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EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
„Könntet Ihr nicht mal eine Ausgabe über Nachhaltigkeit machen?“, fragte mich vor Kur-
zem ein befreundeter Innenarchitekt, als wir gerade die Projekte für diese AIT-Ausgabe zum
Thema Ladenbau zusammenstellten. Ein durchaus nachvollziehbares Anliegen, aber kolli-
diert das nicht mit unserer seit Jahrzehnten bewährten Struktur der Heftthemen, die nach
Bauaufgaben sortiert sind? Vor allen Dingen: Ist es ausreichend und sinnvoll, das Thema
Nachhaltigkeit einmalig in einer Sonderausgabe abzuhandeln? Die Branche wird in Zukunft
ganz selbstverständlich bei allen Innenarchitektur- und Architekturprojekten darauf achten
müssen, dass vernünftig – sprich nachhaltig – mit Flächen, Materialien, Energie, Ressourcen
und Abfall umgegangen wird. Und dass dies in zunehmendem Maße der Fall ist, konnten
wir nach Sichtung der Projekte für die vorliegende Ausgabe freudig konstatieren. Wir haben
Foto (in der Stuttgarter Imperia-Filiale): Diane Ziegler ten Sanierung des Altbaus und einigen gezielten Eingriffen nun besonders atmosphärische
eine Bäckerei in Barcelona (ab S. 76), eine Brauerei im tschechischen Humpolec (ab S. 84)
und eine Boutique für Handtaschen in Mailand (ab S. 94) ausgewählt, die nach einer sanf-
Verkaufsräume aufweisen. Das Wiederverwenden von Bauteilen und Materialien, arrangiert
in einer völlig überraschenden Ästhetik, gefiel uns bei einem Modegeschäft in Bratislava (ab
S. 90), einem Concept Store in München (Bild links und ab S. 100) und einem Schmuckge-
schäft in Berlin (ab S. 102). Sinnvoll ist auch die Entwicklung, dass Läden und Showrooms
nicht mehr der prägenden CI eines Herstellers unterworfen sind, sondern so konzipiert wer-
den, dass sie nahtlos in eine Nachnutzung überführt werden könnten. Messestände kamen
Mit besten Grüßen in Bezug auf Nachhaltigkeit in der Vergangenheit nicht gerade gut weg. Dass es gelingen
Petra Stephan, Dipl.-Ing. kann, durch intelligente Planung und sparsamen Materialeinsatz ein Standkonzept in Mün-
Chefredakteurin • Chief Editor chen mehrfach einzusetzen, um die Bauteile danach Kindergärten zur Verfügung zu stellen
Architektin • Architect (ab S. 116), ist ein bemerkenswerter Ansatz jenseits der Wegwerfmentalität. Respekt gebührt
einer engagierten Gruppe von Innenarchitektur-Studierenden der HfT Stuttgart, die mit viel
Eigeninitiative in Ellwangen einen Second-Hand-Laden in ein attraktives, florierendes Laden-
café (ab S. 118) umgestalteten. Uns imponiert die Haltung eines Outdoor-Unternehmens, in
ehemaligen Elektronikfachmärkten unter Zuhilfenahme bereits vorhandener Möbel, Leuch-
ten und Materialien die eigene Verkaufswelt gestalten zu lassen (ab S. 126). Ermutigend,
dass bereits einiges in die richtige Richtung läuft – es wird noch lange nicht genug sein!
Dear Readers,
“Could you consider dedicating an issue to sustainability?” an interior designer friend asked me recently as we
were compiling the projects for this AIT issue on store design. It’s a valid request, but should we abandon our
long-standing structure of issue-specific themes sorted by architectural tasks? More importantly, is it adequate
and sensible to address sustainability in a one-off special issue? In the future, the industry will have to prioritise
responsible – in other words, sustainable – use of spaces, materials, energy, resources, and waste in all interior
design and architectural projects. After reviewing the projects for this edition, we’re pleased to confirm that this
is increasingly becoming the case. We’ve chosen a bakery in Barcelona (pp. 76ff.), a brewery in Humpolec, Czech
Republic (pp. 84ff.) and a handbag boutique in Milan (pp. 94ff.) that, after careful renovation and targeted inter-
ventions, now boast particularly atmospheric retail spaces. We were captivated by the aesthetic reuse of building
components and materials in a fashion store in Bratislava (pp. 90ff.), a concept store in Munich (image above;
pp. 100ff.) and a jewellery store in Berlin (pp. 102 ff). It’s also sensible that stores and showrooms are no longer
subject to the dominant CI but rather designed to be seamlessly repurposed. Traditionally, exhibition stands have
not been known for their sustainability. However, the approach taken with an intelligent and resource-efficient
stand concept in Munich, which was used multiple times and later repurposed for kindergartens (pp. 116ff.), is a
remarkable step away from the throwaway mentality. We must commend a dedicated group of interior architectu-
re students from HfT Stuttgart, who transformed a second-hand store into an attractive, thriving café in Ellwangen
(pp. 118ff.). We’re also impressed by the ethos of an outdoor company that employs existing furniture, lighting and
materials from a former electronics store to shape its retail world (pp. 126 ff.). It’s encouraging that progress is
being made in the right direction, although there is still much more to be done! Zehn Jahre Kunstmuseum Ravensburg: Annette Weckesser war dort (S. 15).
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