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Lisa Denecke
1997 geboren 2015-2019 B.A. Innenarchitektur, Hochschule Mainz 2017-2018
Mitarbeit bei WHIM architcture und Plan B 2020-2023 M.A. Interior Architec-
ture, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle 2021-2022 Werkstudentin,
merzmerz architekten/HG Merz seit 2023 merzmerz architekten/HG Merz
„Grundlegende, soziale Werte der
vergangenen Nutzungen werden gefiltert und
in ein neues Konzept übertragen.“
Lisa Denecke
Die neue Konstruktion steht im historischen Schwimmbecken. • The new construction is located in the historic pool. Ein vertikales Anbausystem nutzt den Raum optimal aus. • A vertical add-on system utilises the space.
diese Entwicklungen und vereint Nahrungsanbau, Gastronomie und gesellschaftlichen gemacht. Die Erschließung der neuen Nutzung erfolgt durch den ehemaligen Hauptein-
Austausch auf nachhaltige Weise. Um das Stadtbad Steglitz für die neue Nutzung zu gang des Stadtbads. Von der Eingangshalle aus führt auf der linken Seite eine Treppe
ertüchtigen, habe ich mich vom Grundprinzip eines Gewächshauses inspirieren lassen. nach oben zur Schwimmhalle.
Als parasitäre Struktur interpretiert, entstand eine mehrgeschossige Skelettkonstruk–
tion, die als zentrales Volumen, mittig unter dem ehemaligen Deckenlicht stehend, den Gastronomie und Lebensmittelanbau auf fünf Geschossen
Freiraum über dem historischen Schwimmbecken bespielt. Dabei hebt sich die Kon–
struktion durch Form, Material und Farbe vom Bestand ab und nimmt die Syntaktik des Im 1. Obergeschoss, auf Beckenrandhöhe, kommen die BesucherInnen an. Ein Glasbo-
Bestands auf. Die sich aus dem Becken erhebende Konstruktion bildet das Zentrum des den führt sie vom Beckenrand näher an das Geschehen heran. Die Geschirrrückgabe
Geschehens, während rundherum auf mehreren Ebenen Sitzmöglichkeiten angeordnet erfolgt unter der Treppe. Links neben der Treppe ist der Lastenaufzug, um benutztes
sind. Sie agiert als rosarotes Monument der neuen Nutzung und dient als Funktions- Geschirr nach unten oder Getränke und Lebensmittel nach oben zu transportieren. Am
turm. Auf Beckenrandhöhe befindet sich die Küche, darüber ist eine Cafébar verortet, vorderen Seitenflügel ist die barrierefreie Erschließung. Auf dem Weg zum Aufzug befin-
und in den beiden darüber befindlichen Geschossen ist der Anbau von Gemüse durch den sich Regale miKräutern, die wie Bibliotheksregale platzsparend auf Schienen ange-
ein sogenanntes vertikales „hydroponisches Anbausystem“ möglich. Das Wasser, das bracht sind. Diese Pflanzen werden zusätzlich mit künstlichem Licht versorgt. Die WCs
sich einst nur im Schwimmbecken befand, ist nun über die gesamte Höhe des Gebäudes sind im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss an ursprünglicher Stelle platziert. Weitere
und versorgt die Pflanzen mit nährstoffhaltigem Wasser. Das eingestellte Volumen ragt WCs sind – den Vorgaben für die Gastronomie entsprechend – im anliegenden Gebäude-
über das Dach hinaus. Somit wird auch im Außenraum die Reaktivierung des Bestands komplex von der Eingangshalle aus erreichbar. Am hinteren Seitenflügel befinden sich
sichtbar. Der Anbau von Gemüse wird auf diese Weise für die BesucherInnen erlebbar der Personaleingang, die Personalräume und die Lagerräume für Anlieferungen. Dort ist
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