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Fotos: Oliver Unrath; Pension Goldvogel Doreen Ludwig
1978 geboren in Chemnitz 2001–2005 Studium der Innenarchitektur, Hochschule für Technik, Stuttgart 2004–2006 freiberufliche Mitarbeit AIT/GKT, Leinfelden-Echterdingen 2006–
2007 Raumtechnik Messebau und Eventservices GmbH, Ostfildern 2007–2008 Breuninger GmbH & Co., Stuttgart 2009–2015 Expomobil Messezubehör-Vertriebs-GmbH, Filderstadt
2011 Geburt von Tochter Marlene 2016–2017 Gottlob Rommel, Stuttgart 2017 „Auswanderung“ ins Allgäu, Eröffnung der Bio-Pension Goldvogel Kontakt www.goldvogel-fischen.de
Guten Morgen! – Der Frühstücksraum spiegelt die Handschrift der studierten Innenarchitektin wider. • Good morning! The breakfast room reflects the style of the trained interior designer
r Frau Ludwig, was hat Sie dazu veranlasst, die klassische Innenarchitektur an den r Auf Online-Buchungsportalen schwärmen Gäste immer wieder von Ihrer „Liebe
Nagel zu hängen und im Allgäu eine eigene Pension zu eröffnen? zum Detail“. In welchem Zustand trafen Sie Ihre künftige Pension an, und welche
In erster Linie war dies die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch der Wunsch architektonischen Veränderungen nahmen Sie vor?
nach Veränderung. Mein Mann und ich wollten „raus aus der Stadt“. Klassischerweise Wir übernahmen unser Haus in einem äußerst gepflegten Zustand. Auch die Substanz
hatte ich meinen Job verloren, nachdem unsere Tochter zur Welt gekommen war. Ich war sehr solide, aber alles wirkte „altbacken“ und war auch wirklich recht alt – von
fand zwar einen neuen Arbeitsplatz, und an diesem ging es auch deutlich familien- 1985. Nie hatte man groß investiert oder renoviert. Deshalb war von Anfang an klar,
freundlicher zu, aber das Gesamtpaket passte nicht. Danach wollte ich ein kleines Café dass wir dem Haus einen ganz neuen – unseren – Charakter geben wollten. Ich bin
in Stuttgart eröffnen, denn meine Lust auf die Gastronomie war immer schon da. Zwei- überzeugt, dass ein so kleines, wenig anonymes Gästehaus nur funktionieren kann,
mal scheiterten unsere Pläne, obwohl wir in der Planung schon recht weit waren – indem man es aus ganzem Herzen betreibt. Das sollte sich auch in der Gestaltung wi-
letztlich an den Kosten und auch an der Erkenntnis, dass dieses Konzept nicht famili- derspiegeln. Bald fing ich an, Dinge zu kaufen, die sich in meinem Kopf zu einem har-
entauglich war. Wir hatten keine familiäre Unterstützung in der Nähe und der Einschu- monischen Gesamtbild zusammenfügten. Monate zuvor nähte ich schon Kissen, be-
lungstermin unserer Tochter rückte immer näher. Wenn wir wirklich etwas ändern stellte Leuchten und suchte Fußböden heraus. Die großen Dinge wählten wir gemein-
wollten, mussten wir uns entscheiden. Die „Pension in den Bergen“ hatten wir immer sam aus. Da mein Mann Architekt ist, hatte auch er klare Vorstellungen. Wir suchten
wieder im Kopf. Für irgendwann, für später. Aber dann sagten wir uns, dass man so Handwerker, was nicht einfach war, zeichneten Möbel und legten los, sobald wir die
etwas nicht mehr macht, wenn man älter ist. Damit war Plan B geboren. Wir fanden Schlüssel zum Haus in unseren Händen hielten. Am Tag der Übergabe rückten einige
das Haus. Mein Mann fand relativ zeitgleich einen passenden Job. Dann ging alles ganz Freunde mit ihren Äxten an. Im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss – hier befinden
schnell. Wir wagten „es“ und zogen nach einer knackigen Umbauphase ins Allgäu. sich vier Gästezimmer – schlugen wir alles heraus, um dann mit Handwerkern und
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