Page 112 - AIT0923_E-Paper
P. 112

VERKAUF UND PRÄSENTATION  •  RETAIL AND PRESENTATION

































           CONCEPT STORE

           IN HANNOVER


           Entwurf • Design NOMAH Interior Solutions, Hannover



           Einfach mal locker machen – so lautete das Programm zur Teil-
           erneuerung eines traditionsreichen Möbelhauses in Hannover.
           Anstatt die ausgestellte Ware in eine strenge Systematik zu pressen,
           plante Friederike Müller eine fluide Wegeführung, die zum Erkunden
           und Entdecken einlädt. Mit sonnengelben Akzenten und geschickter
           Zonierung brachte die Newcomerin neues Leben in die alte Halle.



           von • by Kira Sophie Kawohl
           M    öbelhäuser: totgespartes Design, kreischende Werbung, müde VerkäuferInnen,
                billiger Kaffee – denkt man. Dass es Familie Staude in Hannover gelungen ist,
           den gängigen Klischees und Ketten ein würdevolles Geschäft mit kuratierter Ware und
           persönlichem Service entgegenzusetzen, ist die Gemeinschaftsleistung von Generationen.
           Seit 1928 besteht das Traditionshaus Staude – und ist seither stetig gewachsen. Im Jahr
           2005 kam „Smart Price“ hinzu, ein Outlet-Shop für Designmöbel zwischen Haupthaus
           und Küchen-Center am Standort Hannover-Hainholz. Der beliebte Laden mit über 500
           Quadratmetern Verkaufsfläche gilt als Aushängeschild und Anziehungspunkt des Staude-
           Imperiums. Vor Kurzem sollte die in den 1970er-Jahren errichtete Halle ein zeitgemäßes
           Update erhalten. Ein Concept Store, kein streng organisiertes Möbellager, sondern ein flu-
           ides Raumkontinuum mit Bereichen für soziale Events, Wein-Tastings, Kochabende und
           Vorträge – so lautete die Vision. New Work quasi, nur als Shop. Mit der Neukonzeptionie-
           rung beauftragten die Bauherren Friederike Müller, die erst seit Kurzem gemeinsam mit
           ihrer Mutter Ulrike unter dem Namen NOMAH Interior Solutions firmiert. Die junge Inte-
           rior Designerin übernahm das offene Layout des Bestands, ließ Stützen und Deckenträger
           renovieren, Wellbleche im Deckenbereich dunkel streichen, einen frischen Bodenbelag
           gießen. Ihr neues Raumkonzept arbeitet mit Zonierungen und farbig markierten „Fokus-
           punkten“, die als Bühnen für wechselnde Arrangements und Produkte dienen. Es gibt
           außerdem ein farblich gestaffeltes und mit Regalböden versehenes Rundbogenportal, das
           eine dramaturgische Verbindung zwischen zwei Raumteilen schafft und Tischleuchten,
           Handtücher sowie Produktkataloge aufnimmt. Eine holographische Besprechungsbox mit
           folierten Glasscheiben schillert in allen Spektralfarben als Eyecatcher im Zentrum. Gesell-
           schaftlicher Dreh- und Angelpunkt ist eine offene Bar, die zwischen dem Eingangsbereich
           und den hinteren Verkaufsräumen vermittelt. In einer „sportlichen“ Ecke mit Basketball-
           korb und Rallyestreifen werden Hipster-Bikes verkauft. Ein agiles, eigenständiges Shop-
           konzept, das zeigt, wie die Bauaufgabe Möbelladen sinnvoll upgedatet werden kann.

           112  •  AIT 9.2023
   107   108   109   110   111   112   113   114   115   116   117