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Michael Riker                                                 pool Architekten

                                                         Foto: Niklaus Spoerri                              Foto: Niklaus Spoerri
                1988 geboren in Wiesbaden 2008–2014 Architekturstudium an der  gegründet 1998 als Genossenschaft mit 8 Part nern
                Universität Stuttgart 2010–2012 Studentische Hilfskraft ITKE, Universität  Aktuelle Bürostruktur 8 Part ner, 4 Assozi ierte, rund
                Stuttgart 2013 Praktikant und seit 2014 Architekt bei pool Architekten  80 Mitarbei ter Standort Zürich







                Patenonkel. In regelmäßigen Abständen wird jedes Projekt allen Partnern im poolate-  Architekten relativ schnell die Möglichkeit, selbst  Verantwortung  zu übernehmen.
                lier vorgestellt und diskutiert. Für Mitarbeiter ist dies sehr interessant, da die Diskus-  Dabei ist es nach meiner Erfahrung kein Nachteil, Nicht-Schweizer zu sein, weder
                sionen sehr offen geführt  werden und man selbst, unabhängig davon, in  welcher  bürointern noch im Umgang mit Ämtern, Bauherren oder Fachplanern.
                Position man sich befindet, mitdiskutieren kann.
                                                                              r Welche Tipps können Sie jungen Architekten und Architekturstudenten geben,
                r Ursprünglich wurde das Büro 1994 als Diskussionsplattform gegründet. Sämt liche  die ebenfalls beruflich in Zürich oder der Schweiz Fuß fassen wollen?
                Partner waren außerdem in der akademischen Lehre tätig, als Gastdozenten an der  Für mich war Zürich – und im Speziellen pool – ein sehr guter Einstieg ins Berufsleben.
                ETH, als Gastprofessoren an der TU Berlin, an der TU Wien und an der Berner  Hier darf man sich als Architekturstudent oder junger Architekt unter guten
                Fachhochschule in Burgdorf. Können Sie für uns etwas näher auf den bereits  Arbeitsbedingungen ausprobieren und erste Erfahrungen sammeln. Die Auswahl an
                erwähnten Diskurs im Büro eingehen?                           interessanten Architekturbüros ist groß in der Schweiz. Von Vorteil ist es sicherlich,
                Der interne Architekturdiskurs spielt,  wie gesagt, eine  wichtige Rolle im Büro. Die  bereits ein paar Jahre studiert  zu haben und die üblichen CAD-Programme  zu
                einzelnen Projektteams halten wöchentlich einen Jour fixe ab. Zudem finden jeden  beherrschen. Darüber hinaus ist es wichtig, in einem Team möglichst selbstständig
                Montagnachmittag die erwähnten poolateliers statt.  Zu interessanten Diskussionen  arbeiten zu können. Momentan geht es der Baubranche in der Schweiz gut, weshalb
                führt auch immer wieder der meist wöchentlich stattfindende whirlpool. Hier gibt es  man als junger Architekt sicherlich gute Berufsaussichten hat.
                Kurzvorträge von Mitarbeitern oder externen Referenten. Ein monatlich erscheinender
                Newsletter sowie die monatlich stattfindenden Mitarbeitersitzungen sorgen des  r Zürich hat eine hohe Dichte namhafter Architekturbüros. Es gibt die ETH, es gibt
                Weiteren dafür, dass wir trotz einer Bürogröße von rund 80 Mitarbeitern interessante  das Architekturforum Zürich … Welche Angebote dieser lokalen Architekturszene
                Einblicke  in  andere  Projekte  bekommen  können.  Eine  Freude  sind  zudem  die  schätzen und nutzen Sie besonders?
                regelmäßigen Apéros auf unserer Dachterrasse sowie Büroreisen, beispielsweise jene  Zürich hat eine sehr lebhafte Architekturszene. Ich gehe gerne zu Ausstellungen oder
                ins Piemont vor zwei Jahren. Im Frühjahr 2018 geht es dann für alle nach Belgrad.  Vorträgen des Architekturforums, der ETH oder der Züricher Hochschule der Künste im
                                                                              Toni-Areal. Auch die beinahe wöchentlichen Besichtigungen von Neubauten sowie die
                r An welchen Projekten konnten Sie in den vergangenen drei Jahren mitwirken,  Ausstellungen von abgeschlossenen Wettbewerben sind oft einen Besuch wert. Gerade
                und worin bestanden Ihre Aufgaben?                            wenn man selbst an dem Wettbewerb mitgearbeitet hat, ist es interessant zu sehen,
                Während meines Praktikums arbeitete ich zunächst am bislang größten pool-Projekt  welche Lösungen gefunden wurden. Vielfältig bleibt die Szene auch, weil sich hier eine
                mit, dem Neubau für die Fachhochschule Nordwestschweiz in Muttenz bei Basel.  Wettbewerbskultur etabliert hat. Diese trägt einerseits  zur besseren Qualität der
                Anhand dieses Bauvorhabens lernte ich zunächst die Struktur eines Großprojektes  Architektur im Allgemeinen bei. Andererseits ermöglichen offene Verfahren, dass auch
                kennen und ich  wirkte bei der Entwicklung der Hoffassade mit. Nach meinem  junge Architekten die Chance haben, an interessante Aufträge zu kommen.
                Abschluss arbeitete ich dann für zwei Jahre im Wettbewerbsteam. In dieser Zeit konnte
                ich in ganz verschiedenen Maßstäben entwerfen. Das Spektrum reichte von städte-  r Was spricht aus Ihrer Sicht darüber hinaus noch für Zürich?
                baulichen Studien über Wohnungsbauwettbewerbe bis hin zum Haus der Gegenwart  Zürich ist zwar mit Abstand die größte Stadt der Schweiz, im Vergleich mit deutschen
                in Lenzburg und zur VBZ-Busgarage in Zürich. Seitdem wir im vergangenen Jahr in  Großstädten ist die rund 400.000 Einwohner zählende Stadt aber trotzdem überschau -
                Zusammenarbeit mit Caruso St John und Boltshauser Architekten den Wettbewerb auf  bar. Man hat sehr kurze Wege und kommt mit dem Fahrrad überall schnell hin. Im
                dem Hardturm-Areal gewinnen konnten, arbeite ich als Teil-Projektleiter am neuen  Sommer ist eine Abkühlung im Zürichsee oder in der Limmat traumhaft. Am Wochen -
                Fußballstadion in  Zürich. Als junger, motivierter Architekt bekommt man bei pool  ende ist man schnell in den Bergen und auch nach Italien ist es nicht weit.

                Ensemble des Hardturm-Areals: Genossenschaftswohnungsbau, Stadion, Wohn- und Geschäftshochhäuser  Im Bau: Der Kulturbau Haus der Gegenwart wird das Stapferhaus Lenzburg im Kanton Aargau ergänzen.


















                Visualisierung: nightnurse images                            Visualisierung: pool Architekten










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