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WOHNEN • LIVING
HAUS ALDER
IN ZÜRICH
Entwurf • Design Andreas Furimann Gabriele Hächler Architekten, CH-Zürich
Wie ein roter Faden zieht sich die Verwendung von „Béton brut“
durch das Œuvre von Andreas Fuhrimann und Gabrielle Hächler: Die
Ästhetik des Unfertigen begeistert die Architekten schon lang. Was
von außen dabei abschottend wirken mag, entfaltet im Inneren nicht
nur spannende Raumfolgen, sondern ermöglicht auch eine Öffnung
zur Umgebung. So entstehen immer wieder Gebäude, die ihre Be-
wohner in ihrer edlen Schli chtheit begeistern – wie das Haus Alder in
Zürich, das durch ungewöhnlichen Materialeinsatz überzeugt.
Like a leitmotif, “béton brut” runs through the work by Andreas
Fuhrimann and Gabrielle Hächler: The aesthetics of the unfinished
has long been inspiring the architects. What may look sealed off
from outside not only develops attractive spatial sequences inside
but also makes it possible to open up to the surroundings. Thus
buildings continue to be constructed that delight their residents
with their noble simplicity – such as the Haus Alder in Zurich
which convinces with its unconventional materials.
von • by Janina Poesch
I n ihren Arbeiten bevorzugten Andreas Fuhrimann und Gabrielle Hächler schon immer
ein unprätentiöses, aber visuell anspruchsvolles Materialkonzept: Seit ihrer Gründung
1995 suchen sie bewusst die Unperfektion und zugleich die Ästhetik dieser gewissen
„Unreinheit“, die sich vor allem in rauem Beton wiederfinden lässt – und unzählige Bau-
ten des Duos beweisen, dass dieses Paradoxon gelungen in eine eigene Formensprache
und Gestaltungsphilosophie übersetzt werden kann. Die Architektur des Ehepaars ist
dabei äußerst sparsam kontrolliert, konzeptionell stark durchdacht und zeugt von einer
intensiven Auseinandersetzung sowohl mit dem realen und kulturellen Kontext als auch
mit dem Raumprogramm sowie mit allgemeinen formalen Anforderungen. Ihre Bauten,
realisiert für Bauherren, die meist selbst in der Architektur- und Kunstszene verwurzelt
sind, bestechen durch Klarheit, Einfachheit der Baumaterialien, ökonomisch effektive
Konstruktionen mit haptisch sinnlichen Oberflächen und fließenden Raumübergängen.
Kurzum: Ihre Gebäude sind in sich selbst verankert, ohne deshalb blind für ihren Ort
und das Leben ihrer Bewohner zu sein – kraftvolle Gestaltungsgrundsätze, die auch bei
einem ihrer jüngsten Projekte sichtlich zum Tragen kamen ... s
112 • AIT 7/8.2019