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Isabella Nieling
2016–2020 BA Innenarchitektur, Hochschule Mainz 2020–2023 Pd
Raumplan, Interiordesignbüro, Köln 2021–2023 MA Innenarchitektur,
Hochschule Düsseldorf seit 2024 BIM Agency, Düsseldorf
Über Terrassen wird der außergewöhnliche Standort erlebbar. • The location can be experienced via terraces.
Die Gebäude machen den Wasserstandsanstieg mit. • The buildings keep pace with the rising water levels. Ein Museum informiert über den Standort. • A museum provides information about the location.
gen, per Aufzug oder per Seilbahn erreichbar sind. Den Gebäuden wurden unterschiedli- orientiert sich an der Materialität der Architektur und weiteren Naturtönen. Alle Ausstel-
che Nutzungen zugeschrieben, die entsprechend dem steigenden Wasserstand des Sees lungssysteme, wie Regalfächer und Schaukästen sollen, genauso wie Wandscheiben und
an den aktuellen Bedarf angepasst werden können. Die Erschließungsröhren messen Treppen, als fest integrierte Bauelemente erscheinen und nehmen die Stahlkonstruktion
12 auf 23 Meter im Querschnitt, die Fachwerkkonstruktion besteht in Anlehnung an die in ihrer Materialität und Proportion wieder auf. Alle Objekte, die die BesucherInnen zum
vorherige industrielle Nutzung, aus Cortenstahl. Auf den Röhren sind ca. zwei Kilometer Innehalten einladen, sind aus Holz umgesetzt. Auch die Möblierung des Restaurantbe-
Solarpaneele geplant, um eine weitestgehend autarke Energieversorgung sicherzustellen. reichs passt sich dem umgebenden Gestaltungskonzept an und greift in der Linienfüh-
Die Gebäude sind zunächst auf verschiedenen Höhen auf den Tagebausohlen platziert rung eine industriell anmutende Formensprache auf. Weitere wichtige und den Raum
— steigen dann aber mittels untergesetzter Hohlraumpontons mit dem Wasserstand an. bestimmende Komponenten sind die plakativen Grafiken, die neben der Information zu
Das Konzept verbindet sich strukturell mit der bestehenden Siedlungsstruktur und macht den Ausstellungsbereichen als orientierende Elemente fungieren.
den Wandel des Ortes über die Jahre konstant erfahrbar. Im Endzustand der Seebefül-
lung bilden sich schlussendlich kleinteilige Becken und Wasserhöfe zwischen Gebäuden Auf vier Etagen über den Tagebau informieren
und Röhren aus, die als Schwimmbecken oder Bootsanleger genutzt werden können.
Planungsschwerpunkt ist im Weiteren Gebäude 6, das als Museum ausgebaut werden Die Gebäudeplattform des Museums ist insgesamt 130 auf 50 Meter groß, das Gebäude
soll und die Geschichte des Tagebaus und von Garzweiler thematisiert. Bei der Frage selbst nimmt eine Fläche von 80 auf 30 Meter ein und ist 26 Meter hoch. Die zum Tage-
nach passenden Materialien für dieses Projekt kam das verbleibende Abraummateri- bau liegende Gebäudeseite bietet großzügige Ausblicke, während die Rückseite bewusst
al des Tagebaus (Lösslehm) zur Entwicklung eines nachhaltigen Baustoffs in den Blick. geschlossen gestaltet ist. Die Wegeführung im Museum folgt grundsätzlich dem Prinzip
Der Lehmbau ist umweltfreundlich, benötigt wenig Energie und kann vollständig recycelt des Tagebaus selbst — von oben nach unten —, während sich die Ausstellungsflächen auf
werden. Diese Technik soll im Fassadenbereich zum Einsatz kommen. Im Innenraum vier Etagen verteilen. Demzufolge befindet sich der Eingangsbereich samt Restaurant,
kann das Material als Lehmestrich und Lehmputz genutzt werden. Zudem sind dekorative Kassen, Garderoben, WCs und dem Start der Ausstellung im ersten Obergeschoss. Nun
Wandpaneele aus Stampflehm denkbar, die partiell im Innenraum als Wandverkleidung führt der Weg über eine bewusst abgedunkelte Treppe ins Erdgeschoss, wo die Besuche-
eingesetzt werden können. Die Paneelenoberfläche stellt sich in diesem Fall in einer rInnen in einem schmalen Gang mit Schaukästen Wissenswertes über die Entstehung
dreidimensionalen, abgerundeten Lamellenfläche dar. Das Material- und Farbkonzept der Braunkohle und die einstigen Urwälder erfahren können. Der Bereich endet mit
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