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SERIEN EIN WOCHENENDE IN ... • WEEKEND IN ...
BREMEN
Henriette Sofia Steuer nimmt uns für ein Wochenende mit auf einen Streifzug durch ihre Heimatstadt
For one weekend, Henriette Sofia Steuer takes us on a stroll through her home city
Illustration: Irmela Schautz, www.irmela-schautz.de
Wo die Weser einen großen Bogen macht, gibt es keinen Hafen mehr: Bremen bewegt sich heute zwischen Altbaucharme und Neubauprojekten. • Today, Bremen ranges between charm of old buildings and new construction projects.
Hansestadt ohne Hafen, Fischköppe ohne Fischmarkt oder gar PISA- U nderstatement: ja. Minderwertigkeitskomplex: nein! An der Weser, rund 60 Kilo -
meter vom Meer entfernt gelegen, musste die Stadt Bremen gegen Ende des
Schluss licht sind Klischees, denen die Stadt immer wieder ins Au ge 20. Jahr hun derts ihre ursprüngliche Wirtschaftsgrundlage – den Hafenbetrieb – aufgeben
se hen muss. Die Bremer selbst nehmen es gelassen, schließlich hat und sich neue Stand beine erobern. Die Herausforderung hat man durchaus emotional,
man mehr zu bieten als Schmuddelecken und Hanseatentum. Frei ge - aber schul terzu ckend angenommen. Wenn man nicht mehr zur See fährt, baut man
stram pelt vom Image der „kleinen Schwester Hamburgs“ konnte Bre - eben Autos oder Teile für die Raumfahrt und schafft im alten Hafengebiet Platz für ein
men sich mit neuen Stadtent wicklungs pro jekten und einer vielfälti- neues Stadt ent wickl ungs projekt: die Überseestadt. Archi tek to nisch gesehen bleibt
gen Kul tur- und Kneipen szene ein neues Selbstbild zulegen. Henri ette Bremen trotz vielfältiger, internationaler Einflüsse stark von der eigenen Ge schichte
Sofia Steuer schlägt uns ihre Heimatstadt für ein Wochenende vor. geprägt und wird im Volks mund liebevoll als „Dorf mit Straßen bahn“ bezeichnet. Die
Bremer selbst mögen es weltoffen, kulturell bunt und herzlich – Ein Grund mehr, warum
Hanseatic City without a port, “Fischköppe” without a fish market or die Stadt 2009 den Titel „Ort der Vielfalt“ erhielt. Eine Tat sache, die man gern auf Festen
coming last in the Pisa study are clichés the city increasingly has to wie dem Bremer Freimarkt, dem Bremer Karneval oder der Breminale, aber auch bei
face up to. The inhabitants of Bremen take it calmly, since they have einem einfachen Becks in einer gemütlichen Kneipe feiert.
more to offer than just filthy places and their Hanseatic heritage.
Having freed itself from the image of being “Hamburg’s little sister”, Samstag: Zu Fuß durch die gute Stube
Bremen succeeded to get a new self-image with new city develop-
ment projects and a varied culture and bar scene. Henriette Sofia 9.30 Uhr – Der Tag beginnt in einem Stadtteil, der sich nur „das Viertel“ nennt. Noch
Steuer suggests her home city as a destination for a weekend trip. vor 20 Jahren war die se Gegend mit Straßenstrich und Dro gen umschlag platz ei ne gefähr-
liche Ecke. Heute gilt das Viertel mit zahlreichen Cafés, Bars und Boutiquen als schick.
048 • AIT 5.2016