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SERIEN EIN WOCHENENDE IN ... •  WEEKEND IN ...

              TIMISOARA










               Der Architekt, Stadtplaner und Buchautor Rudolf Gräf führt für ein Wochenende durch die westrumänische Stadt Timisoara
               For one weekend, architect, city planner and author Rudolf Gräf guides us through the West-Romanian City of Timisoara




































               Illustration: Irmela Schautz, www.irmela-schautz.de












               Ob auf den Spuren der Geschichte, bei der Stadtsanierung oder inmitten der kreativen Szene – Timisoara hat einiges zu bieten. • Following the history, the urban redevelopment or the creative scene – Timisoara has a lot to offer.


               Ganz im Westen Rumäniens, in der drittgrößten Stadt des Landes, be - T imisoara war Sumpf, war türkisch, österreichisch, jüdisch, rumänisch und ist euro-
                                                                                päisch. Die Stadt im Westen Rumäniens wird als „Klein-Wien“ beworben, ist am
               gann 1989 die rumänische Revolution, die schließlich zur Be freiung  Ende aber doch nur Timisoara. Wer die Stadt kennt, dem reicht das. In diesem Jahr lohnt
               von der kommunistischen Diktatur Ceausescus führte. Rudolf Gräf ist  sich ein Besuch im Oktober besonders. Dann nämlich findet zum ersten Mal das Kunst-
               Mitbegründer des in  Timisoara ansässigen  Architektur- und Stadt -  und Architekturfestival „Timisoara Art Encounters“ unter dem Motto „Appearance &
               planungs büros Vitamin A. Als Autor beschäftigt er sich unter anderem  Essence“ statt und bietet eine gute Gelegenheit, zeitgenössische rumänische Kunst näher
               mit der Architektur der Roma in Rumänien (siehe AIT 1/2.2013). Für ein  kennenzulernen. Kuratoren sind Nathalie Hoyos und Rainald Schumacher aus Berlin.
               Wochen ende nimmt er uns mit auf einen Streif zug durch die ge -
               schichtsträchtige Stadt mit einer jungen, aufstrebenden Kreativszene.  Samstag: Hauptsache, kein Stress

               In the far west of Romania, in the country’s third largest city, the  10.00 Uhr – Aufwachen in Timisoara ist nicht aufwachen in Wien. Deswegen hat man
               Romanian revolution started in 1989 and eventually led to the libera-  hier mehr Zeit für sich, die man anstelle von unzähligen Museumsbesuchen im Freien
               tion from Ceausescu’s communist dictatorship. Rudolf Gräf is co-foun-  verbringen sollte, um die Stadt zu erkunden. Wir beginnen den Tag also ganz entspannt
               der of the  Timisoara-based architecture and town planning office  erst um 10 Uhr. Vom Hostel Costel (1), das ich für die Übernachtung empfehle, führen
               Vitamin A. As an author he is, amongst other things, concerned with  zwei schöne Wege zu unserer Frühstücksdestination: Per Rad oder zu Fuß auf dem neu
               the architecture of the Romani people in Romania (see AIT1/2.2013).  angelegten Fahrradweg entlang des Bega-Kanals, dessen Bau 1728 begann und der bis
               For one weekend he takes us on an expedition through the history-  nach Serbien führt, oder man wählt die durch historische Quartiere führenden Bule -
               charged city with its emerging young and creative scene.      varduls, die im 19. Jahrhundert unter der Herrschaft Österreich-Ungarns und in der ersten
                                                                             Hälfte des 20. Jahrhunderts unter rumänischer Herrschaft entstanden sind.


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