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WOHNEN • LIVING


































               PROMENADE APARTMENT

               IN TURIN



               Entwurf • Design SCEG, IT-Turin


               Im  ehemaligen  Arbeiterwohnhaus  des  Automobilherstellers  Fiat  in
               Turin fanden die jungen Architekten Stefano Carera und Eirini Gianna -
               kopoulou den passenden Ort für ihre neue Bleibe. Sie bauten eine frü-
               here Dreizimmerwohnung so um, dass darin neben ihrem Apparte-
               ment auch ihr Büro Platz fand. Die Verknüpfung von öffentlichem und
               privatem  Bereich  auf  einer  Fläche  von  85  Quadratmetern  gelang,
               indem die fixen Zimmerstrukturen zugunsten offener Raumzonen auf-
               gelöst wurden. Nutzungsüberlagerungen sind dabei willkommen.

               In a former worker’s house of car manufacturer Fiat in Turin, the
               young architects Stefano Carera and Eirini Giannakopoulou found
               the suitable venue for their new premises. They converted a for-
               mer three-room apartment in such a way that – in addition to their
               apartment – there was also room for their office. Combining the
               public and the private zones on an area of 85 square metres was
               successful  because  the  fixed  room  structures  were  dissolved  in
               favour of open spatial zones. Overlapping of uses is welcome.



               von • by Ulrike Nicholson
               D  as historische Fiat-Werk „Il Lingotto“ in Turin gilt als eine Ikone der Industri ali sie -
                  rung. Gebaut wurde es ab 1916, nachdem sich die Fiat-Firmenbesitzer auf einer USA-
               Reise bei den damals neuen und revolutionären Fabrikbauten von Henry Ford hatten
               inspirieren lassen. Auf dem Dach des Werkgebäudes befindet sich eine tausend Meter
               lange Teststrecke, auf der früher die neu produzierten Autos Probe gefahren wurden. Die
               Produktionsanlage des Fiat-Konzerns galt als eine der größten und fortschrittlichsten ihrer
               Zeit. Zudem prägte sie mit den zahlreichen dazugehörenden Bauten und Anlagen ein gan-
               zes Stadtviertel – das drei Kilometer südlich vom Turiner Zentrum gelegene Lingotto. Als
               1982 die Schließung und der Ersatz durch das neue Werk in Mirafiori erfolgte, war ein
               schlüssiger Gesamtplan nötig, wonach das große brachliegende Areal umgenutzt werden
               konnte. Aus dem veranstalteten Architekturwettbewerb zur Neugestaltung ging ein Pro -
               jekt von Renzo Piano siegreich hervor. Mit Pianos Entwurfsideen gelang es, ein modernes
               Kultur- und Messezentrum zu realisieren und gleichzeitig die äußere Formgebung der ge -
               schichts trächtigen Anlage zu bewahren. Nicht umgebaut wurde damals das ebenfalls
               zum Werk gehörende, ehemalige Arbeiterwohnhaus in der Via Genova 57.   s



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