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WOHNEN • LIVING

































            GRACHTENHAUS

            IN AMSTERDAM



            Entwurf • Design i29, NL-Ouder-Amstel


            „Klar, effektiv, überraschend“ – so beschreibt i29 selbst seine Gestal-
            tungsphilosophie. Das nordholländische Studio ist bekannt für seine
            progressive Arbeit, die sich aber dennoch durch eine markante
            Schlichtheit auszeichnet. Und so verspricht auch das von ihnen kürz-
            lich revitalisierte Amsterdamer Grachtenhaus in der Nähe von Amstel-
            veld „unerwartete Ausblicke und Raum für Entdeckungen“ bei einer
            zurückhaltenden Gestaltung, die – wann immer möglich – farbige Ak-
            zente setzt und tatsächlich überraschende Räume öffnet ...

            “Clear, effective, surprising” – this is how i29 itself describes its de-
            sign philosophy. The interior design and architecture studio from
            North Holland is known for its progressive work, which neverthe-
            less stands out for its striking simplicity. So the Amsterdam canal
            house near Amstelveld that they recently converted and revitalised
            also promises “unexpected views and room for discovery” with a
            restrained design that – wherever possible – highlights different
            areas in colour and actually opens up surprising spaces ...



            von • by Janina Poesch, Stuttgart
            A   ls die Wirtschaft im „Goldenen Zeitalter“ florierte und sich immer mehr Menschen
                in Amsterdam niederließen, wurde Anfang des 17. Jahrhundert mit dem Erweite-
            rungsbau des Grachtengürtels begonnen. Dienten die alten Grachten der Verteidigung,
            sollte das neue Kanalsystem hauptsächlich den innerstädtischen Warenverkehr auffan-
            gen, der von und zu den vielen Kaufmanns- und Lagerhäusern führte, die direkt an die
            Grachten gebaut wurden. Mit seinen fast 1.300 Brücken brachte das mittlerweile zum
            UNESCO-Weltkulturerbe zählende städtebauliche Gesamtkunstwerk der Hafenstadt dabei
            nicht nur den Beinamen „Venedig des Nordens“ ein, sondern auch einige prachtvolle Ge-
            bäude hervor, deren Giebel mit ihren vielen Verzierungen um Aufmerksamkeit buhlen.
            Als einer der schönsten Kanäle gilt die Reguliersgracht – berühmt für ihre sieben maleri-
            schen Brücken. Beim Umzug von Paris nach Amsterdam fand ein Ehepaar genau hier ein
            weitestgehend unberührtes Grachtenhaus von 1675, das allerdings über die letzten Jahr-
            zehnte stark vernachlässigt worden war, und rettete es vor dem Verfall: Erst sicherte ein
            Expertenteam aus Denkmalschützern und Restauratoren die historische Substanz, dann
            hauchten die Innenarchitekten von i29 dem dreigeschossigen Bau neues Leben ein.  s

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