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Gaby und Luciano, 1973
von • by Franz Gertsch
www.franz-gertsch.ch
Franz Gertsch war nicht nur ein begabter Maler, sondern auch ein
talentierter Fotograf. Genial und wegweisend waren seine Werke
in vielerlei Hinsicht: Bereits Ende der 1960er-Jahre begann er nach
farbfotografischen Vorlagen zu arbeiten, seine Momentaufnahmen
durch aufwendige Maltechnik und Dimensionierung seiner Gemäl-
de zu überhöhen, also noch bevor Künstler wie Stephen Shore und
William Eggleston Mitte der 1970er-Jahre die Farbfotografie und in
ihr banal geltende Sujets in der Kunst des 20. Jahrhunderts als bild-
würdig etablierten. Die Motive in Gertschs Aufnahmen sind gleich-
mäßig beleuchtet. Dadurch entsteht eine sachliche, gleichwertige
Darstellung der Personen, Gegenstände und Räume, die den Blick
des Betrachters nicht zu lenken versucht und zu einer tiefgehenden
Auseinandersetzung über die Gesamtkomposition beiträgt. Das Blitz-
licht offenbart außerdem die fotografische Vorlage – so wird die Foto-
grafie selbst im Gemälde zum Thema gemacht. Sogar die nachträgli-
che künstliche Beleuchtung durch das Projektorlicht ist im Bild nicht
versteckt. Die Malerei wiederum verrät sich durch Farbpigmente, die
in der Entwicklung von Fotografien nicht vorkommen. Bis heute bril-
liert Gertschs außergewöhnliche Synthese von Fotografie und Ma-
lerei mit ihrer unmittelbaren, progressiven Wirkung. Zurzeit ist sein
beeindruckendes Schaffen im Louisiana Museum of Modern Art in
Humlebæk zu sehen. Im Dezember wird die retrospektive Einzelaus-
stellung mit den überdimensionalen Gruppenbildern, Porträts und
Landschaftsgemälden in die Deichtorhallen Hamburg umziehen. sf
Franz Gertsch
Gaby und Luciano, 1973
Acryl auf ungrundierter Baumwolle
234 x 350 cm
Foto: Balthasar Burkhard