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ÖFFENTLICHE BAUTEN  •  PUBLIC BUILDINGS

































           GALERIE UND BILDUNGSSTÄTTE

           IN PARDUBITZ


           Entwurf • Design Šépka architekti, CZ-Prag



           Alles begann mit einem verrückten Schachzug eines jungen Paares
           voller Ideen. Über 100 Jahre lang mahlten die automatischen Mühlen
           in der tschechischen Stadt Pardubice Mehl. 2013 stoppten die Maschi-
           nen. 2016 schnappte das Paar den „Spekulanten“ das seit 2014 unter
           Denkmalschutz stehende Ensemble vor der Nase weg. Damit war der
           Samen für ein neues pulsierendes Kulturareal gelegt.



           von • by Daniela Keck, Stuttgart
           D   ie Eheleute Smetana gründen die Automatic Mills Foundation, um gemeinsam mit
               der Stadt und lokalen AkteurInnen aus Galerien, Bildungsvereinen und öffentlichen
           Einrichtungen den Standort kooperativ zu einem lebendigen, allen offen stehenden und
           zugänglichen Quartier zu entwickeln. Seit 2024 wird das Areal nun durch einen ersten
           neuen Baustein ergänzt. Šépka architekti haben ein autarkes Haus entwickelt, das sich
           faszinierenderweise dennoch symbiotisch mit dem mächtigen Bestand verbindet. Dazwi-
           schen breitet sich ein einladender roter Teppich als sozialer Raum aus. Das plastische
           Gebäudevolumen schichtet sich gleich einer Sahnetorte. Im Sockel – im Tortenboden
           – hat die Stadtgalerie Pardubice, auch bekannt als Gampa, einen öffentlichkeitswirksa-
           men und schwellenarmen Raum gefunden. Darüber „schwebt“ das Bildungszentrum,
           während sich zwischen den beiden liegenden Volumen ein luftiges Zwischengeschoss
           aufspannt, das sich wiederum mit einer großen Willkommensgeste in Form einer breiten
           Sitztreppe mit dem Platz verbindet, ja nahezu verflüssigt. Gampas Ziel ist es, zeitgenössi-
           sche Kunst einem breit gefächerten Publikum näherzubringen und eine Plattform für die
           Diskussion aktueller künstlerischer und gesellschaftlicher Themen zu schaffen. Mit den
           neuen Galerieräumen wird ein inspirierender, erlebnisorientierter und entspannender
           Raum für alle Alters- und Gesellschaftsgruppen angeboten. Die Galerie ist gemeinnützig
           organisiert und nicht profitorientiert. Das Bildungslabor Sphere (Sféra) ist ebenfalls eine
           städtische Initiative, die unter ihrem Dach ein vielfältiges handwerkliches und natur-
           wissenschaftliches Bildungsangebot beherbergt. Das direkte Erleben und Ausprobieren
           steht im Vordergrund. Unterschiedlichst zugeschnittene und passend belichtete Labore
           und Werkstätten stehen dafür zur Verfügung. Warm und homogen zieht sich ein sattes
           Ziegelrot durch das Material- und Farbkonzept. Ein loderndes Feuer für Kultur und Bil-
           dung wird hier entfacht, um das sich alle sammeln dürfen und auch sollen. Aus dem
           Feuer wird eine Glut entstehen, die die Stadt von innen nachhaltig wärmen und über die
           Landesgrenzen hinweg strahlen wird. Keep burning!

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