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VERKAUF UND PRÄSENTATION • RETAIL AND PRESENTATION
MESSESTAND LAUFEN
IN MAILAND
Entwurf • Design Andreas Fuhrimann Gabrielle Hächler Architekten, CH-Zürich
Für Laufen entwarfen die Züricher Architekten Andreas Fuhri mann
und Gabrielle Hächler den vielleicht architektonischsten Messe stand
des zurückliegenden Salone del Mobile. Wirkung entfaltete der Kubus
in Béton-brut-Optik allerdings nicht allein aufgrund seiner stren gen
For men, sondern vor allem im Zusammenspiel mit der sympathisch
inszenierten Produktausstellung voller augen zwinkernder Momente.
von • by Dr. Uwe Bresan
T emporäre Architekturen sind eigentlich nicht ihr Metier. Wenn Andreas Fuhri mann
und Gabrielle Hächler bauen, dann mit Vorliebe aus Beton – massiv und für die Ewig -
keit. Dass sich die beiden Züricher Vollblut-Archi tekten nun trotzdem für die Realisierung
eines Messe standes gewinnen ließen, ist deshalb keine kleine Sensa tion. Gelungen ist sie
dem Schweizer Badspezialisten Laufen für den diesjährigen Auftritt auf der Mailänder Mö -
bel messe im April. Endgültig überzeugen ließen sich die Archi tekten, so berichten beide
Sei ten unabhängig voneinander, allerdings erst bei einem Besuch in den Laufen-Produk -
tionshallen im Kanton Basel-Land. Hier beeindruckte die Archi tekten einerseits der Her -
stel lungsprozess, die Verbindung von uraltem Handwerk und neuester Robotertechnik;
zum anderen war es der Produk tions standort selbst, der Fuhri mann und Hächler die hohe
Wert schät zung ihrer Auftraggeber ge gen über der Archi tektur spüren ließ. Nicht zuletzt
dürfte auch die beiderseitige Bereitschaft, sich selbst einmal nicht allzu ernst zu nehmen,
für die Zu sam menarbeit ausschlaggebend gewesen sein. Für Mailand nun entwarfen
Fuhri mann und Hächler einen geschlossenen, lediglich durch drei niedrige Zugänge be -
gehbaren Bau kör per aus Holz zementplatten, die zumindest optisch das Lieb lings ma terial
der Archi tekten zitierten. Auf zwei Seiten des kubischen Standes wurden in Schwer last -
regalen die aktuellen Laufen-Kollektionen inszeniert. Für die Hauptfassade entwickelten
die Architekten wiederum eine Installation aus gebrauchten Guss formen, die sich teilweise
zu Roboter-Figu ren zusammensetzten, was als humorvoller Verweis auf die teilweise hoch
technisierten Herstel lungs prozesse gemeint war. Das In ne re des Messe standes öffnete sich
zu einem großen Atrium, um das herum vier verschiedene Ausstel lungs räume so wie ein
Loungebereich angeordnet waren. Im Kontrast zur roughen Optik der Holz ze ment platten
waren die Nebenräume mit Hochglanz-Ober flächen versehen. Die neuen Pro dukt linien
wurden hier cum grano salis wie Kunstwerke präsentiert – mal in Peters burger Hän gung,
mal in Form einer Donald-Judd-Skulptur. Ihren denkwürdigen Höhe punkt fand die augen-
zwinkernde Produktschau allerdings in einem Springbrunnen – aus Dusch-WCs.
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