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138-141_AIT1121_BDIA_BDIA  22.10.2021  15:45  Seite 139






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                                                                                                          Fragen an
                                                                                                          Johann Haidn
                                                                                                          bdia Vizepräsident und
                                                                                                          Schatzmeister

                                                                                                          1. Anfang Oktober wurden Sie in
                                                               Vera Schmitz                               den Vorstand  des  BFB-Bundes-
                                                               zur bdia Ehrenpräsidentin ernannt          verband  der  Freien  Berufe  ge-
                                                                                                          wählt.  Was  sind  Ihre  Erwar-
               Titel: Raiffeisenhaus Neuötting, historischer Dachstuhl. Veronika Kammerer, Innenarchitektin bdia, Büro: studio lot, Altötting, Foto: Iven Matheis. Bilder Vera Schmitz und  Johann Haidn: Iris Maurer.
                                                               Auf der Bundesmitgliederversammlung wurde  tungen an diese Position?
                                                               Vera  Schmitz,  bdia-Präsidentin  2011–2019,  zur  Der Beruf der Innenarchitektinnen
                                                               Ehrenpräsidentin des Verbands ernannt. Gewür-  und  Innenarchitekten  ist  und
                                                               digt wurde damit das große und nachhaltige En-  bleibt  typischerweise  ein  freier
                                                               gagement Vera Schmitz‘ für den Berufsstand der  Beruf – ob die Tätigkeit nun selbst-
                                                               Innenarchitekt*innen. Unter ihre Ägide fiel unter  ständig oder in Anstellung ausge-
                                                               anderem der Ausbau des bdia Förderkreises, der  übt wird. Angestellte haben nun
                                                               Umzug nach Berlin sowie die völlig neu überar-  eine Stimme im Vorstand des BFB.
                                                               beitete Corporate Identity mit neuem Logo.  So  kann  es  gelingen,  neue  Per-
                                                                                                          spektiven zu betrachten und den
                                                                                                          Begriff „freie Berufe“ mit dem Sy-
                                                                                                          nonym „geregelte Berufe“ (gere-
                                                                                                          gelte  Ausbildung,  Titelschutz,
                                                                                                          Honorarordnung)  zu  umschrei-
                                                                                                          ben.

                                                                                                          2. Was macht das Ehrenamt im
                                                                                                          bdia für junge Kollegin*innen at-
                                                                                                          traktiv?
                                                                                                          Wer sich aktiv im bdia einbringt,
                                                                                                          kann unsere Zukunft mitgestal-
                        Auf seiner alle zwei Jahre stattfindenden Bun-  trägt zur Mobilitätswende bei und begünstigt  ten.  Die  Türen  für  junge  Kol-
                        desmitgliederversammlung  (BMV)  kam  der  die Entlastung der Infrastruktur. Kaum freie  leg*innen stehen weit offen. Mehr
                        bdia  im  UNESCO-Weltkulturerbe  Völklinger  Baufelder und explodierende Baupreise hem-  Generationengerechtigkeit kann
                        Hütte  zusammen. Traditionell  verabschiedet  men die Realisierung bezahlbaren Wohnraums.  zum Beispiel nur gelingen, wenn
                        die BMV auch eine Erklärung zu (berufs-)poli-  Im Sinne der Nachhaltigkeit sind weitere Flä-  sich Kolleg*innen finden, die ihre
                        tischen Themen. Mit der aktuellen Erklärung  chenversiegelungen zu stoppen.       berechtigen Forderungen leiden-
                        mit dem Titel „Zukunft Wohnen und Arbeiten“                                       schaftlich und mit Mut vertreten.
                        fordert der bdia mehr Bauen im Bestand und  Innenarchitekt*innen entwickeln durch kluge  Von der Berufsverbandsarbeit im
                        eine nachhaltige Umnutzung von Bestandsim-  Umnutzung von Leerstand attraktive Wohnfor-  bdia profitieren alle!
                        mobilien.                               men  sowie  neue  Arbeitsräume,  um  weiterer
                                                                Flächenversiegelung  entgegenwirken.  Aus  3. Welche Themen stehen auf der
                        Erklärung „Zukunft Wohnen und Arbeiten“    neuen Nutzungen resultiert ein Mehrwert für  Agenda der Freien Berufe?
                        Eine hohe Qualität der Innenräume wurde sel-  Innenstädte  sowie  Perspektiven  für  ausge-  „Werte im Wandel“ und „Freiheit“
                        ten so geschätzt wie in den vergangenen Mo-  höhlte Dorfkerne, die unter dem „Donut-Ef-  waren  Themen  am  Wahlabend
                        naten.  Die  Mehrzahl  der  14,8  Millionen  fekt“  leiden.  Dezentrale  Co-Working-Spaces  des Präsidiums und des BFB-Vor-
                        Bürobeschäftigten, rund 40% der Erwerbstäti-  bieten echte Alternativen zu dicht gelegenen  stands. Gemeinsam müssen rele-
                        gen, verlagerten ihren Arbeitsort vom Büro auf  Bürotürmen. Nachhaltige Planung mit flexi-  vante  Weichen  zur  Sicherung
                        den privaten Wohnraum. Sie sahen sich vor der  blen Nutzungskonzepten können  die gelebte  unserer Zivilgesellschaft gestellt
                        Herausforderung, Wohnen und Arbeiten zu ver-  „Wegwerf-Architektur“ aufwerten und lang-  werden. Nur mit einem verlässli-
                        einen. Mit dem europäischen „Green Deal“ und  fristig abwenden.                   chen Rechtsrahmen können un-
                        renovierung und Modernisierung zur Erreichung  Bauen im Bestand immer nur mit     sere Klima- und Nachhaltigkeits-
                        der „Renovation Wave“ kommt der Gebäude-
                                                                                                          ziele  erreicht  werden.  Dafür
                                                                Innenarchitekt*innen!
                        der Klimaneutralität bis 2050 eine hohe Bedeu-
                        tung zu. Das von der EU-Kommission initiierte  Innenarchitekt*innen verfügen über die Exper-  werde ich mich im Vorstand des
                                                                                                          BFB einsetzen.
                        „Neue Europäische Bauhaus” soll Nachhaltig-  tise für das Bauen im Bestand. Die Revitalisie-
                        keit mit Ästhetik im Bau zusammenbringen.  rung  von  Leerstand  unter  Einhaltung  von
                                                                Klimaschutz und der verantwortungsvolle Um-
                        Aufwertung ländlicher Raum              gang mit Ressourcen müssen interdisziplinär
                        Umnutzung Bestandsimmobilien            geplant und umgesetzt werden. Die Architek-
                        Bedingt durch neue Wohn- und Arbeitsformen  tur ist besser vollendet mit Innenarchitektur.
                        kann der Landflucht langfristig entgegenge-  Zukunftsgerechter   und   nutzerbezogener
                        wirkt werden. Neue Konzepte und Umnutzung  Umbau ist die Kernkompetenz von uns Innen-
                        von Bestandsimmobilien bedeuten Zuwachs im  architekt*innen.
                        ländlichen Raum. Homeoffice abseits der City

                                                                                                                         AIT 11.2021  •  139
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