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ÖFFENTLICHE BAUTEN • PUBLIC BUILDINGS

































            SCHULHAUSERWEITERUNG

            IN ADLISWIL



            Entwurf • Design Oxid Architektur, CH-Zürich


            Es ist auffällig, wie viele Schulen und Kindergärten in der Schweiz
            derzeit saniert oder neu gebaut werden. Und das aus gutem Grund:
            Jahrzehntelang wurde zu wenig in diesem Bereich investiert. Es ent-
            stand ein Bau- und Sanierungsstau, dem man jetzt dringend beikom-
            men muss. Schlüssige Entwurfskonzepte, die gleichzeitig dem Thema
            Nachhaltigkeit Rechnung tragen, sind nun gefragter denn je.



            von • by Susanne Lieber, Zürich
            W     ie viele Schulgebäude in der Schweiz, musste auch die Schulanlage Sonnenberg
                  in Adliswil, nur wenige Kilometer von Zürich entfernt, dringend an die heutigen
            Bedürfnisse angepasst werden. Sowohl nutzungstechnisch als auch energetisch. In die-
            sem Zuge entschied sich die Stadt Adliswil für Sanierungs- und Umbaumaßnahmen der
            Bestandsgebäude sowie einen Erweiterungsbau mit sechs Klassenzimmern, Bibliothek
            und Garderoben. Die ursprüngliche Schulanlage – 1969 von den Architekten Hans Müller
            und Peter Nietlispach erbaut – besteht aus zwei Gebäuden: einem Schulhaustrakt sowie
            einem Sporttrakt mit Turnhalle und Schwimmbad (heute Multifunktionssaal), unter dem
            sich ein alter Zivilschutzbunker befindet. Der dreigeschossige Erweiterungsbau – ein Ent-
            wurf des Zürcher Büros Oxid Architektur – dockt an den Sporttrakt an und setzt sich in
            Anlehnung an die beiden Bestandsgebäude ebenfalls aus Splitleveln zusammen. Diese
            legen sich um den zentralen Treppenhauskern aus Sichtbeton. Er bildet das Herzstück
            des neuen Anbaus, der in Holzelementbauweise erstellt wurde. Dadurch konnte der Bun-
            ker, in dem sich jetzt Garderoben und Duschen befinden, als Fundament genutzt werden.
            Was sich entsprechend positiv auf die Graue-Energie-Bilanz niederschlägt. Der Entscheid
            für einen Holzbau brachte aber auch noch einen weiteren maßgeblichen Vorteil: Auf-
            grund der Vorfertigungsmöglichkeiten konnte der Bau zügig fertiggestellt und der Schul-
            betrieb entsprechend schnell wieder aufgenommen werden. Sichtbar wird das Holz je-
            doch nur in den Klassenzimmern, wo es für ein behagliches Raumgefühl sorgt. Die De-
            cken- und Wandelemente bestehen aus Fichte beziehungsweise Tanne, der Bodenbelag
            aus Stäbchenparkett. Die Erschließungsbereiche rund um den Betonkern gestalten sich
            indes völlig anders: Hier besteht der Boden aus geschliffenem und versiegeltem Anhydrit,
            die Wände sind mit Fliesen in kräftigem Gelb und Blau belegt. „In diesem Bereich woll-
            ten wir unbedingt Farbe ins Spiel bringen“, erklärt Architekt Yves Schihin. Bei nur zwei
            kräftigen Farben blieb es dabei jedoch nicht. Um die dritte allerdings auszumachen,
            muss man schon sehr genau hinschauen – und zwar auf das Fugenbild: Es ist rot.

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