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EDITORIAL












                                                    Liebe Leserinnen, liebe Leser,

                                                    die Hütte brennt, könnte man salopp formulieren, was den bezahlbaren Wohnungsbau
                                                    anbetrifft – vom sozialen Wohnungsbau ganz zu schweigen. Immer noch ist die Zahl der
                                                    Baugenehmigungen rückläufig, die Baubranche wünscht sich von der Politik Maßnahmen,
                                                    die das Bauen entbürokratisieren und beschleunigen. Gleichzeitig gewinnt das Thema Woh-
                                                    nen immer mehr an Bedeutung: Während der von Corona geprägten zurückliegenden Jahre
                                                    war der eigene Wohnraum Rückzugsort, Homeoffice, Ort für Kinderbetreuung, Ziel überbor-
                                                    dender DIY-Aktivitäten ... und damit so relevant wie selten zuvor. Angesichts kriegerischer
                                                    Auseinandersetzungen kommt der Wohnung als sicherer Hort eine besondere Bedeutung zu,
                                                    und wie unsicher gleichzeitig die eigenen vier Wände werden können, zeigen Naturkatastro-
                                                    phen wie die vor drei Jahren im Ahrtal. Die Erschließung von Neubaugebieten ist genauso
                                                    umstritten wie der Neubau von Einfamilienhäusern und die Verwendung von Baustoffen, die
                                                    sich als nicht nachhaltig und umweltverträglich erweisen. Und so ist und wird das Thema
                                                    Privates Wohnen immer ein essenzielles, emotional aufgeladenes sein, das mithilfe von
                                                    Innen-/ArchitektInnen eine neue Wertigkeit erfahren muss. Umnutzung ist eine Strategie,
                                                    bereits vorhandene Gebäude umweltverträglich und sinnvoll dem Wohnungsmarkt zur Ver-
                                                    fügung zu stellen. Für diese AIT-Ausgabe zum Thema Wohnen haben wir viele herausragende
           Foto: Ralf Biehl                         Beispiele gefunden (ab S. 68), wie aus ungenutzten Dachböden, Altbauwohnungen, ehema-
                                                    ligen Handwerksbetrieben und aus leerstehenden (Bauern-)Häusern (ab S. 114) mit gezielten
                                                    Interventionen, sensiblen Eingriffen und hohem Gestaltungsanspruch zeitgemäßer und indi-
                                                    vidueller Wohnraum entstehen kann. In der Masterarbeit (ab S. 38) von Annika Schürk an
           Mit besten Grüßen                        der HFT Stuttgart wird deutlich, wie wichtig das Thema Wohnen für Frauen in Uganda ist.
           Petra Stephan, Dipl.-Ing.                Zwei Wohnungen in Genua (Bild oben und S. 22) kann ich allen Italien-Reisenden besonders
           Chefredakteurin • Chief Editor           ans Herz legen, und dass Maastricht eine Reise wert ist, davon konnten sich zwölf Innenar-
           Architektin • Architect                  chitektInnen und Innenarchitekturschaffende während des Kolloquiums zum INsider Award
                                                    2024 überzeugen. Wen die KollegInnen zum INsider des Jahres gewählt haben, erfahren Sie
                                                    auf Seite 10. Worauf man sich besinnt, wenn häusliches Hab und Gut im Begriff ist, Opfer
                                                    von Flammen zu werden, führen uns die AIT-Kolumnisten Dominik und Benjamin Reding
                                                    in ihrem Essay „Es brennt!“ (S. 44) vor Augen. Wir brennen für sehr gute Innenarchitektur!



           Dear Readers,


           “The house is on fire” could be a casual way of describing the situation in affordable housing construction – not to
           mention social housing. The number of building permits continues to decline, and the construction industry is cal-
           ling for measures from the government to reduce bureaucracy and expedite the building process. At the same time,
           the issue of housing is gaining in significance: during the pandemic years, one’s own home was a retreat, a home
           office, a place for childcare, the focus of exuberant DIY activities ... and thus more relevant than ever before. In light
           of current armed conflicts, the home as a safe haven takes on special importance, while natural disasters such as
           the one three years ago in the Ahr Valley show just how unsafe our own four walls can become. The development
           of new housing areas is just as controversial as the construction of single-family homes and the use of building
           materials that prove to be neither sustainable nor environmentally friendly. Thus, the topic of private housing will
           always be an essential and emotionally charged issue, one that must be given new value with the help of (interior)
           architects. Repurposing is one strategy for making existing buildings available to the housing market in an environ-
           mentally friendly and sensible way. For this AIT issue on housing, we have found many outstanding examples (star-
           ting on p. 68) of how contemporary and individual living spaces can emerge from unused attics, old flats, former
           workshops and vacant (farm)houses (starting on p. 114) through targeted interventions, sensitive modifications and
           high design standards. Annika Schürk’s master’s thesis (from p. 38) at HFT Stuttgart highlights the importance of
           housing for women in Uganda. I highly recommend two apartments in Genoa (pictured above and on p. 22) to anyo-
           ne travelling to Italy, and twelve interior design professionals were convinced that Maastricht is worth a visit during
           the colloquium for the INsider Award 2024. Find out who they selected as the INsider of the Year on page 10. In their     Foto: Angela Höfer
           essay “Es brennt!” (p. 44), AIT columnists Dominik and Benjamin Reding remind us of what we hold dear when our
           household and personal effects are threatened by flames. We are one fire when it comes to excellent interior design!   Unserer AIT-Kollegin Henriette Steuer gratulieren wir von Herzen zur Hochzeit!

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