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ÖFFENTLICHE BAUTEN  •  PUBLIC BUILDINGS


































               THÉODORE-GOUVY-THEATER

               IN FREIMINGEN-MERLENBACH


               Entwurf • Design dominique coulon & associés, FR-Straßburg



               Das neue  Théodore-Gouvy-Theater an der Place des  Alliés gibt
               Freimingen-Merlenbach einen farbigen Impuls. Nicht nur durch sei-
               nen prominenten Standort, sondern auch durch sein breit gefächertes
               kulturelles Angebot gilt der von den Architekten dominique coulon &
               associés gestaltete Bau als eine zeitgenössische Anlaufstelle und als
               ein Symbol für Erneuerung der französischen Gemeinde.



               von • by Anna Katharina Göb
               E   in einladendes Schauspiel haben die Architekten dominique coulon & associés mit
                   dem neuen Théodore-Gouvy-Theater in der französischen Gemeinde Freimingen-
               Merlenbach geschaffen. Kultur als Möglichkeit für Begegnung und Kommunikation hat in
               der von Bergbau geprägten Region seit der dortigen Minenschließung und der damit ein-
               hergehenden Zunahme an Arbeitslosigkeit einen hohen Stellenwert. Da das alte Theater  Spektakuläre Farben wie Rot, Pink
               aufgrund seiner zu geringen Kapazität und Bausubstanzschäden ersetzt werden musste,  und Orange verleihen dem Raum Dichte.
               möchte nun der Neubau an seinem zentralen Standort der Place des Alliés nicht nur sym-
               bolisch eine zeitgenössische Verbindung zwischen bestehenden Bau– und Sozialstrukturen
               schaffen. Die Aufnahme einzelner Linien und Fluchten verleihen dem Gebäude eine unge-
               wöhnliche Form, die richtungsfrei das Einkaufszentrum, das Rathaus und Wohngebiete
               verknüpft. Durch die weiße Gebäudehülle fügt sich das Gebäude gleichsam in den städte-
               baulichen Kontext, während großflächige Fenster in den einzelnen Ebenen dazu einladen,
               das Innere genauer zu erkunden. Da sich das Foyer als vertikaler Raum über alle drei Ge-
               schosse erstreckt und mit Versätzen spielt, kann das Gebäude von zwei Ebenen aus betre-
               ten werden. Der Luftraum wird dabei von einer Verflechtung aus Treppen und Erschlie-
               ßungswegen durchzogen, die sich in komplexer Geometrie ausdehnen und verengen. Die
               Kombination aus ebenmäßigem hellen unbehandelten Putz, beigefarbenem  Teppich-
               boden und dem Spiel mit natürlichen Lichteinfällen lässt den Eindruck eines kokonähnli-
               chen Innenraumes entstehen, der zugleich dezent und eindrucksvoll wirkt. Der Zuschau-
               erraum selbst ruft buchstäblich einen theatralischen Bruch zum übrigen Eindruck hervor.
               Spektakuläre Farben wie Rot, Pink und Orange verleihen dem Raum Dichte, die die geo-
               metrischen Strukturen zusätzlich in Szene setzen. Über drei Etagen bietet er dabei Platz für
               700 Sitze und zeichnet sich durch eine Zuschauerdistanz von maximal 20 Metern zu der
               knapp 300 Quadratmeter großen Bühne aus. Nähe und Distanz gehen damit dynamisch
               ineinander über. Diese Dynamik spiegelt sich in der gesamten Komposition des Theater-
               baus, der Raum für unterschiedliche Performances und ein breites Publikum öffnet.


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