Page 3 - AIT0922_bergmeisterwolf
P. 3
SERIEN LEHRJAHRE BEI ... • WORKING AT ...
Team ist die Atmosphäre sehr familiär und offen. Jeder ist gefragt und bringt sich in
alle Projekte mit ein. Aus diesem Grund konnte die Arbeit aber auch fordernd und
anspruchsvoll sein. Interessant war auch die bunte Mischung an MitarbeiterInnen,
trotz der überschaubaren Größe des Büros. Sie stammten aus Italien, Südtirol, Öster-
reich, Portugal, Mexico und – mit mir – auch aus Deutschland.
r 2018/2019, während Ihres sechsmonatigen Praktikums, wirkten Sie mit am
Wettbewerb für das Konzerthaus Schloss Weißenbrunn, bei dem bergmeister-
wolf den ersten Preis erzielten. Worin bestanden Ihre Aufgaben, und was haben
Sie anhand dieses Wettbewerbs gelernt?
Zunächst einmal lässt sich sagen, dass der Wettbewerb ein besonderes Highlight
während meines Praktikums vor Ort war. Wir haben als gesamtes Team über meh-
rere Tage das Konzept und die Präsentation gemeinsam erarbeitet. Dabei war ich
überwiegend am Entwurf des Hotels beteiligt. Meine Aufgabe bestand unter anderem
darin, den Baukörper mit all seinen Funktionen unauffällig, schlicht und als eigen-
ständiges Volumen in die Landschaft und die Struktur des kleinen bayerischen Ortes
einzuarbeiten. Denn dieser sollte sich gegenüber dem spannenden Körper des Kon-
zerthauses zurücknehmen. Außerdem habe ich mich viel mit der Ausgestaltung der
Hotelzimmer beschäftigt. Das war eine intensive, lohnenswerte Arbeitsphase. Dabei
erfuhr ich, worauf es bei einem Wettbewerb ankommt, und spürte hautnah, mit wel-
chem Eifer und Ehrgeiz auf ein anschauliches Resultat hingearbeitet wird.
r In Südtirol gehört das Bauen in Hanglagen naturgemäß zu einer viel praktizier-
ten Übung. Bergmeisterwolf gehen diese topografische Herausforderung sehr
kreativ an. Welches Gebäude kommt Ihnen dabei in den Sinn?
Als Erstes kommt mir dabei das Wohnhaus für den Winzer Andreas Huber in Neu-
stift-Vahrn unweit von Brixen in den Sinn. Die Umgebung dort ist stark vom Weinbau
und dementsprechend von Natursteinmauern und Terrassierungen geprägt. Das neue
Gebäude fügt sich nahtlos in diese bestehende Landschaft ein und verschwindet fast
vollständig in ihr. Markant sind die zwei parallelen Scheiben, die die Höhenunter-
schiede und Terrassierung aufgreifen und weiterführen, sich jedoch in ihrem Material
unterscheiden: einmal als Weiterführung einer vorhandenen Natursteinmauer und
einmal als schwarz gefärbte Betonmauer, die als ein einziges kontrastierendes Ele-
ment hervortritt. Je nach Jahreszeit werden diese zwei sichtbaren Elemente des sonst
Beeindruckte Christian sehr: Die Villa B in Aldrans, Österreich, ... • Greatly impressed Christian: Villa B in Aldrans verborgenen Baukörpers unterschiedlich wahrgenommen. In den wärmeren Monaten
sind sie eher versteckt – sodass ich mich sogar etwas schwertat, das Wohnhaus bei
einem Spaziergang zu finden –, in den kälteren Monaten treten sie etwas ablesbarer
... mit ihrem gefalteten Dach – innen und außen spannend. • ... with folded roof – exciting both inside and out. aus den Weinreben hervor. Dieses fast vollständige Verschwinden und teilweise Auf-
tauchen des Wohnhauses in der „Natur“ finde ich faszinierend.
r Was sind denn die wichtigsten Arbeitsinstrumente des Büros? Welchen Stellen-
wert haben traditionelle, analoge Werkzeuge und welchen digitale?
Im Mittelpunkt stehen bei bergmeisterwolf sicherlich die Modelle aus Karton. Zu-
nächst werden erste Skizzen und Arbeitsmodelle gemacht. Erst anschließend kom-
men digitale Pläne hinzu, welche wiederum ausgedruckt werden. An diesen wird
dann weiterskizziert. Die Änderungen werden an analogen Arbeitsmodellen geprüft
und schlussendlich wieder in das CAD übertragen. Es ist ein ständiger Prozess zwi-
schen Skizzen, Modellen und Plänen, bis aus einer Idee ein ausgearbeitetes Konzept
wird. Noch heute skizziere und arbeite ich viel am Modell, bevor ich Tastatur und
Maus zur Hand nehme.
r Haben Sie ein bergmeisterwolf-Lieblingsprojekt? Und was schätzen Sie daran?
Nicht wirklich, jedoch habe ich eine besondere Beziehung zu Objekten, an denen ich
mitgearbeitet habe oder welche ich persönlich vor Ort gesehen habe. Bei einigen Pro-
jekten hatte ich die Gelegenheit, sie nicht nur von außen, sondern auch von innen
zu erkunden, obwohl sie sonst für die Allgemeinheit unzugänglich sind. Möglich war
dies im Rahmen einer von Michaela angebotenen Südtirol-Exkursion der TH Rosen-
heim sowie bei Terminen, an denen ich den Fotografen Gustav Willeit begleiten
Fotos: Gustav Willeit, IT-Stern Dach erzeugt innen und außen unterschiedliche, spannende Ansichten. Außerdem
konnte. Besonders gefallen hat mir dabei das Wohnhaus in Aldrans. Das gefaltete
blieb mir der restaurierte und erweiterte Pacherhof mit dem pyramidenartigen Turm
und dem sensiblen Umgang mit den alten Weinkellern gut in Erinnerung. So gesehen
044 • AIT 9.2022 habe ich vielleicht doch ein paar Lieblingsobjekte …