Page 12 - AIT0519_E-Paper
P. 12

FORUM NACHRICHTEN •  NEWS




















               Foto: Timothy Schenck                                        Foto: Getty Images






               Kunst vs. Luxus in New York


               Im New Yorker Stadtteil Manhattan entsteht ein neuer Stadtteil, der mit 25 Milliarden  In Manhattan, New York, a new district is being built which, with construction costs
               Dollar Baukosten als größtes privates Immobilienprojekt der US-Geschichte gilt. Hudson  of 25 billion dollars, is considered the largest private real estate project in US history.
               Yards schließt eine elf Hektar große Fläche deren erster Bauabschnitt im März eröffnet  Hudson Yards completes an 11-hectare site whose first construction phase started in
               wurde. Zwischen jeder Menge überteuerter Wohn- und Bürofläche in den gläsernen Wol-  March. Between many overpriced residential and office spaces in the glass skyscra-
               kenkratzern, Nobelrestaurants und einer Shoppingmall, findet auch der kunstaffine Bür-  pers, noble restaurants, and a shopping mall, even art-loving citizens find room to
               ger Raum zum Entde cken. Die ortsansässigen Architekten Diller Scofidio + Renfro haben  discover. Local architects Diller Scofidio + Renfro have created "The Shed", a specta-
               mit The Shed (Der Schuppen) ein spektakuläres Kulturzentrum mit Galerien, Theater-  cular cultural centre with galleries, theatres, and rehearsal rooms. On oversized
               und Probenräumen geschaffen. Auf überdimensionalen Rädern lässt sich die transluzente  wheels, the translucent membrane can be unrolled over the forecourt if required.
               Membranhülle bei Bedarf über den vorgelagerten Platz rollen. Direkt daneben lässt der  Right next to it, British architect Thomas Heatherwick takes visitors to the sky in his
               britische Architekt Thomas Heatherwick Besucher in seiner trichterförmigen Skulptur  funnel-shaped sculpture ''The Vessel''. The 46-metre high steel structure with copper
               The Vessel (Das Gefäß) in den Himmel steigen. Das 46 Meter hohe Stahlgebilde mit Kup-  cladding consisting of 154 intricate stairs and 2,500 steps is – besides experiencing a
               ferverkleidung aus 154 verschachtelten Treppen und 2.500 Stufen soll – neben dem Er-  new perspective – intended to promote interaction between the visitors.
               lebnis einer neuen Perspektive – die Interaktion zwischen den Besuchern fördern.  www.dsrny.com · www.heatherwick.com · www.hudsonyardsnewyork.com



                                            PRESSESTIMMEN • PRESS REVIEW




               Pressestimmen zum neuen Bauhaus-Museum Weimar von Heike Hanada, Berlin

               „Das neue Bauhaus-Museum Weimar ist ein Monolith. Ein gewaltiger Betonkasten, der  rektoren Walter Gropius, Hannes Meyer und Ludwig Mies van der Rohe nicht für jede Ide-
               sich von der Außenwelt abschirmt. (...) Um da eine Beklemmung zu spüren, braucht man  enlosigkeit moderner Architektur in Sippenhaft nehmen kann, jene Kritiker werden sich
               sich gar nicht das ehemalige Gauforum vergegenwärtigen, das in seiner tumben Größe  vom neuen Bauhaus-Museum Weimar – leider – nur bestätigt fühlen. Denn das seit die-
               schräg gegenüber dem neuen Museum liegt. Man muss auch nicht die funktionale Lieb-  sem Sonnabend geöffnete Haus ist mit Betonklotz nicht besser zu beschreiben. Grau,
               losigkeit der Nachwende-Bauten gleich daneben in den Blick nehmen, um von einer tiefen  schwer, klobig. Wie ein Luftschutzbunker ragt der Quader am Rand des Schwanseeparks
               Traurigkeit erfasst zu werden. Denn just in der Stadt, wo alles begann, wo Walter Gropius  empor, als müsse er mindestens die Goldreserven des Freistaats Thüringen beschützen.
               vor 100 Jahren zur Gestaltungsrevolution aufrief, wird das Bauhaus eingesargt. Deutsch-  (...) Im Inneren öffnet sich der Bau über fünf Ebenen mit einer komplexen Raumstruktur,
               lands Avantgarde bekommt in Weimar einen Sarkophag. Als hätten wir das Erbe heute  die Geschosse übergreift, Ausblicke durch
               nicht bitter nötig. (...) ,Verlangen wir einfach das scheinbar Unmögliche’, forderte Walter  einige wenige Fenster über die Stadt er-
               Gropius 1919 und war vom Gelingen überzeugt. Heute würde selbst der Enthusiasmus die-  laubt. Überraschend sind dagegen die un-
               ses Groß-Motivators an der geschlossenen Betonfassade in Weimar abperlen. (...) Das  sauberen Stoßkanten der Innenwände, die
               neue Museum Weimar ist auch der traurige Beweis dafür, dass hierzulande aufregende,  auch vom beherrschenden weißen Rau-
               ja visionäre Architektur kaum mehr eine Chance hat. Weil die Auflagen, Normen und Vor-  putz kaum übertüncht werden. Oder die
               gaben so absurd hoch sind. Weil aber auch das deutsche Wettbewerbswesen selten etwas  durchweg dunklen Innenräume unter einer
               anderes hervorbringt als einen schalen Kompromiss. Das Bauhaus-Jubiläum wäre der  zusätzlich drückenden tiefgrauen Rippen-
               richtige Anlass, darüber nachzudenken, warum die Architektur-Avantgarde in Deutschland  decke. Die engen steilen  Treppen,  von
               kein Zuhause mehr hat – auch wenn solche Gedanken keinen Grund zum Feiern bieten.“  denen eine wie durch einen Schacht vom
               www.sueddeutsche.de, 5.4.19, Laura Weissmüller                obersten Stockwerk herunter ins Erdge-
                                                                             schoss führt und ein klaustrophobisches
               „Kritiker des Bauhauses machen die 1919 in Weimar gegründete Schule gern für die Fehl-  Raumgefühl bietet,  was leider  von dem
               schläge der Moderne verantwortlich. Dem Bauhaus wird die Monotonie des Neuen Bau-  eines düsteren Kolonnadengangs im Gau-
               ens angelastet, die seelenlose Uniformität der Plattenbausiedlungen, der Fe rtig haus -  forum nicht weit entfernt ist.“  Foto: Andrew Alberts
               würfelhusten in den Speckgürteln der Großstädte. Und auch wenn man die Bauhausdi-  www.welt.de, 5.4.19, Marcus Woeller

               012 •  AIT 5.2019
   7   8   9   10   11   12   13   14   15   16   17