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Bernhard Kurz
1980 geboren 1999–2006 Architekturstudium in München 2006–2012 Mit -
ar beit Weberwürschinger in Berlin 2012 zusammen mit Johannes Krohne
Gründung von IFUB* in Berlin und München, Standortleitung München
Der zentrale Stehtresen am Kaffeeautomaten kann sich zur Hälfte in fahrbare Workshopcontainer „auflösen“. Durch einen 270-Grad-Beschlag kann das Tassenregal offen stehen, ohne dass die Regaltür in den Raum ragt.
von • by Bernhard Kurz
D ass bauliche Veränderungen in dem angemieteten Objekt von vornherein ausge- auch Stifte, Post-its, Bälle und ähnliches Workshopmaterial untergebracht. Zur einen
Seite des Stehtresens, Richtung Eingang, wurden die Garderobe und allgemeine Stau-
schlossen waren, bildete – neben der sehr kurzen Planungs- und Bauzeit – die größte
Herausforderung des Projektes. Selbst der Boden war zum Zeitpunkt unserer Beauftra- räume mit einem größeren Archivschrank kombiniert. Auch hinter diesem verschwindet
gung bereits verlegt. Aber mit etwas Farbe und viel Freude lässt sich dann doch einiges eine Bestandswand, wodurch das Möbel fast wie frei im Raum stehend wirkt. Zur ande-
erreichen! „Der erste Eindruck zählt“, sagt ein Sprichwort. Nicht nur deshalb ist auch der ren Seite befindet sich die integrierte kleine Kaffee- und Teestation. Damit Tassen und
erste Blick in ein Büro ein ganz wesentlicher. Neue Kunden oder Mitarbeiter werden hier Zucker bei Kundenveranstaltungen einfach auffindbar sind, wurden an der betreffenden
gewonnen oder verloren, langjährige Mitstreiter motiviert oder abgeschreckt. Auch in den Schranktür 270-Grad-Scharniere verbaut. Somit kann diese auch offen stehen bleiben,
neuen Räumlichkeiten der improuv GmbH sollte schon beim ersten Blick klar sein: Hier ohne zu stören. Geht man weiter Richtung Workshopraum, passiert man die verdeckt an-
wird agiles Arbeiten nicht nur gepredigt, sondern gelebt! Dem Eingangsbereich kam des- geordnete und doch für alle Mitarbeiter gut erreichbare Druckernische. Hier sind Drucker
halb besondere Bedeutung zu. Dieser wurde als Herzstück des neuen Büros gestaltet. Die und Scanner untergebracht, im Einbauschrank rundherum alle zum Betrieb notwendigen
große Workbench hat sich sofort als Treffpunkt im Büro etabliert und wird rege für eine Materialien. Der Blick vom Workshopraum zurück Richtung Eingang offenbart, dass die
Vielzahl von Tätigkeiten genutzt. Um das ursprünglich vorgesehene Nutzungsspektrum „Rückseiten“ der Einbaumöbel im Flur offen als kleine Bibliothek gestaltet sind. Hier sind
zu erweitern, wurde die zentrale Wand magnetisch und beschreibbar ausgeführt. So vor allem Werbe- und Informationsmaterialien für die Besucher angeordnet, die sie beim
kann die Workbench nun nicht nur von den freien Mitarbeitern oder als Pausentisch ge- Verlassen des Workshopraums ideal positioniert vorfinden.
nutzt werden, sondern steht auch für Präsentationen oder interne Workshops und Be-
sprechungen zur Verfügung. Das den Tisch an zwei Seiten fassende Eingangsmöbel sorgt ... der ihnen zur Verfügung stand, intelligent ausgenutzt
für Sichtschutz, Stauraum und Sitzgelegenheiten am Fenster, dient aber gleichzeitig auch
als Präsentationsmöglichkeit des Unternehmens gegenüber den eintretenden Besuchern. Hauptaufgabe bei der Farb- und Materialwahl der Möbel war es, aus den sterilen Rah-
menbedingungen ein atmosphärisches Büro zu schaffen. Die CI-Grundfarbe Blau im zen-
Die Architekten haben den wenigen Gestaltungsspielraum, ... tralen Flur wurde auch in der Farbgebung der neuen Bürostühle aufgenommen, wobei
zwei unterschiedliche Blautöne bereits für eine erste Auflockerung sorgen. Das dazu
Die beiden wichtigsten Räume – der Eingangsbereich vorn und der Workshopraum hin- kombinierte Birkenholz setzt einen Kontrapunkt und bringt Wärme in die Räumlichkei-
ten – sind über einen zentralen Flur verbunden. Dieser Flur wurde komplett in einem der ten. So sind alle Einbaumöbel und die Arbeitsplatten der festen Arbeitsplätze aus trans-
CI-Farbe entlehnten Blauton gestrichen. Das erleichtert die Orientierung für Besucher und parent beschichteten Birke-Multiplexplatten konstruiert. Auch bei der Workbench kam
zoniert optisch Flur und Eingangsbereich ohne räumliche Trennung. In dieser zentralen Birke als massive Arbeitsplatte zum Einsatz. Passend zum innovativen, agilen Coaching,
Zone sorgen locker positionierte Einbaumöbel für Ordnung und eine effektive Nutzung das improuv seinen Kunden anbietet, wurde ein spielerisches Schachbrettmuster mit
des baulich leider nicht veränderbaren, sehr breiten Flurs. Auch werden Stützen und verschiedenfarbigen, transparenten Beschichtungen für die Gestaltung der Einbaumöbel
große Entlüftungsschächte im Inneren der neuen Schreinerelemente versteckt. Die Funk- entwickelt, das nebenbei auch die Einbaukaffeemaschine unauffällig in die Gesamtge-
tionen der jeweiligen Einbaumöbel wurden gezielt zusammengestellt. Wie in jedem Büro staltung einbindet. Auch das ikonische Griffdetail wurde eigens für das Projekt entwi -
ist auch bei improuv der zentrale Ort für den Kaffee ein informeller Treffpunkt zu jeder ckelt. Die Griffe haben beschreibbare Rückseiten aus Whiteboardlack, die mit normalen
Tageszeit. Für kurze Meetings oder die obligatorische gemeinsame Tasse Kaffee wurde Whiteboardstiften reversibel beschriftet werden können. Last, but not least wurden auch
ein Stehtresen vorgesehen. Dieser besitzt dabei eine Doppelfunktion: Denn eine Hälfte die eher kleinen Arbeitsräume der festen Mitarbeiter neu gestaltet. Höhenverstellbare
des Tresens besteht aus zwei Rollcontainern, die, mit Gläsern und Getränken bestückt, Tische, neue bequeme Bürostühle, magnetische Wandflächen und Brüstungsregale mit
die Versorgung des Workshopraums sicherstellen. Neben Gläsern und Tassen sind hier mobilen Pflanzkisten sorgen hier für eine angenehme Arbeitsatmosphäre.
AIT 10.2019 • 171