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Maria Dathe Leyla Minks
2001 geboren in Ravensburg 2016 Praktikum im Bereich Innenarchitek- 2001 geboren in Lörrach 2018 Praktikum bei Vitra, Weil am Rhein 2020
tur 2018 Praktikum im Bereich Grafikdesign seit 2020 Innenarchitek- Praktikum bei Burckhardt+Partner, Stuttgart seit 2020 Innenarchitek-
turstudium an der HfT Stuttgart turstudium an der HfT Stuttgart
Stehleuchte „Pink Print“
Entwurf und Text: Maria Dathe und Leyla Minks
I m dritten Semester erwarteten uns Studierende der Innenarchitektur aufgrund der
Pandemie nicht nur unsere ersten Präsenzveranstaltungen, sondern auch eine be-
sondere Aufgabe – ein komplettes Haus mitsamt allen dazugehörigen Möbeln, die wir
weiterentwickeln sollten, sodass ein Dialog zwischen Alt und Neu geschaffen wird. Im
Gewimmel der Menschen und Gegenstände entdeckten wir im Wohnzimmer unsere
zugeloste Nummer 13 − eine alte Stehleuchte aus den 1960er-Jahren mit auffällig gro-
ßem Schirm und besonderer Proportion. Bereits vor Ort begannen wir zu überlegen,
welche gestalterischen Möglichkeiten uns mit dieser Leuchte gegeben sind. Es entstan-
den unzählige Entwürfe, die mal weit entfernt, mal nah am Original lagen. Vor allem
mit dem großen Schirm konnten wir uns anfangs nicht anfreunden. Einmal vom Stoff
befreit, wurden wir uns allerdings der Leichtigkeit und der interessanten Struktur be-
wusst. Zur Zwischenpräsentation besprühten wir die Leuchte einmal komplett mit wei-
ßer Lackgrundierung, wodurch die Form und Proportion abstrahiert, reduziert und
somit verständlicher gemacht wurde. Dies war uns eine wesentliche Hilfe im Entwurfs-
prozess. Durch vielfaches Ausprobieren und Deformieren kamen wir zu der Erkenntnis, Detail • Detail
dass die Stehleuchte in ihrer Ganzheit am besten funktioniert. Wir setzten uns deshalb
zum Ziel, die Erscheinung der Leuchte beizubehalten, aber mit moderner Technologie
zu verknüpfen und somit in die Gegenwart zu übertragen. Das alte Leuchtmittel ersetz-
ten wir deshalb durch dimmbare LED-Streifen, welche in einer selbst entwickelten und
3D gedruckten transluzenten Hülle eingefasst wurden. Mittels unserer 3D-Drucker war
es uns möglich, mehrere Prototypen in unterschiedlicher Stärke, Form und Transparenz
zu erproben. Die finale Konstruktion beinhaltet nun sechs Leuchtstreifen, die aus der
Entfernung optisch zu einem länglichen Leuchtobjekt verschmelzen. Das neue Leucht-
mittel stellt nun nicht nur eine Verlängerung des Stabes dar, sondern durchbricht die
konventionelle Anordnung einer Stehleuchte, die das Leuchtmittel im Schirm versteckt.
Wir entschieden uns für einen auffälligen Lack, der die alten Elemente der Leuchte zu
einer Einheit verbindet und somit im Kontrast steht zum neu Hinzugefügten. Wir be-
schlossen, die Leuchte in einem kräftigen Pinkton zu lackieren, der den leichten Grün-
stich des 3D-Drucks neutralisierte. Rückblickend bestand die Herausforderung nicht
darin, kompliziert zu entwerfen, sondern so simpel wie möglich. Die Stehleuchte er-
schien uns zeitweise als unbesiegbarer Gegner – heute erfüllt es uns mit purer Freude
und Stolz, dieses Projekt unseren ersten Möbelentwurf nennen zu können. Fertiger Möbelprototyp • Finished prototype Stehleuchte im Original • Original floor lamp
D ue to the pandemic, we interior design students did not attend our first classes but Ideenskizzen • Sketches of ideas
were given a special task: a complete house with all its furniture was to be develo-
ped further to create a dialogue between old and new. Our assigned piece of furniture
was a 1960s floor lamp with a strikingly large shade and special proportions. We came
up with countless designs, sometimes far from, sometimes close to the original. At first,
we could not get used to the large lampshade. Once the fabric was removed, we became
aware of its lightness and interesting structure. For the interim presentation, we sprayed
the whole lamp with white varnish primer, which abstracted and reduced the shape and
proportions and made them more comprehensible. After numerous trials we came to
the conclusion that the floor lamp works best in its entirety. We therefore decided to re-
tain the appearance of the luminaire, but combine it with modern technology to transfer
it into the present. We replaced the old light source with dimmable LED strips, which
were enclosed in a 3D printed translucent cover we developed. We tested several pro-
totypes regarding thickness, shape and transparency. The final design now contains six
luminous strips that form an elongated luminous object. The new luminant is an exten-
sion of the pole, but also contradicts the conventional design of a floor lamp, which
hides the luminant in the shade. We used an eye-catching lacquer that merges the old
elements of the luminaire and thus contrasts with what has been newly added. We pain-
ted the luminaire pink to neutralised the slight green tint of the 3D-printed cover.
AIT 7/8.2022 • 047