the Berliner-by-choice with Persian roots explains Auch das war ein langer Weg, obwohl man rückblickend sagen muss, dass er fast
how complex his projects are as to research and implementation. zwangsläufig zum Panorama geführt hat. Dieser Weg begann in meiner Jugend, in der
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