Page 94 - AIT0721_E-Paper
P. 94

WOHNEN  •  LIVING

































            DACHGESCHOSSWOHNUNG

            IN HAMBURG



            Entwurf • Design BAID architektur, Hamburg


            Der Mangel an Wohnraum treibt deutschlandweit die Großstädte um.
            BAID Architekten aus Hamburg beweisen in ihrer Heimatstadt, wie
            eine intelligente Nachverdichtung hinter einer historischen Fassade
            dringend benötigte Wohnfläche schafft und gleichzeitig Stadtidentität
            fortschreiben und gute Innenarchitektur hervorbringen kann. Die Aus-
            stattung der Geschosswohnungen ist alles andere als von der Stange.



            von • by Rainer Häupl, Stuttgart
            I  n der Warburgstraße, nahe dem Alsterufer, entwickelte BAID einen Neubau hinter
              einer historischen Fassade. Die dadurch erzielte innerstädtische Nachverdichtung ge-
            neriert mit 42 Stadtwohnungen – davon sechs als geförderter Wohnungsbau – deutlich
            mehr Wohnraum als zuvor. Und das in bester Lage! Die straßenseitig gelegenen Wohn-
            einheiten starten erhaben auf Hochparterreniveau. Hofseitig erstrecken sich neun Voll-
            geschosse, was den Neubau als Hochhaus einstuft und mit besonderen Anforderungen
            an die Sicherheit und die haustechnische Ausstattung verbunden ist. Die in Splitlevels
            organisierte Innenraumstruktur erlaubt im Erdgeschoss einen ebenerdigen Zugang zum
            Garten. Premiere für die Hansestadt war die aufwendige Translozierung der Fassade aus
            dem 19. Jahrhundert: Sie wurde etagenweise in Teile geschnitten, eingelagert, aufbereitet
            und vor dem Neubau passgenau wiedererrichtet. Das Büro BAID, das von der Architektin
            Jessica Borchardt (siehe AIT 6.2021, S. 14) 2005 gegründet wurde, prägt mit seinen Wohn-
            bauten seit vielen Jahren den Bereich rund um die Hamburger Außenalster. Einen Vorge-
            schmack auf die hochwertige Ausgestaltung im Inneren der Wohneinheiten bietet bereits
            der großzügige Eingangsbereich, der Bewohner und Besucher mit durablen Baustoffen
            empfängt: Naturstein, dunkles Holz und Bronzeprofile. Dieser edle Materialmix setzt sich
            auch in den Wohnungen fort. Besondere Blickfänger sind die Wandverkleidungen aus
            Marmor im Küchen- und Kaminbereich. Dank der unterschiedlichen Wohnebenen er-
            streckt sich die Marmorfläche teilweise deckenhoch auf bis zu knapp sechs Meter Höhe.
            Für einen angenehmen und warmen Fußbodenbelag wählten die Architekten einen lang-
            lebigen Parkettboden aus geölter Vogeseneiche. Die großzügigen Verglasungen mit teils
            runden Scheiben und der Terrasse mit Glasbrüstung lassen über die zwei Etagen hinweg
            viel Tageslicht in den Innenraum. Die Badezimmer wurden mit hochwertigem Feinstein-
            zeug gestaltet. Der beneidenswerte Rundumblick lässt sich aufgrund der Uneinsehbarkeit
            in den obersten Geschossen auch in diesen sehr intimen Räumen genießen: Aus der frei-
            stehenden Badewanne schweift der Blick weit über die Hamburger Altstadt.

            094 •  AIT 7/8.2021
   89   90   91   92   93   94   95   96   97   98   99