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Esther Schulze-Tsatsas

1975 geboren in Wiesbaden 1996–2001 Architekturstudium in Frankfurt am Main 2000 Praktikum bei AIT, Leinfelden-Echterdingen 2001 Praktikum bei FORM – Zeitschrift für Gestaltung, Frankfurt am Main 2002–2012 Stylepark
AG, Frankfurt am Main 2012 Gründung der Taschenmanufaktur Tsatsas gemeinsam mit Dimitrios Tsatsas Kontakt www.tsatsas.com, mail@tsatsas.com

siert werden kann beziehungsweise wo die Grenzen des Machbaren liegen. Was nicht
heißt, dass die Grenzen nicht aufgebrochen oder überschritten werden können, um das
Design, die ästhetische Handschrift eines Produktes zu realisieren – diese Ausein -
andersetzung macht ein Tsatsas-Produkt zu dem, was es ist.

r Wie viel Mut erforderte es, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen?
Es erforderte eine Menge Mut. Die ersten Schritte in Richtung Selbstständigkeit gingen
wir, als wir beide noch in unseren festen Jobs arbeiteten. Nach Feierabend und an den
Wochenenden verfeinerten wir kontinuierlich unser Bild von einem zeitgenössischen
Brand. Doch ab einem bestimmten Punkt wurde uns klar, dass wir Tsatsas die volle
Aufmerksamkeit schenken müssen, um die Marke zum Leben zu erwecken.

r Tsatsas-Taschen bestechen – abgesehen von ihrem edlen Erscheinungsbild – durch
ihre Zeitlosigkeit. Die Details sind extrem reduziert. Diese Attribute zeichnen auch
hochwertige Architektur aus. Gibt es einen Zusammenhang für Sie?
Selbstverständlich gibt es starke Zusammenhänge und Einflüsse zwischen Architektur,
Design und Mode. Die Herangehensweise an einen Entwurf, ob Tasche, Bauwerk oder
Möbel, sind im Kern identisch, wenn auch in einer anderen Dimension. Durch die
Details steht und fällt unserer Meinung nach oft ein ganzer Entwurf, sodass wir sehr viel
Zeit in ihre Entwicklung stecken. Oft sind es nur Nuancen, die über ästhetische Qualität
entscheiden.

r Jede Tasche wird von Hand hergestellt. Wie wichtig ist der Manufaktur-Aspekt?
Extrem wichtig. Abgesehen von unserem Anspruch an höchste Qualitätsstandards für
unsere Produkte ermöglicht uns eine Manufaktur eine große Flexibilität: Wir arbeiten
sehr intensiv mit unserer Produktion in Offenbach am Main zusammen und setzen
gemeinsam die Entwürfe unserer Taschen und Accessoires um. So können wir bereits
zu einem frühen Zeitpunkt in die detaillierte Ausarbeitung erster Ideen gehen und noch
im Prozess eingreifen, verwerfen, testen und verändern.

r Haben Sie beim Entwurf Ihrer Taschen immer einen konkreten Nutzen oder Nutzer
vor Augen? Das heißt, überlegen Sie sich, für welchen Inhalt, für welche
Gelegenheit und für welchen Typ Mensch die Tasche bestimmt sein soll? Lederqualität, Design und Details ... • Quality of the leather, design and details ...
Automatisch hat man bei einem Entwurf immer einen Nutzer im Kopf, allerdings nicht
... genügen höchsten Ansprüchen. • ... meet the highest standards.
unbedingt in Form eines konkreten Bildes, sondern eher als eine Art DNA. Es geht uns
stark um die Haltung des Nutzers, um seine Bedürfnisse und Interessen. Der Zweck und
der potenzielle Inhalt einer Tasche spielen sicherlich auch eine Rolle, doch die Erfüllung
funktionaler Aspekte ist für uns selbstverständlich.

r Wie viele Mitarbeiter arbeiten heute für Tsatsas, und wie sieht die Arbeitsteilung
zwischen Ihnen und Ihrem Mann aus?
Tsatsas besteht momentan aus einem Team von sechs Personen. Die Arbeitsteilung
zwischen meinem Mann und mir ist fließend. Er kümmert sich stärker um den kreati-
ven Part und die Produktion, während ich mich mehr dem Vertrieb, der Kommunikation
und der Ausrichtung der Marke widme. Doch wir befinden uns in einem ständigen
Dialog und sind beide in jeden Bestandteil unserer Arbeit involviert.

r Wie haben Sie Ihren Vertrieb aufgebaut? Wo lassen sich Ihre Taschen kaufen?
Für uns war Tsatsas von Beginn an ein internationaler Brand. Seit der Gründung 2012
bis heute suchen wir weltweit nach Stores, die unserer Auffassung nach zu unserer
Marke und unseren Produkten passen, unsere ästhetischen wie qualitativen Werte
teilen und diese an ihre Kunden weitergeben. Auf diesem Weg hatten wir das Glück,
mit Stores wie Andreas Murkudis in Berlin, The Apartment Store in Zürich,
Tomorrowland in Japan oder dem Onlinestore SSENSE zusammenarbeiten zu dürfen.

AIT 1/2.2017 • 035