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Philipp Schmider bernardo bader architekten
1998 geboren 2017–2020 Bachelorstudium Architektur (Auszeichnung), 2003 gegründet Mitarbeiter 12 Profil Starke regionale Bezüge zu Natur,
Karlsruher Institut für Technologie, KIT 02–09/2021 Praktikum bernardo (Bau-)Kultur, Handwerk Auszeichnungen zahlreiche lokale Holz- und Bau-
Foto: privat bader architekten, AT-Bregenz seit 2021 Masterstudium Architektur, KIT herrenpreise; internationale Preise: Aga Khan Award, Piranesi Award, ... Foto: Lisa Dünser
r Vorarlberg weist eine hohe Dichte hervorragender Architekturbüros auf. Was hat
Sie dazu bewogen, sich gerade bei Bernardo Bader zu bewerben?
Den ersten Kontakt mit den Arbeiten des Büros hatte ich auf einer dreitägigen Studio-
exkursion in den Bregenzerwald im Rahmen meines dritten Bachelorsemesters am
Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Damals haben wir uns natürlich auch den Is-
lamischen Friedhof in Altach und die Kapelle Salgenreute angeschaut. Ohne Bernardo
und sein Büro zu der Zeit bereits gekannt zu haben, empfand ich diese Gebäude auf
ganz unterschiedliche Art und Weise als sehr beeindruckend – nicht zuletzt durch ihren
jeweiligen dezidierten Bezug zum Ort und seiner Geschichte, ihre enge Verbundenheit
zur Handwerkskunst und ihre ganz eigene Einheit aus Material und Struktur. In einfa-
chen Worten: Ich empfand sie als stimmig. Natürlich haben für mich auch die Größe
des Büros und ganz einfach der sympathische erste Eindruck des Teams eine nicht ganz
unwesentliche Rolle dabei gespielt, mich um ein Praktikum bei Bernardo Bader zu be-
werben. Ich kann das Büro wirklich nur weiterempfehlen.
r Bernardo Bader ist tief mit seiner Heimat Vorarlberg verwurzelt. Was konnten Sie
bei ihm über regionales Arbeiten in einer immer globaler agierenden Welt lernen?
Im Allgemeinen suggeriert insbesondere die Möglichkeit des digitalen Arbeitens im Be-
reich der Architektur ein, wie ich finde, recht ortsunspezifisches Arbeiten – nicht nur im
Sinne des pandemiebedingten „Von zu Hause“-Arbeitens, sondern auch im Hinblick auf
eine durch die Globalisierung zunehmend homogene Architekturlandschaft. Was aller-
dings auch aus meiner Sicht die Grundlage einer guten und nachhaltig wertvollen Ar-
chitektur ausmacht, ist nicht zuletzt ein profundes Verständnis des Ortes sowie der ihn
prägenden Kultur. Ohne dieses fundamentale Verständnis der Essenz eines Ortes ist es
meiner Meinung nach nicht möglich, die dortige Architektur verstehen zu können. Ins-
besondere durch das Arbeiten in seiner Heimat und nicht zuletzt durch die enge Zusam-
menarbeit mit dem Vorarlberger Handwerk gelingt es Bernardo mit dem gesamten
Team diese Idee in einer Vielzahl von Projekten zu verarbeiten. Ich glaube nicht, dass
dies jemand in dem Maße umsetzen kann, der keine persönliche Verbindung zu Vorarl- Foto: Jésus Granada
berg und zum Bregenzerwald besitzt – zumal die Bregenzerwälder für Außenstehende
auch ein bisschen ein eigenwilliges Volk sind. Blick ins Atelier in der Bregenzer Klostergasse (2019) • View into the studio in Klostergasse in Bregenz
r Das Studio befindet sich in einem vom Büro selbst gebauten Sichtbetongebäude
in der Bregenzer Klostergasse. Wie ist es strukturiert und wie wird dort gearbeitet?
Im Wesentlichen ist das Büro in die zwei Bereiche Wettbewerb und Ausführung geteilt,
die von Matthias Kastl (Wettbewerbe) und Joachim Ambrosig (Ausführung) geleitet wer-
den. Dazu würde ich noch die Kommunikation von Judith Wellmann als dritten, in der Philipp Schmider beeindruckte die Kapelle Salgenreute sehr. • Schmider was impressed by Salgenreute Chapel.
heutigen Zeit zunehmend wichtiger werdenden Punkt hinzuzählen. Alle drei stehen
immer in engem Austausch mit Bernardo. Diese Bereiche des Büros habe ich nie als
wirklich getrennt wahrgenommen, da man jeden einmal beim gemeinsamen Mittages-
sen oder zumindest an der Kaffeemaschine trifft und auch sonst ein regelmäßiger Aus-
tausch besteht. Die Atmosphäre im Büro habe ich durch die eher kleine Teamgröße als
sehr persönlich und familiär empfunden. Vielleicht sollte ich dazusagen, dass ich selbst
eher zurückhaltend bin und dies mein erstes Praktikum war. Doch mir fiel es sehr leicht,
mich als neues Teammitglied einzubringen. Generell hatte ich stets das Gefühl, ein Teil
des Büros zu sein und etwas beitragen zu können.
r Sie hatten, als Sie bei Bernardo Bader anfingen, gerade Ihren Bachelor in der
Tasche. Wie konnten Sie sich im Büro einbringen?
Die ersten paar Wochen meines Praktikums habe ich hauptsächlich in der Modellbau-
werkstatt im Untergeschoss des Ateliergebäudes zugebracht und war dort folglich mit
unterschiedlichen Modellen beschäftigt, was mir bereits im Studium sehr viel Freude
bereitet hat. Allerdings wäre das an dieser Stelle auch schon die erste Lehre, die ich für
mich selbst gezogen habe: Der Modellbau kommt nicht in den Keller. Im weiteren Ver- Foto: Jésus Granada
lauf meiner Zeit im Büro durfte ich – neben ganz klassischen Praktikantenaufgaben wie
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