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Fragen an

Sascha Kessel
Innenarchitekt,
Kessel Innenarchitektur
bdia Bayern
Der digitale Wandel fordert Wirtschaft, Politik liche Standards, die gemeinsam entwickelt
und Gesellschaft seit Jahren. Von der Planung und genutzt werden. Diese Standards und der Kopf in den Sand wie Vogel
über die Realisierung und den Betrieb bis zum dazugehörige Wissenstransfer bilden einen Strauß oder mutig voran –
Rückbau kann die Digitalisierung vielfältige Schwerpunkt bei den Weiterbildungsangebo- wie ist Ihrer Meinung nach
Potenziale, Ansätze und neue, vor allem effi- ten der Akademien der Architektenkammern. momentan die Stimmungslage
zientere Lösungen mit sich bringen. Für die Der erfolgreiche Basiskurs „BIM in der Archi- bei den Innenarchitektinnen
Planungspraxis steht die BIM-Methodik derzeit tektur“ nach dem BIM-Standard Deutscher Ar- und -architekten zu BIM?
im Vordergrund. Bei aller Dynamik des techni- chitekten- und Ingenieurkammern steht allen Mutig voran. Das Thema ist
schen Fortschritts gilt es allerdings auch, Be- Interessierten offen. Er umfasst einen dreitä- kein altes, sondern entwickelt
währtes zu erhalten. Dazu gehören die gigen Lehrgang und wird bundesweit in den sich kontinuierlich. Wir arbeiten
rechtlich verankerte Eigenständigkeit von Pla- Akademien der Länderkammern sehr stark ge- schon seit 20 Jahren mit Mas-
nung und Ausführung ebenso wie die losweise bucht. sen und Objekten und können
Vergabe von Planungs- und Bauleistungen. uns das kaum anders vorstel-
Der digitale Bauantrag kommt 2022 len. Wichtig sind klare Struktu-
Die BIM-Methode findet natürlich auch in der ren und immer wieder die
Innenarchitektur und der Planung von Innen- Die Digitalisierung betrifft auch in hohem Auseinandersetzung mit den
räumen - im Neubau und Bestand - Einzug. So Maße die Bauverwaltungen. Darin liegt die Zielen – dann klappt’s auch.
können in Gebäudemodellen verschiedene Sze- Chance, dass zum Beispiel Bauantragsverfah-
narien für Grundrisse und Schnitte geprüft und ren beschleunigt und vereinfacht werden kön- Stichwort Software: Wie das
analysiert werden. Dabei können Veränderun - nen. Mit dem neuen Onlinezugangsgesetz Nützliche vom Unnützen un-
g en, auch in großen Massen, material- oder haben sich Bund und Länder verpflichtet, bis terscheiden?
gewerkebezogen schnell erfasst werden. Am spätestens 2022 ihre Verwaltungsleistungen Bei der Flut an Dingen eine
Modell lassen sich auch verschiedene Analysen auch elektronisch anzubieten. immer wieder aufkommende
wie die Verschattungen im Innenraum oder Frage. Was wir nicht auf Anhieb
Raumausrichtungsanalysen simulieren. In Dabei spielt auch der BIM-basierte Bauantrag begreifen, lassen wir sein.
einem digitalen Gebäudemodell kann man eine Rolle. Derzeit läuft im Rahmen der For-
Projekte virtuell bis ins kleinste Detail nachvoll- schungsinitiative ZukunftBAU des Bundesinsti- Kommt vielleicht doch irgend-
ziehen. tuts für Bau-, Stadt- und Raumforschung wann wieder der Bleistift zum
(BBSR) ein Forschungsprojekt „BIM-basierter Zug oder ist die gute, alte
Fortbildung für die neuen Alltagsprozesse Bauantrag“. Die Bundesarchitektenkammer Handskizze endgültig passé?
begleitet das Projekt, welches Modellsimulie- Unbedingt. Papier und Bleistift
Um Architekt*innen, Innenarchitekt*innen, rungen, Rahmenbedingungen und Prüfregeln sind neben der Tastatur uner-
Landschaftsarchitekt*innen und Stadtplan - für das zukünftige digitale Genehmigungsver- lässlich. Manchmal mogelt sich
er *innen beim Transfer in den neuen digitalen fahren erforscht. da auch schon ein Tablet mit
Alltag zu unterstützen, hat die Bundesarchi- Stift an die Position ... Die
tektenkammer (BAK) ein eigenständiges Refe- Architekt*innen, Innenarchitekt*innen, Land- Transformation vom Kopf
Titelbild: © Joshua Sortino, unsplash; Foto Sascha Kessel: privat
rat Digitalisierung gegründet. Die Fachgremien schaftsarchitekt*innen und Stadtplaner*innen in die Hand ist jedoch ähnlich
der BAK, wie die Steuerungsgruppe Digitalisie- bleiben Ideengeber, Gestalter und Qualitäts- direkt.
rung unter der Leitung des BAK-Vizepräsiden- setzer – ob im analogen oder im digitalisierten
ten und Innenarchitekten Martin Müller, hat Kontext. Innen-/Architektur ist die Erschaffung
aktuell zahlreiche Praxisthemen wie „Digitali- von Lebensräumen und verlangt Feingefühl
sierung und Bauen im Bestand“, „Digitale Pla- und Verstand, um den Lebens gewohn-
nung in der Hochschulausbildung“, „Digitaler heiten des Menschen gerecht zu werden. Klar
Bauantrag“, „BIM-Büroimplementierung“ und ist: Die Digitalisierung darf kein Selbstzweck
„Schutz der Immaterialgüterrechte (IP) und sein, sondern muss einen klaren Mehrwert für
des Know-how“ identifiziert. Doch um bei den alle an Planung und Bau Beteiligten bieten.
zukünftigen Alltagsprozessen die Oberhand zu Doch nur, wenn wir uns mit den neuen Metho-
behalten, sind umfassende Fortbildungen not- den auseinandersetzen, können wir deren Ent-
wendig. wicklung mitgestalten.

Der Erfolg der BIM-Methodennutzung steht
und fällt mit dem reibungslosen Datenaus-
tausch zwischen allen an Planung und Bau Be- Gabriele Seitz, Referatsleiterin Digitalisierung,
teiligten. Dies gelingt vor allem durch ein heit- Bundesarchitektenkammer

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