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Fragen an
Johann Haidn
bdia Vizepräsident und
Schatzmeister
1. Anfang Oktober wurden Sie in
Vera Schmitz den Vorstand des BFB-Bundes-
zur bdia Ehrenpräsidentin ernannt verband der Freien Berufe ge-
wählt. Was sind Ihre Erwar-
Titel: Raiffeisenhaus Neuötting, historischer Dachstuhl. Veronika Kammerer, Innenarchitektin bdia, Büro: studio lot, Altötting, Foto: Iven Matheis. Bilder Vera Schmitz und Johann Haidn: Iris Maurer.
Auf der Bundesmitgliederversammlung wurde tungen an diese Position?
Vera Schmitz, bdia-Präsidentin 2011–2019, zur Der Beruf der Innenarchitektinnen
Ehrenpräsidentin des Verbands ernannt. Gewür- und Innenarchitekten ist und
digt wurde damit das große und nachhaltige En- bleibt typischerweise ein freier
gagement Vera Schmitz‘ für den Berufsstand der Beruf – ob die Tätigkeit nun selbst-
Innenarchitekt*innen. Unter ihre Ägide fiel unter ständig oder in Anstellung ausge-
anderem der Ausbau des bdia Förderkreises, der übt wird. Angestellte haben nun
Umzug nach Berlin sowie die völlig neu überar- eine Stimme im Vorstand des BFB.
beitete Corporate Identity mit neuem Logo. So kann es gelingen, neue Per-
spektiven zu betrachten und den
Begriff „freie Berufe“ mit dem Sy-
nonym „geregelte Berufe“ (gere-
gelte Ausbildung, Titelschutz,
Honorarordnung) zu umschrei-
ben.
2. Was macht das Ehrenamt im
bdia für junge Kollegin*innen at-
traktiv?
Wer sich aktiv im bdia einbringt,
kann unsere Zukunft mitgestal-
Auf seiner alle zwei Jahre stattfindenden Bun- trägt zur Mobilitätswende bei und begünstigt ten. Die Türen für junge Kol-
desmitgliederversammlung (BMV) kam der die Entlastung der Infrastruktur. Kaum freie leg*innen stehen weit offen. Mehr
bdia im UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Baufelder und explodierende Baupreise hem- Generationengerechtigkeit kann
Hütte zusammen. Traditionell verabschiedet men die Realisierung bezahlbaren Wohnraums. zum Beispiel nur gelingen, wenn
die BMV auch eine Erklärung zu (berufs-)poli- Im Sinne der Nachhaltigkeit sind weitere Flä- sich Kolleg*innen finden, die ihre
tischen Themen. Mit der aktuellen Erklärung chenversiegelungen zu stoppen. berechtigen Forderungen leiden-
mit dem Titel „Zukunft Wohnen und Arbeiten“ schaftlich und mit Mut vertreten.
fordert der bdia mehr Bauen im Bestand und Innenarchitekt*innen entwickeln durch kluge Von der Berufsverbandsarbeit im
eine nachhaltige Umnutzung von Bestandsim- Umnutzung von Leerstand attraktive Wohnfor- bdia profitieren alle!
mobilien. men sowie neue Arbeitsräume, um weiterer
Flächenversiegelung entgegenwirken. Aus 3. Welche Themen stehen auf der
Erklärung „Zukunft Wohnen und Arbeiten“ neuen Nutzungen resultiert ein Mehrwert für Agenda der Freien Berufe?
Eine hohe Qualität der Innenräume wurde sel- Innenstädte sowie Perspektiven für ausge- „Werte im Wandel“ und „Freiheit“
ten so geschätzt wie in den vergangenen Mo- höhlte Dorfkerne, die unter dem „Donut-Ef- waren Themen am Wahlabend
naten. Die Mehrzahl der 14,8 Millionen fekt“ leiden. Dezentrale Co-Working-Spaces des Präsidiums und des BFB-Vor-
Bürobeschäftigten, rund 40% der Erwerbstäti- bieten echte Alternativen zu dicht gelegenen stands. Gemeinsam müssen rele-
gen, verlagerten ihren Arbeitsort vom Büro auf Bürotürmen. Nachhaltige Planung mit flexi- vante Weichen zur Sicherung
den privaten Wohnraum. Sie sahen sich vor der blen Nutzungskonzepten können die gelebte unserer Zivilgesellschaft gestellt
Herausforderung, Wohnen und Arbeiten zu ver- „Wegwerf-Architektur“ aufwerten und lang- werden. Nur mit einem verlässli-
einen. Mit dem europäischen „Green Deal“ und fristig abwenden. chen Rechtsrahmen können un-
renovierung und Modernisierung zur Erreichung Bauen im Bestand immer nur mit sere Klima- und Nachhaltigkeits-
der „Renovation Wave“ kommt der Gebäude-
ziele erreicht werden. Dafür
Innenarchitekt*innen!
der Klimaneutralität bis 2050 eine hohe Bedeu-
tung zu. Das von der EU-Kommission initiierte Innenarchitekt*innen verfügen über die Exper- werde ich mich im Vorstand des
BFB einsetzen.
„Neue Europäische Bauhaus” soll Nachhaltig- tise für das Bauen im Bestand. Die Revitalisie-
keit mit Ästhetik im Bau zusammenbringen. rung von Leerstand unter Einhaltung von
Klimaschutz und der verantwortungsvolle Um-
Aufwertung ländlicher Raum gang mit Ressourcen müssen interdisziplinär
Umnutzung Bestandsimmobilien geplant und umgesetzt werden. Die Architek-
Bedingt durch neue Wohn- und Arbeitsformen tur ist besser vollendet mit Innenarchitektur.
kann der Landflucht langfristig entgegenge- Zukunftsgerechter und nutzerbezogener
wirkt werden. Neue Konzepte und Umnutzung Umbau ist die Kernkompetenz von uns Innen-
von Bestandsimmobilien bedeuten Zuwachs im architekt*innen.
ländlichen Raum. Homeoffice abseits der City
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