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GESUNDHEIT UND WELLNESS • HEALTH AND SPA

































       HALLENBAD

       IN APPENZELL



       Entwurf • Design Peter Moor Architekten, CH-Zürich


       In der Architektur wird aus ökologischen Gründen immer häufiger
       auf Holz gesetzt. So auch beim öffentlichen Hallenbad im schwei-
       zerischen Appenzell, das Peter Moor Architekten entwarfen. Der
       nachwachsende Rohstoff, seine sinnlichen Qualitäten sowie die
       in allen Bereichen herrschende wohltuend ruhige, elegante Atmo-
       sphäre versprechen ein Badeerlebnis der ganz besonderen Art.



       von • by Susanne Lieber, CH-Zürich
       R  iesige Zwillingsträger aus Holz mit integrierten Lichtbändern spannen sich über das
          25-Meter-Schwimmerbecken in Appenzell. Nicht nur an der Fassade dominiert Holz,
       sondern auch im Innenbereich. Und das ist – wenngleich kein Novum für ein öffentliches
       Schwimmbad – durchaus noch (!) eine Seltenheit. Atmosphärisch betrachtet spielt Holz
       aber gerade im Kontext mit Wasser und Wellness seine Trümpfe aus. In Appenzell spürt
       man das bereits beim Betreten des Gebäudes, einem Ersatzneubau, der vor knapp ein-
       einhalb Jahren in Betrieb genommen wurde. Das Entrée – ein zweigeschossiger Raum
       mit Empfangstheke und Kunst an der Wand – wirkt eher wie eine Hotellobby als wie
       eine Eingangshalle zu einem öffentlichen Schwimmbad. Sofort ist eine außergewöhn-
       liche Behaglichkeit zu spüren, die entschleunigt und entspannt. Das Sichtholz, Fichte
       und Tanne aus der Region, ist Hauptakteur beim Entwurf des Zürcher Büros Peter Moor
       Architekten und spielt nicht nur optisch, sondern auch olfaktorisch und haptisch eine
       wichtige Rolle: Statt glatter, kalter Fliesen und beißendem Chlorgeruch dominieren hier
       strukturierte Holzoberflächen, imprägniert mit Ölwachs, und ein wohliger Holzgeruch.
       Der zweigeschossige Holzbau ist windmühlenartig um einen Betonkern angelegt, auf des-
       sen Oberfläche sich die Holzmaserung der Bretterschalung als feines Relief abzeichnet
       und somit einen Bogen schlägt zum Holztragwerk. Das Erdgeschoss umfasst neben dem
       Eingangsbereich, dem Bademeisterbüro, den Garderoben, Duschen und Toiletten auch
       ein wettkampftaugliches Schwimmerbecken, ein Mehrzweckbecken mit höhenverstell-
       barem Hubboden (Tiefe: 0–180 Zentimeter) sowie ein Kinderplanschbecken. Der Außen-
       bereich bietet zudem eine Terrasse mit Hotpot und ein Kneipp-Becken im renaturierten
       Küechlimoosbach. Der Wellnessbereich erstreckt sich über das gesamte Obergeschoss
       und offeriert Massageräume, Erlebnisduschen, ein Kaltwasserbecken, beheizte Sitzbänke
       mit Fußbädern, Dampfbad, Biosauna, Finnische Sauna, Ruheraum und eine Dachter-
       rasse. Das i-Tüpfelchen zur Entspannung bilden hier Klanginstallationen von Roswitha
       Gobbo – sie nehmen Bezug zur Appenzeller Natur und damit auch zum Material Holz.


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