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Foto: Stefan Leitner Photography, Graz Mark Jenewein Foto: Markus Spenger / Graz Tourismus, Graz
1988–1998 Studium der Architektur an der TU Graz 1991–1995 intensive Beschäftigung mit bildender Kunst und Ausstellungen in Wien,
Graz und Berlin 1998 Gründung mit Bernhard Schönherr und Herwig Kleinhapl von LOVE architecture and urbanism, Graz 1998 Steirischer
Kunstpreis 1999–2002 Vizepräsident der ZV Steiermark 2013 Gründung von LOVE architecture and urbanism, Berlin
Foto: limehome GmbH, München Foto: N. Lackner / Universalmuseum Joanneum, Graz
Wohn- und Geschäftshaus Argos (3) von Zaha Hadid Architects • Argos (3) by Zaha Hadid Architects Architektonisches Wahrzeichen: Kunsthaus Graz (7), Cook und Fournier • Kunsthaus Graz (7), Cook and Fournier
G raz drängt sich nicht in den Vordergrund. Graz ist einfach da. Als Studentenstadt r 15 Uhr — Was will man über das Kunsthaus Graz (7) am Lendkai 1, den sogenannten
„Friendly Alien“ von Peter Cook und Colin Fournier berichten? Es ist eine expressive Gebäu-
bleibt sie jung: Sechs Universitäten und rund 63.000 Studierende beleben die
280.000 EinwohnerInnen zählende Stadt. Und obwohl Graz die Fahrradhauptstadt Öster- deskulptur, die nach anfänglich harscher Kritik aus dem Grazer Stadtbild kaum mehr weg-
reichs ist, werden wir auf unserer Tour hauptsächlich zu Fuß unterwegs sein. zudenken ist. Gleich daneben befindet sich die Grazer Murinsel (8), Lendkai 19, von Vito
Acconci – ein bedeutungsschwanger im Fluss treibendes Objekt für Veranstaltungen und
Samstag: zwischen Kulinarik, Kunst und Kultur Gastronomie. Beides waren zentrale Werke des Kulturhauptstadtjahrs 2003.
r 17 Uhr — Das Gewürzhaus Van den Berg (9) in der Strauchergasse 8 ist ein kleiner
r 10 Uhr — Wer sich treffen, Bauernprodukte einkaufen, essen, trinken oder lustig sein will, Secret Place mitten in der Stadt: Eine unscheinbare Hofeinfahrt führt durch eine zehnge-
tut dies am besten auf einem der Grazer Märkte. Die beiden größten, der Lendplatz (1) schossige Wohnscheibe in einen Mikrokosmos aus Gewürzen, Kräutern und Spirituosen.
und der Kaiser-Josef-Platz (2), sind durch die Mur getrennt und ziehen unterschied- LOVE architecture and urbanism hat die ehemalige Tischlerei selbst umgebaut, und wir
liche Fangemeinden an. Dabei besticht der Kaiser-Josef-Markt als ältester Markt eher lieben die Kombination aus frischen Aromen und guter Laune!
durch seine bürgerliche Tradition. Empfehlen kann man hier aber eigentlich alles, und r 18 Uhr — Mitten in der Grazer Altstadt erhebt sich ein rauer, mächtiger Fels: der Schloss-
am besten lässt man sich treiben und bleibt hängen, wo es einem gefällt! Geschichtlich berg (10). Auf, in und durch ihn finden sich zahlreiche Attraktionen mit fantastischem
interessant ist, dass der ehemalige Holzmarktplatz erst im 19. Jahrhundert zum Bauern- Blick über die Stadt, wie etwa der Uhrturm, die Kasematten, verschiedene Gastronomie-
markt wurde – zu Ehren von Kaiser Joseph II., der den ProtestantInnen Glaubensfreiheit betriebe, Festungsanlagen, die Schlossbergbahn, der Schlossberglift bis hin zur höchs-
ermöglichte. Die evangelische Heilandskirche direkt am Markt zeugt noch heute davon. ten Underground-Rutsche der Welt (Big Fun!). Absolutes Highlight ist das Graz Museum
r 12 Uhr — Nach rund 17 Jahren Entwicklungszeit haben Zaha Hadid Architects das lime- Schlossberg (11) am Schlossberg 5 von Studio WG3: Sachlich-sinnliche Gestaltung trifft
home Graz – Argos (3), Burggasse 15, im Jahr 2020 endlich fertiggestellt. Seither besetzt hier auf großartige Ausstellungsarchitektur. Sehr schön!
ein expressiv-skulpturaler Baukörper aus aneinandergereihten „Raumausbeulungen“ den
fehlenden Eckbaustein des gründerzeitlichen Blocks. Platziert man sich perspektivisch Sonntag: Architektur abseits der Altstadt
richtig im Straßenraum, so blickt man am Hadid-Bau vorbei auf die Grazer Oper (4)
am Kaiser-Josef-Platz 10 – zwei Skulpturen mit völlig unterschiedlicher städtebaulicher r 10 Uhr — Im Museum für Geschichte (12) in der Sackstraße 16 ist das Schaudepot im
Funktion. In der Stadt ist das Haus ein Zankapfel. Uns dagegen gefällt es! Palais Herberstein von INNOCAD architecture besonders erwähnenswert: Ein Flügel des
r 13 Uhr — Im Joanneumsviertel (5) schufen Nieto Sobejano Arquitectos 2013 einen unter- barocken Innenstadtpalais wurde hier in eine superglatt gebügelte Raumfolge verwan-
irdisch konzipierten Verbindungsbau, der die zahlreichen, in verschiedenen historischen delt, die sich – einem Depot gleich – auch unter der Erde befinden könnte. Entlang der
Gebäuden untergebrachten Ausstellungs- und Bibliotheksbereiche des Universalmuse- Wände schlängeln sich perspektivisch raffiniert gesetzte Wandabfolgen aus gebürstetem
ums Joanneum zusammenfasst. Hierfür wurde ein ehemaliger „Beserlpark“ (liebevolle Aluminium oder sich konkav verformende Netze durch die historischen Räume. Dahinter
Bezeichnung für eine kleine, kümmerliche Parkanlage) geräumt und ein durch kegelför- verbergen sich dann locker gesetzte und ausgewogen angestrahlte Wolken aus Exponaten.
mige Einschnitte geprägter innerstädtischer Raum geschaffen. Die Großmaßstäblichkeit Und plötzlich ist er wieder da, der Barock: Silber ist eben doch das neue Gold!
dieser Fläche bildet einen interessanten Kontrapunkt inmitten der kleinteiligen Grazer r 12 Uhr — Der Rundgang führt uns nun außerhalb der alten Stadtmauern durch das
Altstadt mit fast schon großstädtischem Flair. Das Universalmuseum Joanneum (6) Paulustor und den Stadtpark in das Universitätsviertel. Hier befindet sich die vom Atelier
ist das älteste und zweitgrößte Museum Österreichs: Seit 1811 werden an 14 architek- Thomas Pucher neu gestaltete Universitätsbibliothek (13) am Universitätsplatz 3A. Über
tonisch wertvollen Standorten Zeugnisse der Geschichte, Kunst, Kultur und Natur des allem schwebt ein markanter, zweigeschossiger Glaskubus, dessen Auskragung eine per-
Landes Steiermark gesammelt, bewahrt, erforscht und vermittelt. spektivische Zeichnung der Künstlerin Anna Artaker ziert.
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