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SERIEN PERSPEKTIVWECHSEL • CHANGE OF PERSPECTIVE
r Welche Synergien gibt es denn zwischen Ihrem Büro no w here / architekten desig-
ner und Ihrer Kunstgalerie?
Das Büro no w here / architekten designer war natürlich für die Planung der Galerie ver-
antwortlich. Für das Ausstellungssystem wurden wir im vergangenen Jahr mit einer Spe-
cial Mention beim Internationalen Designpreis Baden-Württemberg „Focus Open“ ausge-
zeichnet. Im Oktober 2024 haben wir die Galerieräume auch für eine kleine Ausstellung
unserer Projekte der GSP – Gesellschaft für Soziales Planen genutzt, die im Rahmen einer
Veranstaltung zum Thema Fürsorge, Wohnen und Pflege in unseren Räumen stattfand.
Prinzipiell ist es auch nicht ausgeschlossen, dass es mal eine Ausstellung zum Thema
Architektur, Architekturzeichnung oder Ähnliches geben wird. Da bin ich sehr offen.
r Ist die Galerie für Sie als Architekt im Hauptberuf eher ein Geschäftsmodell, ein
zweites Standbein, die schönste Nebensache der Welt oder aber die Erfüllung eines
lang gehegten Traumes?
Die Galerie ist ein lang gehegter Traum, da es sehr schade ist, wenn die Sammlung nur
im Archiv schlummert. Die Idee war, eine Plattform zu schaffen, die den in der Sammlung
vorhandenen KünstlerInnen eine Möglichkeit gibt, ihre Arbeiten in größerem Umfang zu
zeigen. So können aber auch neue Positionen Einzug in die Sammlung halten, und der
Kreis der AkteurInnen erweitert sich somit beständig. Für mich ist die Galerie die schöns-
te Nebensache der Welt. Und das sehr positive Feedback nach über einem Jahr Betrieb
bestärkt mich weiterhin darin, ein gutes Programm zu machen.
Foto: El Khouri r Über den Shop der Galerie Amann können interessierte KundInnen Gemälde und
Keramiken erwerben, jüngst zum Beispiel die Grafiken von Jürgen Wittdorf, die wir
Karl Amann mit Künstler Leandro Cultraro • Karl Amann with artist Leandro Cultraro in AIT 11.2024 gezeigt haben. Wie schwer, beglückend oder auch unumgänglich ist es,
sich als Sammler von Kunstwerken zu trennen?
Man muss hier den Sammler vom Galeristen trennen. Aktuell sind Arbeiten aus der
Ausstellungsplakat zur aktuellen, seit Mitte März laufenden Ausstellung • Exhibition poster for the current exhibition Sammlung nicht verkäuflich, denn wenn sie mir einmal ans Herz gewachsen sind, haben
sie meist auch eine Geschichte, die damit verbunden ist. Immer wieder wird aber die
Sammlung mit Arbeiten aus den Ausstellungen erweitert. Viele KünstlerInnen begleite
ich über einen längeren Zeitraum, und so stehen die Arbeiten, die sich in der Sammlung
befinden, auch für eine Art Entwicklungslinie mit unterschiedlichen Schaffensphasen. Ich
fände es schwierig, hier einzelne Arbeiten herauszulösen.
r Mit Ihrem Architekturbüro realisieren Sie auch zeitlich aufwendige Projekte, wie die
Sanierung des Wohn- und Atelierhauses von Egon Eiermann in Baden-Baden (siehe
AIT 7/8.2023). Wie bringen Sie Ihre beiden Professionen zeitlich unter einen Hut?
Die Organisation und Planung der Galerie finden außerhalb meiner Bürotätigkeit statt,
das heißt, vornehmlich in meiner Freizeit und am Wochenende. Das war am Anfang sehr
stressig, aber inzwischen haben sich die Abläufe eingespielt, und ich weiß genau, wann
ich was machen muss, damit nichts anbrennt. Zum Glück habe ich mit Rose Pistola kom-
petente Partner, die das wunderbare CI entwickelt haben und die mich bei den ganzen
Druckprodukten wie Flyern, Plakaten und Katalogen unterstützen. Das Gute an diesem
gesamten Konstrukt ist auch unser Gebäude in der Schwabstraße, das wir sowohl für
unsere Büros als auch die Galerie nutzen. Außerhalb der Vernissagen und Finissagen ist
der Besucherstrom stets, wie allgemein bei Galerien üblich, überschaubar. Ich versuche
während der Öffnungszeiten der Galerie da zu sein. Dann können interessierte Besuche-
rInnen entsprechende Infos von mir bekommen. Wenn ich nicht da bin, haben meine
KollegInnen ein Auge darauf, wer kommt und geht.
r Teile Ihrer Sammlung werden auch regelmäßig in Galerien und Museen gezeigt ...
In der Vergangenheit, als die Galerie noch nicht existierte, gab es immer wieder Zusam-
menarbeiten mit Marko Schacher und seinem Raum für Kunst. Wir haben dort zum Bei-
spiel die erste Ausstellung mit Arbeiten von Walter Gutbrod gezeigt, der 2024 wieder im
Dialog mit Arbeiten von Paula Pelz bei mir zu sehen war. Außerdem gibt es immer wieder
Kontakte zu verschiedenen Museen, die Arbeiten aus der Sammlung für Ausstellungen
Plakatgestaltung: Karl Amann und Rose Pistola ligen in Schaffhausen, mit dem ich immer mal wieder in Bezug auf den Keramiker Gustav
ausleihen, so zum Beispiel die Galerie Fähnle in Überlingen und das Museum zu Allerhei-
Spörri im Austausch bin. Vor einer Weile hat eine der noch existierenden Keramikfirmen
aus Deutschland angefragt, ob sie Objekte ihrer Produktion aus den 1960er-Jahren für eine
Katalogpublikation des Keramikmuseums in Höhr-Grenzhausen ausleihen könnte. Und
auch in diesem Jahr liegen bereits wieder verschiedene Anfragen für Werke aus meiner
034 • AIT 04.2025 Sammlung für Ausstellungen vor.