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Michael Rollmann pedevilla architekten

Foto: Bianca Leitner 1998 geboren in Tübingen 2015 Abitur in Reutlingen 2016–2019 Architek- 2005 gegründet von Armin und Alexander Pedevilla in Bruneck Profil Zeit- Foto: Gustav Willeit
gemäße alpine Architektur in Südtirol, realisiert mit lokalen Materialien und
turstudium Hochschule für Technik Stuttgart, B.A. Architektur, diverse Prak-
Handwerkern, vielfach ausgezeichnet, ausgestellt, publiziert Mitarbeiter zehn
tika seit 03/2019 pedevilla architekten, IT-Bruneck seit 10/2020 TU Wien

H err Rollmann, 2019/2020 haben Sie 18 Monate lang bei pedevilla architekten in
Bruneck gearbeitet. Seitdem sind Sie dort immer wieder in den Semesterferien
und studienbegleitend von Wien aus tätig. Dafür muss es gute Gründe geben...
Ja, mit den Bauten und der Philosophie des Büros kann ich mich sehr gut identifizieren.
Deswegen bleibe ich dabei und bin auch von Wien aus am liebsten ganz nah am Ge-
schehen. Für mich hat sich gezeigt, dass das auf die Entfernung am besten über die Öf-
fentlichkeitsarbeit funktioniert. Wenn es im Büro um das Entwerfen, Planen und Bauen
geht, beeindruckt mich besonders der Führungsstil der Pedevilla-Brüder. Ihre langjährige
Erfahrung und ihre Mentalität machen die Arbeit an den Projekten zu etwas Besonderem.
„Geht nicht“ gibt es nicht. Größere Herausforderungen werden in kleinere zerlegt, bis sie
Stück für Stück lösbar sind. Wer möchte, lernt in sehr kurzer Zeit sehr viel, allerdings
auch über sich selbst und die eigene Belastbarkeit. Gefördert wird man vor allem durch
abwechslungsreiche, wachsende Herausforderungen, an die man als Teammitglied mit
relativ großen Freiheiten herangehen darf. Das bedeutet gleichzeitig, dass viel Eigenver-
antwortung und Durchhaltevermögen vorausgesetzt werden. Eine tolle Zusammenarbeit,
die ich auch menschlich sehr schätze! Im Ergebnis ist die Architektur von pedevilla
architekten ein schöner Gegenentwurf zu all dem Überfluss,dem wir im Alltag ausgesetzt
sind. Armin hat es einmal so beschrieben: Luxus sei es, so wenig wie möglich zu haben,
aber das dafür in Perfektion.

r Geben Sie uns einen Einblick in die Größe und Struktur des Büros. Wer steckt hinter Atto Suites: Kalkputze in erdigen Tönen, lokales Nadelholz • Lime plaster in earthy shades, local coniferous wood
den Projekten von pedevilla architekten?
Wir sind ein gemischtes Büro aus zehn ArchitektInnen, halb deutsch-, halb italienisch-
sprachig, halb weiblich, halb männlich, mit verschiedenen kulturellen und akademi-
schen Hintergründen. Für mich war das von Anfang an eine sehr inspirierende Umge- einem kanzelartigen Geländevorsprung, der neben dem Blick übers Dorf auch jenen ins
bung. Ich finde es toll, wie unterschiedlich selbst die Methoden und Arbeitsweisen in- freie Tal ermöglicht. Diese Aussicht wurde zu einem wichtigen Motiv für den Entwurf. Aus
nerhalb des Teams sind. Dem wird viel Raum gegeben. Das erlaubt es auch, immer neue dem Hang ergab sich die turmartige Form mit kleinem Fußabdruck. Außerdem stellte
Konstellationen zu bilden, die auf die jeweilige Aufgabe abgestimmt sind – vom großen sich die Frage: Wie kann klimagerechtes Bauen auf 1.110 Metern Meereshöhe aussehen?
Sportpark bis zum Schokoladengeschäft. Je nach Aufgabe zeichnen sich die idealen Grup- Die großen Temperaturschwankungen erfordern eine gewisse thermische Speichermasse,
pierungen meist recht gut ab. Wer passt – auch menschlich gesehen – zu welcher Auf- um ohne allzu viel Technik ein behagliches und vor allem konstantes Raumklima zu er-
traggeberschaft? Wer bringt in welchem Bereich gute Erfahrungen mit? Alle Projekte wer- zielen. Wir entschieden uns deshalb für eine monolithische Dämmbetonhülle, die auch
den gemeinsam in Teams entwickelt, die einem erst einmal ziemlich klein vorkommen versprach, einfache und robuste Details mit hoher Wertigkeit realisieren zu können. Das
mögen. Im Entwurf sind das Armin und Alex mit maximal zwei MitarbeiterInnen. Material war wie gemacht für die vielseitigen Anforderungen. Es schützt, trägt und
dämmt. Baukonstruktiv war das Haus sicher ein Stück Neuland.
r Die Pedevilla-Brüder Alexander, Jahrgang 1971, und Armin, Jahrgang 1973, gründeten
2005 ihr gemeinsames Büro. Wie sieht die Arbeitsteilung der beiden aus? r Welche Qualitäten besitzt Haus G in Gossensaß innen?
Wichtige Entscheidungen, vor allem gestalterische und strategische, werden immer von Die Innenräume sollten eine schöne Wärme, Vertrautheit und Geborgenheit ausstrahlen.
beiden gemeinsam getroffen, auch wenn nach einem klar definierten Entwurf nur noch Dafür haben wir unbehandelte Tanne, handgefertigte Terrazzoböden und Verputze, brü-
einer der beiden Brüder unmittelbar am Projekt agiert und dessen Umsetzung betreut. niertes Messing und handgefertigtes Massivglas eingesetzt. Die starken Mauern haben
Weil beide sehr unterschiedliche Charaktere sind, werden im Vorfeld sorgfältige Diskurse wir mit bewohnbaren Fensternischen herausgearbeitet. So verlor das Haus trotz der
geführt. Ein Wort hat viel Gewicht und wird auch gehalten. Beide sind bei der Führung Wandstärke keine Wohnfläche, sondern gewann sehr eigenständige, besondere Wohn-
des Büros für alles zuständig. Das führt in Anbetracht der kleinen Projektteams dazu, räume hinzu. Hat man die enge Wendeltreppe im Zentrum ganz erklommen, öffnet sich
dass jeder Mitarbeiter mehr Verantwortung übernehmen darf, als dies vielleicht in ande- über den drei massiven Geschossen der bis zu sechs Meter hohe Wohnraum mit spekta-
ren Büros üblich ist. Diese Struktur fordert und fördert das selbstständige Denken und kulärem Rundumblick und mehreren Freibereichen. Mir wurde mit Abschluss des Vor-
Arbeiten. Um irgendwann zu wissen, was man eher geräuschlos erledigt oder was man entwurfs, an dem bis dahin mein Kollege Matteo gearbeitet hatte, über mehrere Monate
lieber einmal mehr bespricht, muss man vielleicht einige Gewohnheiten zu Hause lassen. Stück für Stück die Einreich- und Ausführungsplanung übergeben. So wurde das Haus zu
Wir Deutschen wollen meist auf der sicheren Seite sein und neigen mit unserem gestei- meiner allerersten Baustellenerfahrung.
gerten Redebedarf dazu, Verantwortung an andere abzuschieben. Das kann schnell zur
Barriere werden oder zu abenteuerlichen Alleingängen führen. Das Tirolerische ist schon r Es klang an, dass man im Büro bei entsprechender Eignung sehr schnell Verantwor-
eine andere Mentalität. Man muss sich etwas einfuchsen, bevor man auch so lässig wird. tung übernehmen darf. Was verschaffte Ihnen persönlich den größten Lerneffekt?
Während der anderthalb Jahre vor Ort war ich hauptsächlich mit Ausführungsplanungen
r Erzählen sie uns von Haus G, einem Haus mit 75 Zentimeter starken Dämmbeton- beschäftigt, von denen die meisten auch umgesetzt wurden. Darin ging ich total auf! Ich
wänden, an dem Sie intensiv gearbeitet haben! habe über die Entwürfe gestaunt, die im Büro entstanden waren und natürlich alles ge-
Haus G befindet sich im Hauptort der Gemeinde Brenner. Dort wächst es an einem bis geben. Dabei hat mir der intensive Dialog mit Armin und Alex immer wieder neue Per-
zu 50 Grad steilen Hang aus dem Boden. Es steht an der steilsten Stelle des Grundstücks, spektiven gezeigt. Ein Ansporn war zusätzlich, an Projekten zu arbeiten, die nicht nur in

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