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FORUM NACHRICHTEN • NEWS
Foto: Timothy Schenck Foto: Getty Images
Kunst vs. Luxus in New York
Im New Yorker Stadtteil Manhattan entsteht ein neuer Stadtteil, der mit 25 Milliarden In Manhattan, New York, a new district is being built which, with construction costs
Dollar Baukosten als größtes privates Immobilienprojekt der US-Geschichte gilt. Hudson of 25 billion dollars, is considered the largest private real estate project in US history.
Yards schließt eine elf Hektar große Fläche deren erster Bauabschnitt im März eröffnet Hudson Yards completes an 11-hectare site whose first construction phase started in
wurde. Zwischen jeder Menge überteuerter Wohn- und Bürofläche in den gläsernen Wol- March. Between many overpriced residential and office spaces in the glass skyscra-
kenkratzern, Nobelrestaurants und einer Shoppingmall, findet auch der kunstaffine Bür- pers, noble restaurants, and a shopping mall, even art-loving citizens find room to
ger Raum zum Entde cken. Die ortsansässigen Architekten Diller Scofidio + Renfro haben discover. Local architects Diller Scofidio + Renfro have created "The Shed", a specta-
mit The Shed (Der Schuppen) ein spektakuläres Kulturzentrum mit Galerien, Theater- cular cultural centre with galleries, theatres, and rehearsal rooms. On oversized
und Probenräumen geschaffen. Auf überdimensionalen Rädern lässt sich die transluzente wheels, the translucent membrane can be unrolled over the forecourt if required.
Membranhülle bei Bedarf über den vorgelagerten Platz rollen. Direkt daneben lässt der Right next to it, British architect Thomas Heatherwick takes visitors to the sky in his
britische Architekt Thomas Heatherwick Besucher in seiner trichterförmigen Skulptur funnel-shaped sculpture ''The Vessel''. The 46-metre high steel structure with copper
The Vessel (Das Gefäß) in den Himmel steigen. Das 46 Meter hohe Stahlgebilde mit Kup- cladding consisting of 154 intricate stairs and 2,500 steps is – besides experiencing a
ferverkleidung aus 154 verschachtelten Treppen und 2.500 Stufen soll – neben dem Er- new perspective – intended to promote interaction between the visitors.
lebnis einer neuen Perspektive – die Interaktion zwischen den Besuchern fördern. www.dsrny.com · www.heatherwick.com · www.hudsonyardsnewyork.com
PRESSESTIMMEN • PRESS REVIEW
Pressestimmen zum neuen Bauhaus-Museum Weimar von Heike Hanada, Berlin
„Das neue Bauhaus-Museum Weimar ist ein Monolith. Ein gewaltiger Betonkasten, der rektoren Walter Gropius, Hannes Meyer und Ludwig Mies van der Rohe nicht für jede Ide-
sich von der Außenwelt abschirmt. (...) Um da eine Beklemmung zu spüren, braucht man enlosigkeit moderner Architektur in Sippenhaft nehmen kann, jene Kritiker werden sich
sich gar nicht das ehemalige Gauforum vergegenwärtigen, das in seiner tumben Größe vom neuen Bauhaus-Museum Weimar – leider – nur bestätigt fühlen. Denn das seit die-
schräg gegenüber dem neuen Museum liegt. Man muss auch nicht die funktionale Lieb- sem Sonnabend geöffnete Haus ist mit Betonklotz nicht besser zu beschreiben. Grau,
losigkeit der Nachwende-Bauten gleich daneben in den Blick nehmen, um von einer tiefen schwer, klobig. Wie ein Luftschutzbunker ragt der Quader am Rand des Schwanseeparks
Traurigkeit erfasst zu werden. Denn just in der Stadt, wo alles begann, wo Walter Gropius empor, als müsse er mindestens die Goldreserven des Freistaats Thüringen beschützen.
vor 100 Jahren zur Gestaltungsrevolution aufrief, wird das Bauhaus eingesargt. Deutsch- (...) Im Inneren öffnet sich der Bau über fünf Ebenen mit einer komplexen Raumstruktur,
lands Avantgarde bekommt in Weimar einen Sarkophag. Als hätten wir das Erbe heute die Geschosse übergreift, Ausblicke durch
nicht bitter nötig. (...) ,Verlangen wir einfach das scheinbar Unmögliche’, forderte Walter einige wenige Fenster über die Stadt er-
Gropius 1919 und war vom Gelingen überzeugt. Heute würde selbst der Enthusiasmus die- laubt. Überraschend sind dagegen die un-
ses Groß-Motivators an der geschlossenen Betonfassade in Weimar abperlen. (...) Das sauberen Stoßkanten der Innenwände, die
neue Museum Weimar ist auch der traurige Beweis dafür, dass hierzulande aufregende, auch vom beherrschenden weißen Rau-
ja visionäre Architektur kaum mehr eine Chance hat. Weil die Auflagen, Normen und Vor- putz kaum übertüncht werden. Oder die
gaben so absurd hoch sind. Weil aber auch das deutsche Wettbewerbswesen selten etwas durchweg dunklen Innenräume unter einer
anderes hervorbringt als einen schalen Kompromiss. Das Bauhaus-Jubiläum wäre der zusätzlich drückenden tiefgrauen Rippen-
richtige Anlass, darüber nachzudenken, warum die Architektur-Avantgarde in Deutschland decke. Die engen steilen Treppen, von
kein Zuhause mehr hat – auch wenn solche Gedanken keinen Grund zum Feiern bieten.“ denen eine wie durch einen Schacht vom
www.sueddeutsche.de, 5.4.19, Laura Weissmüller obersten Stockwerk herunter ins Erdge-
schoss führt und ein klaustrophobisches
„Kritiker des Bauhauses machen die 1919 in Weimar gegründete Schule gern für die Fehl- Raumgefühl bietet, was leider von dem
schläge der Moderne verantwortlich. Dem Bauhaus wird die Monotonie des Neuen Bau- eines düsteren Kolonnadengangs im Gau-
ens angelastet, die seelenlose Uniformität der Plattenbausiedlungen, der Fe rtig haus - forum nicht weit entfernt ist.“ Foto: Andrew Alberts
würfelhusten in den Speckgürteln der Großstädte. Und auch wenn man die Bauhausdi- www.welt.de, 5.4.19, Marcus Woeller
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