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WOHNEN  •  LIVING


































               LIVING-GARDEN-HAUS

               IN KATTOWITZ



               Entwurf • Design Robert Konieczny, KWK Promes, PL-Kattowitz


               Immer wieder haben sich Architekten im Laufe der Baugeschichte
               und im Wohnungsbau mit dem Verhältnis von innen und außen und
               dem Bezug von Mensch und Natur auseinandergesetzt. Der polni-
               sche  Architekt  Robert  Konieczny  interpretiert  das  klassische
               Wohnzimmer  als  Wohngarten.  Living-garden,  so  der  Name  des
               Hauses, holt den Garten nach innen. Darüber hinaus spielt das Haus
               mit Gegensätzen – massiv und transparent, offen und geschlossen,
               introvertiert und extrovertiert, strukturiert und glatt.

               In the course of building history and in housing construction, archi-
               tects have again and again grappled with the relation of interior
               and exterior spaces and the relationship of humans and nature.
               Polish architect Robert Konieczny interprets the classic living room
               as a live-in garden. Living-garden, that’s the name of the house,
               brings the garden into the interior. Additionally, the house plays
               with opposites: solid and transparent, open and closed, introver-
               ted and extroverted, structured and smooth.



               von • by Annette Weckesser
               K  attowitz zählt zu den am stärksten florierenden Wirtschaftsstandorten Polens. Immer
                  mehr wandelt sich die oberschlesische Stadt von einer Schwerindustrie- zu einer
               Dienst leistungs- und Kulturstadt. Bereits 1922 fielen Kattowitz und der östliche Teil des
               Industriegebiets Ober schlesien im Zuge des Versailler Vertrags an Polen. In der Folge
               setzte ein wahrer Bauboom ein. Imposante Spuren polnischer Architekten der Moderne,
               wie  Karol  Schayer,  Tadeusz  Kozlowski  oder  Tadeusz  Michejda,  sind  noch  heute  im
               Stadtbild zu finden. Ihr Zustand lässt allerdings zu wünschen übrig. Neben in die Jahre
               gekommenen Geschoss wohnungs bauten gibt es etliche private Wohnhäuser begüterter
               Bauherren  aus  den  1930er-Jahren,  deren  früherer  Glanz  noch  zu  erahnen  ist.  Im
               Gegensatz zum Brünner Funktio nalismus wartet das baukulturelle Erbe der Stadt noch
               auf seine denkmalpflegerische Würdigung – und auf seine Entdeckung als Instrument
               des Stadtmarketings. Dafür macht heute ein zeitgenössischer Kattowitzer Architekt, näm-
               lich Robert Konieczny, umso mehr von sich reden. Konieczny ist seit 1999 vor allem im
               hochpreisigen privaten Wohnungsbau aktiv und profitiert augenscheinlich vom erneuten
               Wirtschaftsboom seiner mehr als 300.000 Einwohner zählenden Heimatstadt.               s



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