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Lina Merck
2012–2014 Bildende Kunst, HfBK Dresden 2014–2021 Diplom Architektur,
Foto: Phillip Heinz Technische Universität Dresden 2020 Auslandsjahr, Accademia di Architet-
tura, Mendrisio seit 2021 Mitarbeiterin Professor Hans Kollhoff, Berlin
Eingebettet in die Umgebung: ein Kindergarten • Embedded in the surroundings: a kindergarten
Der Laubengang ist kommunikatives, verbindendes Element. • The arcade is communicative and connecting. Grundriss Erdgeschoss • Ground floor plan
von • by Lina Merck, Berlin
S chauplatz für den Entwurf meiner Diplomarbeit an der TU Dresden, angeleitet durch nen und Bewohnern ein Veranstaltungssaal, zahlreiche flexibel nutzbare Gemeinschafts-
räume sowie eine großzügige Dachterrasse. Als historisch gewachsenes Seebad zeichnet
Professor Benedikt Schulz, ist das Ostseebad Binz, das sich entlang der Küste der
Insel Rügen erstreckt. Dort, zwischen Meer und Naturschutzgebiet, entsteht ein von sei- sich Binz durch seine besondere Bäderarchitektur aus und hebt sich vor allem von der
nem starken Gemeinschaftscharakter getragenes Mehrgenerationenquartier. Als nachhal- Schlichtheit der zeitgleich architektonisch vorherrschenden Moderne ab. Entgegen der
tige Alternative zum klassischen Einfamilienhaus werden neben konventionellen, be- Prämisse dieser Epoche wurde bei der Bäderarchitektur nicht an Ornamentik gespart:
kannten Wohnformen zeitgenössische Ansätze des Zusammenlebens angeboten , und es Großzügig verzierte Veranden, Loggien und Balkone sind dabei allgegenwärtiges Gestal-
wird gezeigt, dass verdichteter Wohnraum auch im ländlichen Rahmen entstehen kann. tungselement. Als Reminiszenz an diese Villen Rügens wurde deren Wesen in abstrakter
Geplant ist für das generationenübergreifende Quartier ein Ensemble aus fünf Wohnge- Form auf die Balkonzone und die Volumina der kleineren Baukörper übertragen.
bäuden, das sich um einen zentralen Hof – das grüne Herz der Siedlung – herum arran-
giert. Dank eines Wanderweges aus Richtung Süden, der bis zur Ostsee reicht, entsteht Ein Cluster-Konzept ermöglicht bedarfsgerechtes Wohnen
eine Verbindung zwischen Ensemble, Waldlandschaft und Meer. Um den Entwurf zu ver-
vollständigen, ist eine Trauerhalle mit angrenzendem Pavillon für den nahegelegenen Beruhend auf zwei unterschiedlichen Grundprinzipien spiegelt sich die Vielschichtigkeit
Friedhof entworfen worden. Um Anschluss an seine unmittelbare Umgebung und das der Generationen in den Wohnungstypologien wider. Zum einen gründet das Konzept
örtliche Gemeinschaftsgefüge zu erhalten, sind im Erdgeschoss der Bauten jeweils öffent- des Quartiers auf konventionell bewohnbaren Apartments für Familien und Wohnge-
liche Funktionen integriert. Eines der fünf Gebäude nimmt dabei beispielsweise den Kin- meinschaften als in sich geschlossene Einheiten; zum anderen auf dem Schema des
dergarten des Quartiers auf. Der nachbarschaftliche Charakter des Konzepts wird vor „Cluster-Wohnens“. Bei dieser Art der Grundrissorganisation ist jeweils eine Einheit von
allem durch das vielseitige Raumprogramm deutlich: Geboten werden den Bewohnerin- privaten Apartments an einen kollektiv genutzten Wohnbereich angegliedert – die Pri-
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