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SERIEN LEHRJAHRE BEI ... • WORKING AT ...
Einkaufen oder sporadischen Botengängen – beispielsweise bei Bewerbungen um Ar-
chitekturpreise, der grafischen Gestaltung eines Vortrages, der Bearbeitung von Visuali-
sierungsvarianten in Photoshop, der Modellfotografie und auch bei der Aufbereitung
von Plänen und Fotografien für eine anstehende Publikation mitwirken. Aus meiner
Sicht war die Arbeit im Büro sehr abwechslungsreich. Ich hatte mit jedem Mitarbeiter
mal zu tun. Besonders gut gefallen hat mir, dass ich selbst eine gewisse Verantwortung
für meine Arbeit im Büro zu tragen hatte und vor allem im Bereich der grafischen Auf-
gaben auch meine eigenen Ideen einfließen lassen konnte. Ich habe im Büro gelernt,
dass die Praxis im Gegensatz zum Studium viel weitreichender ist, gerade was Fragen
der Ausführung und des tatsächlichen Bauens anbelangt. Bernardo hat das einmal sehr
treffend formuliert: „Manche Dinge ergeben erst ein paar Jahre später einen Sinn.“ Ich
glaube, das ist einer seiner Sätze, die bei mir wirklich hängen bleiben werden.
Modellfoto: bernardo bader architekten Auf der einen Seite sind natürlich die Pläne sowohl im Wettbewerbswesen als auch in
r Welches sind die wichtigsten Arbeitsinstrumente des Büros?
der Ausführungsplanung – wie wahrscheinlich in jedem Büro – ein unersetzliches In-
strument, nicht nur zum Entwerfen selbst, sondern auch zur Kommunikation der ein-
zelnen Projekte. Darüber hinaus besitzt das Büro eine umfangreiche Materialsammlung,
Visualisierungen und 3D-Modelle werden bei bestimmten Projekten genutzt, um ver-
Modellfoto der Hütte Stürcherwald: soll an Ostern fertiggestellt sein • Model photo of the hut Stürcherwald die zum Einsatz kommt, um bestimmte Materialkompositionen auszuprobieren. Auch
schiedene Varianten, beispielsweise in der Fassadengestaltung, zu testen. Varianten
sind eigentlich ein gutes Stichwort, da diese auch im Modellbau oft zu Rate gezogen
werden, um unterschiedliche Ideen auszuprobieren. Im Allgemeinen bringen Bernardo
und das ganze Team dem Modellbau eine durchaus große Wertschätzung entgegen –
nicht nur in Bezug auf das schnelle Entwerfen und Ausprobieren, sondern auch im Hin-
blick auf die Rolle des Modells als Aushängeschild eines Projektes im Wettbewerb. Da
sollte dann von der Proportionierung des Baukörpers bis hin zur Auswahl und Setzung
der Bäume alles passen – und es kann durchaus passieren, dass kurzfristig nochmal
alles über den Haufen geworfen wird.
r Wie haben Sie Bernardo Bader denn selbst bei der Arbeit erlebt?
Bernardo ist stets sehr beschäftigt und oft auf Terminen unterwegs. Trotzdem schafft er
es irgendwie, in jedes einzelne Projekt – egal ob Wettbewerb oder Ausführung – persön-
lich involviert zu sein, was enorm zeitaufwendig sein kann. Im Allgemeinen habe ich
Modellfoto: bernardo bader architekten Büros gemäß den eigenen Ansprüchen allen Mitarbeitern einiges abverlangt. Ab und zu
Bernardo als perfektionistisch veranlagten Menschen erlebt, der als Chef seines eigenen
kann das – gerade in den Abendstunden – auch mal anstrengend sein. Jedoch schafft es
Bernardo auch, über gewisse Dinge selbst zu lachen, was ich als extrem wichtig für ein
gutes Arbeitsklima empfinde. Und es ist durchaus so, dass er gerne mal die eine oder
Wettbewerb Kindercampus Marianum Bregenz, 1. Preis (2021) • Kindercampus Marianum Bregenz, 1st Prize andere Stunde selbst in der Modellbauwerkstatt verbringt.
r Vorarlberg ist ein Architekturmekka. Wie haben Sie sich die gebauten Schätze der
Region erschlossen und welche haben Sie am meisten beeindruckt?
Philipp Schmider in der Modellbauwerkstatt des Ateliers • Schmider in the model workshop of the office Insbesondere an den Wochenenden war ich öfter in Vorarlberg unterwegs, und die For-
mulierung „Architekturmekka“ würde ich ziemlich genau so unterschreiben. Da ich al-
lerdings hauptsächlich mit dem Fahrrad und zu Fuß unterwegs war, waren die Begeg-
nungen mit den architektonischen Schätzen der Region eher spontan, was das Ganze
aber umso schöner gemacht hat. Im Rheintal, gerade aber auch im Bregenzerwald, lässt
sich so die bauliche Kultur Vorarlbergs sehr gut erleben. Generell bin ich ein großer Fan
eher kleinerer, handwerklich gefertigter Projekte und muss sagen, dass mich in dieser
Hinsicht die gesamte Region – bis auf einige wenige schwarze Schafe – begeistert hat.
Daher kann ich an dieser Stelle auch keine expliziten Bauwerke hervorheben. Natürlich
habe ich trotzdem einige Projekte des Büros, wie beispielsweise die Kapelle Salgenreute
in Krumbach oder das Alpin Sport Zentrum in Schruns, gezielt angesteuert. Allerdings
kann ich nur empfehlen, dazu ein Fahrrad mit Gangschaltung mitzubringen. Mit einem
Fixie ist das Ganze eine ziemliche Schinderei.
r Und wie ging es nach Ihrem Praktikum in Vorarlberg für Sie weiter?
Foto: bernardo bader architekten Ich bin ans KIT zurückgekehrt. Im vergangenen Oktober habe ich mein Masterstudium
begonnen. Derzeit bewerbe ich mich um einen Auslandsaufenthalt im Rahmen des
Erasmus-Programms, welches ich – sofern ich einen Platz bekomme – im nächsten Win-
tersemester antreten werde. Danach werde ich wohl meinen Master am KIT absolvieren.
042 • AIT 3.2022 Mal schauen, was kommt ... Vorarlberg behalte ich auf alle Fälle im Hinterkopf.