Page 86 - AIT1223_E-Paper
P. 86
BANKEN UND BEHÖRDEN • BANKS AND AUTHORITY BUILDINGS
RATHAUS
IN TROFA
Entwurf • Design NOARQ, PT-Trofa
Kaum ein Kontinent hat eine so diverse Kultur wie Europa. Nahezu
jede Stadt glänzt durch beeindruckende Kirchen, historische und
moderne Museumsbauten und natürlich ein repräsentatives Rathaus.
Da ist es geradezu verwunderlich, dass eine zur Metropolregion Porto
gehörende Stadt bislang ohne Rathaus auskam. Trofa liegt im Norden
Portugals und kann sich durch seine gute infrastrukturelle Anbindung
als Industriestätte für Metall, Mode und Textilien behaupten. Ein Ent-
wurf von NOARQ komplettiert die Kleinstadt nun durch ein Rathaus.
Hardly any other continent has such a diverse culture as Europe.
Almost every city boasts impressive churches, historic and modern
museums and, of course, a prestigious town hall. It is therefore
almost surprising that a city in the Porto metropolitan region has
so far managed without a town hall. Trofa is located in the north
of Portugal and can hold its own as an industrial centre for metal,
fashion and textiles thanks to its good infrastructural connections. A
design by NOARQ now completes the small town with a town hall.
von • by Lisa Klasberg, Münster
S echs Jahre dauerte es, bis sich die 40.000 EinwohnerInnen nach dem 2016 gewon-
nenen Architekturwettbewerb über ein neues Gebäude freuen konnten. Zum ersten
Mal in der Geschichte der Kleinstadt sind alle kommunalen Verwaltungsebenen gebün-
delt an einem Ort anzutreffen. Im Süden des Stadtzentrums, dort, wo sich die Dichte der
Bebauung ausdünnt, ist auf dem Grundstück einer ehemaligen Getreideverarbeitungs-
anlage ein Konglomerat aus Alt und Neu entstanden. Typische romanische Rundbogen-
fenster und flach geneigte Dächer ließen die Planenden rund um José Carlos Nunes de
Oliveira erahnen, was sich hinter den baufälligen Relikten einmal verbarg. Die Historie
achtend, entschieden sie sich, das Hauptgebäude der vergangenen Industrie zu erhalten.
Abgesetzt durch Form und Farbe bettet sich der Bestand inmitten der neu entstandenen
Landschaft aus schwarzem Sichtmauerwerk – prägt das Straßenbild gleichermaßen durch
sein isoliertes Auftreten wie durch Integration in ein Gesamtgefüge aus fünf länglichen
Quadern. Auch wenn der industriell beeinflusste Takt der Architektonik eine gewisse
Stringenz fordert, präsentiert sich der Bau von jeder Seite in einer anderen Gestalt – wobei
seine Kubatur und Höhen bereits eine innere Raumordnung vermuten lassen. s
086 • AIT 12.2023